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0953 - Der Vampirwolf

0953 - Der Vampirwolf

Titel: 0953 - Der Vampirwolf
Autoren: Jason Dark
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das Weihwasser.
    Ja, das war gut. Er kam damit zurecht. Er würde es auch einsetzen, wenn der Unhold sein Grab gefunden hatte.
    Die schwere Tür zu öffnen, fiel ihm auch nicht mehr so leicht wie früher. Der alte Mann mußte schon stark daran zerren, um sie so weit aufzubekommen, daß er ins Freie schlüpfen konnte. Hinein in die Dunkelheit der Nacht, hinein auch in den Dunst, der vom Boden hochstieg und dabei unheimlich wirkende Wolken bildete, die sich wiederum bewegten und sich stets mit den anderen zusammenfanden, um ständig neue Figuren zu bilden. Es war kein kalter Nebel, die Hitze war von der Erde gespeichert worden, und jetzt, nach dem Regen, dampfte sie aus.
    Der Dunst nahm ihm auch die Sicht auf die übrigen Häuser der kleinen Ortschaft, die zwar einen Namen hatte, aber wer merkte sich den schon? Es gab die Häuser, es gab die Kirche, und es gab den alten, schiefen Friedhof, geweihte Erde, an den sich unheilige Erde anschloß. Dort wurden Mörder, Verbrecher und manche Soldaten bestattet, auch Personen, die geplündert oder die Köpfe ihrer Feinde auf ihre Lanzen gesteckt hatten. Da machten sie es dem nach, der ihr großes Vorbild war, dem Vlad Dracul, einem mächtigen, grausamen und blutrünstigen Herrscher, der es immerhin mit seinem Heer geschafft hatte, die Türken zurückzudrängen. Trotzdem war er nicht gut, denn er liebte den Tod, die Folter, das Blut und das Grauen.
    Hinter dem alten Mann fiel die Tür ins Schloß, und Dragan Samescu zuckte zusammen, als er das Geräusch vernahm. Es hatte für ihn einen so endgültigen Klang gehabt, der ihn wieder an sein nahes Ende erinnerte. Bestimmt war diese Nacht seine letzte, aber das wollte er seinen Helfern nicht sagen, die sicherlich gleich erscheinen würden. Der Pope konnte sich auf die jungen Männer verlassen, zudem war er eine Person im Ort, die man unbedingt akzeptierte.
    Er ging einige Schritte nach rechts. Wäre der Nebel nicht gewesen, dann hätte er den kleinen Bau sehen können, der neben der Kirche stand und kaum größer als eine Hütte war. Wer sie betreten wollte, mußte sich ducken, so niedrig war sie gebaut worden, aber in ihre befand sich etwas Besonderes, und der alte Mann konnte es sich auf seine Fahne heften, daß es ihm gelungen war, das Grauen einzufangen.
    Er bekam schlecht Luft. Es lag am Dunst. Immer wenn der Pope einatmete, rasselte es in seinem Hals.
    Mit müden Schritten bewegte er sich weiter. Aus dem Ort hörte er Männerstimmen. Obwohl die Häuser nahe standen, klangen die Stimmen leise und sehr weit entfernt, als gehörten sie Geistern, die durch den Nebel wanderten.
    Es war feucht. Es roch nach Tod, nach schwerer, nasser Graberde, und der Pope wußte, daß dieser Geruch genau in eine Nacht wie dieser hineinpaßte.
    Im Ort machten sich seine jungen Helfer bereit. Sie würden bald hier erscheinen. Er hatte ihnen auch gesagt, wo sie ihn finden konnten. Der Mann bewegte sich mit schlurfenden Schritten auf die kleine Hütte zu. Er ging gebeugt, behielt aber die Tür mit dem Eisengitter immer im Auge. Denn dahinter befand sich der Gefangene.
    Da hörte er das Heulen!
    ***
    Es klang unheimlich, schaurig und bösartig zugleich. Für einen Moment raubte es ihm sogar den Atem. Dragan Samescu faltete seine Hände, als wollte er ein Stoßgebet zum Himmel schicken, denn dieses Heulen hatte sich so schrecklich angehört, als wäre es vom Teufel persönlich ausgestoßen worden.
    Und so etwas wie ein Teufel steckte auch in diesem kleinen Haus. Ein widerliches Etwas, ein Sinnbild des Bösen, eine Zucht aus der tiefen Vergangenheit.
    Der Pope ballte die Hände zu Fäusten. Er schwor sich, nicht aufzugeben, auch wenn der andere noch so stark heulte. Vor allen Dingen nicht in dieser Nacht, die von ihm selbst ausgewählt worden war.
    Er brauchte sich nicht davor zu fürchten, wenn er auf die Hütte zuging. Trotzdem klopfte das Herz übermäßig stark in seiner Brust. Er fühlte sich wie jemand, der unter Anstrengungen litt. Mittlerweile mußte er dem Alter schon Tribut zollen, aber diese eine Sache hier wollte er noch durchziehen.
    Dragan Samescu ging etwas langsamer. Dabei konzentrierte sich sein Augenmerk auf die Gittertür, vor der Dunstschwaden entlangkrochen wie Vorhänge, die vieles verdecken wollten.
    Die Erde war naß und weich. In ihr steckten Hände, die nach den ausgetretenen Schuhen des Popen griffen. Er watete durch den Schlamm und hatte immer Mühe, seine Füße aus dem weichen Boden zu ziehen. Es war zwar Nacht, aber es hatte
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