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0953 - Der Vampirwolf

0953 - Der Vampirwolf

Titel: 0953 - Der Vampirwolf
Autoren: Jason Dark
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besser und übernahm die Führung. Unter seiner Soutane spürte er die Umrisse des alten und geweihten Kreuzes. Es war für ihn ungemein wichtig, und er hatte es schon die letzten Tage über bei sich getragen.
    Den normale Teil des Friedhofs ließ er liegen. Er näherte sich dem, der ganz am Rand lag. Von vielen Menschen wurde er gemieden. Manche behaupteten, daß der Teufel persönlich seinen Atem über diesen Flecken Erde hatte wehen lassen.
    Es war dem Mann zu dunkel. Er ging zu den anderen zurück, um die Fackel zu holen.
    Ihr Licht streifte in einem hellen und dunklen Muster über die vom Regen nasse und auch glänzende Erde. Es verfing sich in Pfützen, sein Widerschein ließ Reflexe entstehen, die den Popen hin und wieder blendeten.
    Neben dem schon geschaufelten Grab blieb er stehen. Er hoffte, daß nicht zu viel Wasser hineingelaufen war, denn perfekt war die Abdeckung nicht. Dragan Samescu hörte hinter sich das Keuchen.
    Er wartete auf seine Helfer, die den Wagen mühevoll heranschoben und zogen. Der Pope leuchtete ihnen, wobei der zur Seite getreten war.
    Diese Ecke des Friedhofs war einfach nur düster. Regelrecht schwarz kam sie den Männern vor. Als wäre es keine normale Dunkelheit, sondern einzig und allein die Seelen der Verbrecher, die sich von den Körpern gelöst hatten, um über dem Boden ihren bizarren Tanz aufzuführen, wo sie sich mit dem Nebel vereinigten.
    Die Helfer keuchten. Das Ziehen und Schieben der Karre hatte sie angestrengt. Ihre Gesichter glänzen im Fackelschein rötlich, als hätte man sie mit einer Ölfarbe bestrichen.
    »Ihr könnt anfangen«, sagte der Pope.
    Mehr brauchte er nicht zu tun. Es war zwischen ihm und den Helfern schon zuvor alles gesagt worden. Zwei räumten die Planen zur Seite, die anderen beiden kümmerten sich um die auf der Graböffnung liegenden Bretter, die sie ebenfalls wegräumten. Sie waren naß und schwer geworden, und auf der Plane hatte sich in einer Mulde Wasser gesammelt, das jetzt links neben dem Grab versickerte.
    »Moment noch«, sagte Samescu, als er sah, daß seine Helfer nach der Kiste greifen wollten. Er trat dicht an den Grabrand heran und senkte die Fackel.
    Das Licht glitt in die Tiefe. Direkt entlang an den feuchten Rändern, und es bekam einen Widerschein, als es sich auf dem Wasser verfing, das den Boden bedeckte.
    Rechts neben der Öffnung türmte sich der Erdhügel. Er war vom Regen teilweise abgetragen worden. Der Pope wußte, daß seine Freunde das Grab noch in der Nacht zuschaufeln würden, und er drehte sich zu ihnen um.
    Er trug noch immer die Fackel, deren Flamme die Bewegung mitmachte und einen heißen Gruß an den Gesichtern der jungen Leute entlangstreifen ließ.
    »Jetzt werft ihn hinein.«
    Die Männer nickten. Ihre Gesichter waren starr. Sie waren sich der Aufgabe durchaus bewußt, und sie vertrauten auch auf die Macht des Popen. Er hatte sie noch nie enttäuscht, und er würde es auch heute nicht tun.
    Gemeinsam wollten sie die Kiste von der Ladefläche anheben. Zu zweit standen sie sich dabei gegenüber und griffen über das nicht allzu hohe Gitter an der Seite hinweg.
    Ihre Hände lagen auf dem feuchten Holz, bis sie gemeinsam zurückzuckten, als hätten sie einen Befehl bekommen. Es war kein Befehl, es lag einzig und allein an der Reaktion aus dem Innern der Kiste. Die Bestie schien die Berührung bemerkt zu haben. Sie meldete sich mit einem wütenden Knurren und hieb von innen her gegen den Deckel, der sich sogar spannte, aber hielt.
    »Er weiß Bescheid!« keuchte einer der Helfer. »Er weiß genau Bescheid…«
    »Ruhe!« befahl der Pope. Mit einer Handbewegung verschaffte er sich Platz. Dicht neben dem Karren blieb er stehen. »Und wenn er Bescheid weiß, er wird seinem Schicksal nicht entgehen.« Unter der Soutane hatte Samescu wieder seine Weihwasserkugel hervorgeholt. Sie war noch fast voll. Und wieder spritzte er das Wasser gegen die Kiste, wobei er zusah, wie einige Tropfen durch die Ritzen an der Seite ins Innere gelangten.
    Sie trafen die Bestie. Das Heulen hörte sich wütend und schmerzerfüllt zugleich an.
    Der Pope nickte und lächelte zugleich, bevor er zu seinen Helfern hingewandt sagte: »Er ist nicht allmächtig. Er ist nur grausam und böse. Aber er empfindet Schmerzen, und das ist auch gut so. Starke Schmerzen, grausame Schmerzen. Sie sollen ihn zerfressen, und ich hoffe, daß sie auch seine Seele zerstören werden.«
    »Können wir ihn in das Grab werfen?«
    »Ja, tut es. Auch wenn er schreit,
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