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095 - Ruine der Kopflosen

095 - Ruine der Kopflosen

Titel: 095 - Ruine der Kopflosen
Autoren: Larry Brent
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im Laufe der Zeit auch mal ein Burgherr residierte, der sich mit schwarzer
Magie beschäftigte, wer weiß… Hier gibt es viele Schlösser und Burgen. Die
berühmtesten haben ihre Legenden. Von anderen wiederum
weiß man gar nichts. Über die Black Walls jedenfalls habe ich noch nichts
gelesen. Stell dir einfach vor, ein Magier habe darin gelebt!“ sagte Burt mit
schläfriger Stimme.
    Sie
waren beide müde von der strapaziösen Anreise, denn die Fahrt. Unter normalen
Umständen hätten sie sich nicht vor Mitternacht in ihr Zelt zurückgezogen,
schließlich war es erst halb zehn.
    „Meine
Phantasie arbeitet schon“, flüsterte Rolf. „Ich sehe ihn vor mir, wie er an
einem riesigen Trog steht und in einer giftgrünen Brühe eine Alraunwurzel kocht
und beschwörende Formeln murmelt, die wie Gift durch die Mauern schleichen und
die Menschen erfassen, die am Fuß der rätselhaften schwarzen Burg wohnen. Der
Magier holt ihre Seelen, ihr Blut, um seine künstlichen Alraungeschöpfe zu
beleben. Einen Dorfbewohner nach dem anderen verschleppt er auf das Schloß. Das
Dorf stirbt aus, und heute gibt es keine Spuren mehr, die darauf hinweisen. Den Namen hat man vergessen, die Häuser
sind versunken, der Staub der Jahrhunderte bedeckt sie. In den schwarzen Mauern
der Ruine aber lauert noch heute das Grauen. Nachts kann man sie hören, die
teuflischen Geschöpfe, denen der Magier ewiges Leben
verliehen hat. Wie Fledermäuse flattern sie dann durch die Luft in diesem verrufenen
Bezirk, und man kann ihre furchtbaren Schreie hören, die sie von sich geben,
und…“
    Burt
seufzte. „Die Archäologie ist nichts für dich, Rolf. Bei deiner Phantasie mußt
du Schriftsteller werden. Wenn du weiter so daherredest, wird es mir komisch
zumute. Außerdem…“ Er brach mitten im Satz ab. Vor dem halbgeöffneten Zelt
bewegte sich etwas - flatterte erregt hin und her. Nervös setzte er sich auf,
war schnell am Eingang und schlug das Zeltteil zurück.
    Fledermäuse!
    „Ich
werde verrückt“, entfuhr es ihm und er schluckte. „Deine Alraunmännchen!“
    Die
Freunde sahen sich an und schlugen sich auf die Schultern. Noch immer lachend
verschlossen sie das Zelt, nachdem sie beobachten konnten, daß aus dem Turmrest
neben dem Eingang zum ehemaligen Schloßhof weitere Fledermäuse flatterten und
sich dem Zelt näherten.
    „Sie
sind echt, Gott sei Dank“, bemerkte Burt. „Du und deine Flattermänner. Ich
glaube, ich träume heute nacht davon.“ Träume konnten, wenn man eine lebhafte
Phantasie hatte, furchtbar sein. Aber die Wirklichkeit war oft viel schlimmer.
     
    ●
     
    Von
einer Sekunde zur anderen war Rolf hellwach. Er vermochte nicht zu sagen, wie
lange er geschlafen hatte.
    Ein
seltsames Geräusch hatte ihn geweckt.
    Es
hörte sich an, als ob jemand zwei harte Eisenstangen im gleichen Rhythmus
aneinander schlage. Er warf einen Blick auf den Freund an seiner Seite.
    Burt
schlief wie ein Murmeltier.
    Das
Geräusch draußen dauerte an.
    Rolf
robbte zum Eingang und schlug die Plane zurück.
    Dem
Zelt genau gegenüber lagen die schwarzen, dicken Mauern der Ruine.
    Ruine?
    Der
Deutsche war fassungslos.
    Da
stand keine Ruine mehr! Massig und trutzig erhoben sich die riesigen
Schloßmauern vor ihm, als wären sie eben erst erbaut worden. Kein Stein fehlte,
alle Zinnen waren erhalten, die dunklen, spitzen Türme an der Seite und hinter
der Schloßmauer erhoben sich wie fremdartige Zelte. Der Himmel war düster und
bewölkt. Mächtige Wolkenberge stauten sich über dem Land, und in der Ferne
donnerte es bereits. Aber die Wolkendecke war noch nicht so geschlossen, daß kein
Lichtstrahl des vollen Mondes durchgedrungen wäre. Sie riß hin und wieder auf,
und in dem klaren, kalten Licht, das sich auf die Felsen und die schwarzen,
riesigen Mauern ergoß, sah Rolf Weber etwas vor der Schloßmauer, was nicht sein
konnte!
    Von
dort kam auch das metallische Klingen.
    Zwei
Degenfechter trugen ihren Kampf aus.
    Wie
benommen starrte er auf die Szene und glaubte zu träumen. „Das ist nicht wahr,
das kann nicht sein“, murmelte er und rieb sich die Augen.
    Doch
die Szene mit den beiden Kämpfern verschwand nicht, auch nicht das Schloß,
dessen wuchtige Mauern ihn zu erdrücken schienen. Nochmals kniff er sich in den
Handrücken und biß sich auf die Lippen.
    Er
spürte den Schmerz, also war er wach!
    Gebannt
starrte er auf die beiden Männer in der fremdartigen, altmodischen Kleidung.
Sie trugen Wams und Hosen, wie sie in vergangener Zeit üblich
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