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0947 - Geballte Wut

0947 - Geballte Wut

Titel: 0947 - Geballte Wut
Autoren: Simon Borner
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Monsieur Desjardins. Sie waren mir eine große Hilfe. Leben Sie wohl.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ der Chefinspektor das kleine Büro. Zurück blieb ein sprachloser Desjardins, der ihm so lange grübelnd nachsah, wie die Kameras der Cité seinen Weg die Stufen hinauf zur Erdoberfläche einfangen konnten.
    Kapitel 2 - Böse Zweifel
    Die Türme des schlossähnlichen Anwesens ragten in den strahlend blauen Himmel, als wollten sie die Sonne herausfordern. Grüne Wiesen umgaben das Gebäude mit der Wehrmauer und der über einen leeren Burggraben gelassenen Zugbrücke. Es wirkte wie ein steingewordener Anachronismus - Relikt einer vergangenen, gefährlicheren Zeit.
    Obwohl auch die Gegenwart ihre Gefahren barg. Niemand wusste das besser als der Mann, der hinter diesen Mauern lebte, arbeitete und kämpfte. Gegen die Dunkelheit, das Grauen und die Hölle selbst.
    Zamorra. Sag mir, dass ich mich irre. Bitte.
    Pierre Robin stand auf einem kleinen Hügel und ließ seinen Blick über das Loire-Tal und das in Hanglage errichtete Château Montagne schweifen, den Wohnsitz seines langjährigen Freundes, des Meisters des Übersinnlichen. Zamorra und er hatten schon einiges zusammen durchgestanden, das zu glauben er von niemandem erwarten konnte. Sie hatten Dinge gesehen, die das geistige Fassungsvermögen so manches Mitmenschen um Längen übertroffen hätten. Und sie hatten Situationen gemeistert, die mehr als ausweglos erschienen waren. Wer sich mit Zamorra umgab, mochte in Gefahr geraten, das wusste Pierre aus eigener Erfahrung; doch er befand sich stets auf der Seite des Siegers. Des Guten. Der Gerechtigkeit.
    Bis heute…
    Es war absurd. Pierre kannte den Mann seit Jahren, vertraute ihm und seinem Urteilsvermögen vorbehaltlos. Zamorras Menschenkenntnis war über jeden Zweifel erhaben! Nicht selten machte genau dieser Instinkt für ihn den Unterschied aus, der über Leben und Tod entschied.
    Zamorra würde sich nie mit Mördern umgeben , dachte er und schüttelte den Kopf, als könne er dem Gedanken durch die Bewegung Nachhaltigkeit verleihen. Nicht, wenn er sie nicht unter Kontrolle zu halten wüsste.
    Nun, in diesem einen Fall schien ihm die Kontrolle jedenfalls entglitten zu sein. Eric Zann war tot - und Pierre Robin wusste, wer die Schuld daran trug.
    Die junge Frau, die dort hinter den Schlossmauern lebte und der er vor einiger Zeit bei einem Besuch des Hauses begegnet war.
    Oder?
    Pierre stopfte seine Pfeife neu, entzündete sie und rauchte stumm.
    Gedankenverloren, wie er war, dauerte es eine ganze Weile, bis er das Klingeln seines Handys bemerkte. Pierre blinzelte, griff in seine Hosentasche und nahm das Gespräch an. »Robin.«
    »Chefinspektor«, drang Richters Stimme aus dem winzigen Lautsprecher. »Sie… Ähm, hier liegt eine Nachricht für Sie vor.«
    Robin seufzte. Richter war die Urlaubsvertretung seines Assistenten Jo Wisslaire und ein ziemlicher Korinthenkacker. Der junge Beamte schien den Begriff Regelfetischist erfunden zu haben und gehörte zu der Sorte Mensch, die zum Lachen in den Keller ging. Bei ihm musste alles seine Ordnung haben, denn schon in der kleinsten Unregelmäßigkeit sah er das Potenzial für Chaos, Anarchie und den Untergang des Abendlandes.
    »Was ist denn, Richter?«, fragte Pierre seufzend und strich sich über den Schnauzbart. Hat jemand aus deiner Kaffeetasse getrunken und dir so den Tag versaut?
    »Ein Anruf aus Paris, Chefinspektor. Von einem gewissen Monsieur Desjardins. Er - und das ist wirklich seltsam! - er wolle Sie wissen lassen, dass es schon wieder passiert sei. Sie wüssten dann schon, was er meine.«
    Vor Überraschung stand Pierre Robins Mund so weit offen, dass seine Pfeife ins Gras fiel.
    ***
    Willkommen zu Hause.
    Anne stand am Waldrand, kurz vor den letzten Ausläufern des Forsts, und starrte zum Château hinüber. Ihre Fingernägel gruben sich ins Fleisch ihrer Handflächen, so fest ballte sie die Fäuste. Zähne knirschten.
    Dies war der Ort. Er musste es sein. Sie war wieder da.
    Wie viel Zeit wohl vergangen war, seit Matlock McCain sie übers Ohr gehauen hatte? Seit er sie vorgeführt und vor den Augen von Zamorra und seinem unsäglichen Mutantenverein zum Narren gehalten hatte? Es war hier geschehen, genau an dieser Stelle. [1] Anne hatte es nicht vergessen.
    Wie vergaß man eine Schmach, die einem seitdem Nacht für Nacht im Traum erschien? Die einen wütend machte, nein: rasend, wann immer man an sie dachte?
    McCain, der Druidenvampir, hatte sich eine
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