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095 - Ruine der Kopflosen

095 - Ruine der Kopflosen

Titel: 095 - Ruine der Kopflosen
Autoren: Larry Brent
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wie eine Treppe benutzen konnte.
    Walt
stand in drei Metern Höhe über dem Boden. Mit den Fingern seiner linken Hand
krallte er sich kräftig in die Kerbe über ihm, mit der anderen Hand stocherte
er in Hüfthöhe einen gelockerten und mit dunkler Erde getarnten Stein aus den
Fugen. Er machte sich jetzt nicht mehr die Mühe, die Steine einzeln nach
unten zu bringen, achtete aber darauf, daß sie nicht aufeinanderfielen. Solche
Geräusche durften nicht auf sein Tun aufmerksam machen.
    Mechanisch
arbeitete er sich nach oben, erreichte das Ende der Mauer und setzte sich
darauf. Sein Körper war schweißüberströmt, und das rötliche Haar klebte auf
seiner Stirn.
    Trotzdem
gönnte er sich keine Ruhe.
    Es
ging auf der Außenseite der Mauer weiter. Gleich in Reichweite befand sich der
nächste Stein, der sich leicht herausschieben ließ. Der letzte, der zweieinhalb
Meter über dem Erdboden gelockert werden mußte, lag nun vor ihm. Aus dieser
Höhe mußte er springen. Das traute er sich zu. Aus noch größerer
Höhe war es ihm zu riskant, und er fürchtete, sich zu verletzen. Dies wäre
gleichbedeutend mit einer Rückkehr in das House of Sunshine . Und genau
davor grauste ihm.
    Mit
der Feile kratzte er die Fugen tiefer. Zehn Minuten vergingen, zwanzig, eine
halbe Stunde - es wurde heller.
    Der
Schweiß tropfte von Walt McTobishs Stirn, denn er benötigte mehr Zeit, als er
berechnet hatte.
    Im
Haus wurde es lebendig. Ein Fahrzeug fuhr vor. Die ersten Angestellten trafen
ein. Helles Lachen und ferne Stimmen klangen an sein Ohr.
    Walt
wurde nervös und mußte sich zur Ruhe zwingen.
    Noch
eine Viertelstunde - wie endlos lange diese Zeit sein konnte!
    Aber
dann war es soweit.
    Der
Stein plumpste aus der Mauer heraus.
    Es
eilt!, schoß es ihm durch den Kopf. Kurz taxierte er die Entfernung zum Boden -
und sprang…
    Er
blieb minutenlang im Gras sitzen. Gleich hinter der Mauer begann der Wald.
    Walt
McTobish wußte, daß er sich in die Berge absetzen und so schnell wie möglich
von dort weiter mußte. Gerade in der näheren Umgebung würde man mit der Suche
beginnen, sobald einer sein Fehlen bemerkte.
    Der
Mann, von dem man während der Verhandlung nie erfahren konnte, weshalb er seine
Frau umbringen wollte, tauchte im Gebüsch unter.
     
    ●
     
    Die
Sonne brannte auf sein Gesicht, und Rolf Weber blinzelte.
    Es
dauerte einen Moment, bis er merkte, daß er nicht im Zelt lag, sondern auf
hartem, steinigem Boden. Alles tat ihm weh. Sein Schädel dröhnte, und der
Deutsche fühlte die dicke, blutverkrustete Beule an der Stirn.
    Der
Sturz hatte ihm zugesetzt, aber seine Erinnerung funktionierte einwandfrei.
Klar und deutlich stand alles vor ihm.
    Traum?
Wirklichkeit? Hatten sie gestern abend zuviel getrunken? War er nachher im
Dusel durch die Gegend marschiert und wußte von allem nichts mehr? Sonderbare
Dinge kamen ihm in den Sinn. Der Torso des Freundes, die beiden Fechter, von
denen der eine kopflos weitergekämpft hatte.
    Was
für verrückte Bilder sich ihm aufdrängten!
    Jetzt,
am Tag, waren die Schrecken der Nacht wie weggewischt, und er sah alles in
einem anderen Licht. Es gab sicher eine Erklärung dafür.
    Rolf
rieb sich den Schädel, blieb aber noch auf dem harten Boden hocken. Er
schüttelte sich und versuchte sich zu erheben. Da vernahm er knirschende
Schritte. Ein Schatten fiel über ihn. „Na, wunderbar“, sagte eine Stimme. „Sie
haben es ja ganz von allein geschafft. Da brauche ich gar nicht nachzuhelfen.“
    Rolf
Weber warf den Kopf herum.
    Er
sah einen jungen, braungebrannten Mann, etwa dreißig Jahre alt, der einen
sympathischen Eindruck machte. „Ich bin gekommen, um Sie zu verarzten“,
erklärte der Fremde, der mit kräftigen, ausholenden Schritten den Pfad bezwang.
Er trug einen Verbandskasten und lachte. „Vorhin habe ich Sie geschüttelt und
auf die Wangen geschlagen, aber Sie kamen nicht zu sich. Hier, nehmen Sie einen
Schluck!“ Mit diesen Worten reichte er ihm eine kleine Flasche Whisky. „Das
wirkt manchmal Wunder, weckt die Lebensgeister.“ Der Fremde ging neben ihm in
die Hocke, stellte den Verbandskasten ab und fuhr fort: „Übrigens, mein Name
ist Larry Brent.“
    „Rolf
Weber!“ Er nahm einen kräftigen Schluck, und der Alkohol brannte wie Feuer in
seiner Kehle. Rolf schüttelte sich, und sein Gesicht lief rot an. „Wie haben
Sie mich gefunden, Mister Brent?“
    Larry
deutete auf das Gebüsch, das den steilen, steinigen Pfad säumte.
    „Ich
habe das Fahrrad von der Straße unten
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