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095 - Ruine der Kopflosen

095 - Ruine der Kopflosen

Titel: 095 - Ruine der Kopflosen
Autoren: Larry Brent
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dann stürmte er in die Dunkelheit.
    „Buuuurt!“
schrie er entsetzt, als er sah, daß dessen Kerzenständer klappernd auf den
steinernen Boden fiel. Eine Kerze verlöschte sofort. Die andere flackerte noch.
    Mit
schnellen Schritten war Rolf Weber heran und riß den Leuchter empor.
    „Burt?“
fragte der Deutsche matt. Seine andere Hand umklammerte den Griff des
Schwertes.
    Der
Saal, in dem er sich befand, mußte riesig sein.
    Zwei
Schritte vor ihm saß jemand auf dem Boden. An dem blauen Hemd erkannte er, daß
es sein Freund war. „Mann, Burt“, flüsterte er.
    „Was
ist denn los, warum…?“ Es blieb für alle Zeiten unausgesprochen, was er fragen
wollte.
    Burt
Taylor erhob sich und kam auf Rolf zu.
    Der
hielt den Kerzenständer höher, um das Gesicht seines Gegenübers zu sehen.
Eiskaltes Grauen packte ihn, und er glaubte, alles Leben würde aus seinem
Körper weichen.
    „Burt!“
gellte es aus seinem Mund, als er endlich wieder sprechen konnte. Der Freund
hatte keinen Kopf mehr!
     
    ●
     
    Dumpfes
Gurgeln brach aus Rolfs Kehle.
    Burt
Taylor, der Kopflose, bewegte sich wie ein Roboter auf ihn zu. Seine Arme waren
nach dem Freund ausgestreckt, und sie zuckten, als würden elektrische
Stromstöße durch sie hindurchfahren.
    Rolf
Weber warf den Kerzenständer gegen diese gespenstische Erscheinung.
    Als
würde er erkennen, was geschah, reagierte Burt Taylors Torso blitzschnell -
ohne Sinnesorgane! Ohne Augen!
    Der
Kerzenständer verfehlte sein Ziel, flog an dem Kopflosen vorbei und krachte auf
den Boden. Ehe die beiden Flammen verlöschten, erkannte Rolf noch, daß der
abgeschlagene Kopf seines Freundes dort lag und ihn mit großen Augen musterte.
     
    ●
     
    Der
Deutsche rannte, als wäre der leibhaftige Satan hinter ihm her.
    Er
jagte durch den folgenden Gang, erreichte den Rittersaal und stürzte auf die
Tür zu, die ins rettende Freie führte. Kühle, feuchte Nachtluft schlug ihm
entgegen. Rolf lief durch den Innenhof und hatte das Gefühl, als griffen
tausend unsichtbare Finger nach ihm. Diese Nacht voller Schrecken stellte sein
Weltbild auf den Kopf!
    Es
nieselte, und im Norden spaltete ein bizarrer Blitz die Nacht. Erst viel später
war der Donner zu hören, immer noch sehr fern.
    Rolf
Weber hetzte durch das Tor und hielt die Waffe noch umklammert. Er rannte zu
dem Zelt, blieb dort kurz stehen und sah sich nach eventuellen Verfolgern um.
    Dieser
Platz war verhext, verflucht! Hier konnte er nicht länger bleiben.
    An
einem Baum hatten sie ihre Räder abgestellt. Er riß seines an sich und schwang
sich auf den Sattel.
    Nur
weg von hier! So schnell wie möglich.
    Das
Schwert war zu lang, es hinderte ihn beim Fahren, deshalb schleuderte er es von
sich. Steil und holprig ging der schmale Pfad abwärts. Der junge Mann hatte
Mühe, das Rad einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Mehr als einmal wurde ihm
bei der rasenden und risikoreichen Fahrt der Lenker aus der Hand gerissen.
    Da
geriet er in ein Loch - das Vorderrad wurde herumgerissen und saß in einer
Mulde fest.
    Rolf
flog über die Lenkstange, riß instinktiv die Arme hoch, um den Kopf zu
schützen, aber seine Reaktion erfolgte einen Atemzug zu spät.
    Mit
voller Wucht krachte er gegen einen spitzen Stein, aber er spürte den Schmerz
nicht mehr. Tiefe Bewußtlosigkeit hüllte ihn augenblicklich ein.
     
    ●
     
    Er
war immer sehr früh auf den Beinen. Sobald der Morgen graute, hielt ihn nichts
mehr im Bett.
    Walt
McTobish lebte seit drei Jahren im House of Sunshine . Der Name klang
verführerisch nach einer herrlich gelegenen Pension, nach Ruhe und Erholung.
Ein bißchen von allem hatte es auch. Trotzdem wäre kein normaler Reisender auf
die Idee gekommen, hier nach einer Unterkunft zu fragen.
    House
of Sunshine war ein Haus besonderer Art - psychisch Kranke fanden
hier Aufnahme.
    Walt
McTobish litt unter Depressionen. In einem solchen Zustand hatte er vor seiner
Einlieferung seine Frau angefallen und lebensgefährlich verletzt. Der
rothaarige Schotte war nicht gemeingefährlich. Man mußte ihn nicht in einer
verschlossenen Zelle halten. Hier in der Anstalt war Walt ruhiger geworden. Die
Ärzte waren mit seinem Zustand zufrieden, und das Pflegepersonal hatte wenig
Arbeit mit ihm. Walt ging ihnen sogar zur Hand, räumte gebrauchtes Geschirr
weg, und er erledigte Botengänge innerhalb der Anstalt.
    Er
durfte im Garten spazierengehen und brauchte keinen Bewacher.
    Nur
eines war ihm untersagt: jenen Bezirk der Anstalt zu betreten, den die
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