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0953 - Der Vampirwolf

0953 - Der Vampirwolf

Titel: 0953 - Der Vampirwolf
Autoren: Jason Dark
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hörte man in diesem Ort noch auf ihn, den Popen. Das war nicht überall so. Er wußte von Landstrichen, wo das Wort der Kirche kein Gewicht mehr hatte. Da war dann alles anders geworden. Da hatten die Menschen dem Falschen geglaubt. Sie liebten ihn, sie hingen an ihm fest, sie verehrten ihn, und sie ahnten nicht, daß es der Weg in die Verdammnis war.
    Wie sich bewegende Gespenster erschienen die Schatten der Helfer im Dunst. Einer trug die Fackel.
    Das Licht reichte für die vier jungen Männer aus, die vor dem Popen stehenblieben und sich verneigten, als sie ihn grüßten.
    Er lächelte sie an. »Ich danke euch, daß ihr meinem Wunsch gefolgt seid.« Dann deutete er auf die Kiste. »So kann der böse Fluch endlich begraben werden.«
    »Hast du ihn gehört?« fragte der Fackelträger.
    »Ja, das habe ich. Ich hörte ihn. Er ist noch da!« Samescu senkte seine Stimme. »Und er ist böser und grausamer denn je. Er wartete darauf, aus seinem Gefängnis zu flüchten, aber er schaffte es nicht, versteht ihr? Wir haben ihn gefangen. Wir sind besser als das Böse.« Er hob die Weihwasserkugel an. »Hier, damit habe ich ihn bespritzt. Ich habe ihn schreien hören. Schreien und jaulen.«
    »Ist er denn tot?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Können wir ihn töten?« wollte derselbe Mann wissen.
    Der Pope war ehrlich und hob die Schultern. »Ich weiß es nicht genau, ich weiß es wirklich nicht. Wir können ihn schwächen…«
    »Und dann töten?«
    »Nein!« widersprach Dragan, »auf keinen Fall. Es wäre alles zu riskant. Wir müssen ihn begraben, dabei bleibt es. Er muß in der Tiefe der Erde seine Existenz aushauchen, nur dann haben wir gewonnen. Und ich hoffe, daß er es nicht schafft, sich wieder zu befreien.« Er schaut seine Helfer an, weil er von ihnen Zustimmung erwartete, aber die jungen Männer zögerten.
    »Was habt ihr? Ihr seht aus, als wärt ihr unglücklich.«
    »Besorgt sind wir«, wurde ihm erklärt.
    »Warum?«
    »Schlechte Nachrichten.«
    Der alte Pope war erstaunt. »Nachrichten? Ich habe nichts gehört. Was ist denn geschehen?«
    »Es gibt wieder die Banden in der Nähe. Die marodierenden Landsknechte und Soldaten, die der Vlad nicht mehr bezahlen kann. Viele von ihnen nehmen sich, was sie brauchen. Sie sind so schlimm wie ihr Herrscher. Sie töten die Männer, sie vergewaltigen die Frauen, sie rauben die Kinder und werfen sie den Wölfen zum Fraß vor. Sie brennen die Dörfer nieder. Viele haben die Fackeln des Todes schon in den einsamen Tälern gesehen, auch nicht weit von hier. Man weiß nie, wohin sie ziehen, sie teilen sich auf. Die Horde ist unberechenbar. Wir haben schon daran gedacht, den Ort zu verlassen.«
    »Ihr wollt weg?« flüsterte der Pope erstaunt.
    »Ja.«
    Die anderen drei schauten sich verlegen an. Sie sagten nichts und überließen dem Fackelträger auch weiterhin das Wort. Er versuchte es mit einer Erklärung und sagte, daß sie jung waren und noch Jahre am Leben bleiben wollten. Auch andere wollten mit - ältere, Frauen und Kinder eingeschlossen.
    »Ich werde nicht gehen«, sagte der Pope. »Ich bin alt. Ich werde meine Heimat und meine Kirche nicht verlassen. Vielleicht hätte ich auch so gedacht, wäre ich jünger gewesen, aber das ist jetzt alles vorbei, versteht ihr?«
    »Ja. Wir wollten es dir nur sagen.«
    »Und werdet ihr mir auch helfen?«
    »Das ist versprochen.«
    »Gut, dann werden wir das Gitter öffnen.« Samescu trat zurück, damit seine jüngeren Helfer freie Bahn hatten. Sie lösten den Riegel und zerrten die Tür auf.
    Ein anderer zog den Karren herbei, auf dem die Kiste mit der Bestie ihren Platz finden sollte. Zu dritt schoben die Männer den Gegenstand aus der Hütte.
    Auch der Fackelträger half mit. Er hatte seine Fackel in eine Halterung gesteckt.
    Die Männer keuchten, als sie sich mit der Kiste abmühten. Sie merkten auch, daß sich darin etwas bewegte. Die Bestie war unruhig geworden. Sie kratzte mit den Pfoten, und sie schlug hin und wieder mit dem Schwanz gegen die Seiten.
    Zum Glück war der Boden durch den Regen schlammig und glatt geworden. So konnten die Männer die Kiste zum Wagen schieben und sie anschließend auf die Ladefläche hieven.
    Dort blieb sie stehen, vom Schein der Fackel umtanzt, und der alte Pope war zufrieden. Ein letzter Traum würde sich für ihn erfüllen, denn er glaubte nicht, daß jetzt noch etwas passieren konnte.
    Ihr Ziel war der Friedhof. Der Teil mit der unheiligen und nicht geweihten Erde. Es war der allerbeste Platz, um
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