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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy
Autoren: Jason Dark
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fast bis oben hin, und auf der Oberfläche zeigte sich eine Sahnehaube wie ein kleines, mit Schnee bedecktes Gebirge.
    »Dann mal guten Appetit, kleine Prinzessin«, sagte Donna. Sie stellte den Teller mit dem Kuchen vor ihre Tochter hin, die augenblicklich zur Gabel griff und anfing zu essen, sich aber dabei an die alten Regeln der Mutter hielt und erst von ihrem Kakao trank, wenn sie den Bissen hinuntergeschluckt hatte.
    Lucy war alt genug, um sich ihre Sachen selbst aus dem Schrank zu holen, die sie anziehen wollte. Diesmal trug sie einen dicken, weißen Pullover mit einer knallroten Comicfigur auf der Vorderseite. Sie kannte den Namen dieses lustigen Monsters, das aussah wie eine Mischung aus einem Drachen und E. T.
    »Hast du dir auch die dicken Strümpfe angezogen, Lucy«
    Sie kaute und nickte dabei. Wenig später, als ihr Mund leer war, fragte sie: »Willst du es sehen?«
    »Nein, ich glaube es dir auch so.«
    Lucy freute sich und aß weiter. Das Leben hätte so herrlich sein können, wenn nur nicht der Schatten der vergangenen Nacht darüber hinweggefallen wäre.
    Donna hatte sich vorgenommen, nicht daran zu denken, aber diese Gedanken kamen automatisch. Zudem war sie keine Schauspielerin, die ihre Gefühle kontrollieren konnte, deshalb bemerkte Lucy, daß mit ihrer Mutter etwas nicht stimmte.
    »Du siehst so komisch aus, Mummy.«
    »Wieso?«
    »Weiß ich auch nicht. Irgendwie anders. Ja, ganz anders als vorhin.«
    »Das glaubst du nur.«
    »Doch, Mummy, doch.« Lucy wischte den braunen Streifen von der Oberlippe. »Als wolltest du gleich anfangen zu weinen.«
    Donna hob nur die Schultern. Sie gab ihrer Tochter im Prinzip recht, denn ihr war nach heulen zumute. Sie wußte auch nicht so recht, wohin sie schauen sollte, versuchte dann ein Lächeln, als sie den Kopf bewegte, das aber wirkte verkrampft und war deshalb mißlungen. So war sie froh, daß sich das Telefon meldete und sie sich aus der augenblicklichen Situation lösen konnte.
    Die Apparate standen im Haus verteilt. Unter anderem hatte einer auch in der Küche seinen Platz gefunden. Sie hob ab und meldete sich mit einem überforsch klingenden »Ja bitte.«
    »Ich bin es, Donna.«
    »Jack – toll…«
    »Wieso?« Er lachte etwas zerkratzt. »Was ist los? Das klang richtig unecht. Ist irgend etwas?«
    »Zum Glück nicht, Jack. Ich hatte nur einen schlechten Augenblick, da hast du mich auf dem falschen Bein erwischt.«
    »Wegen der Nacht?«
    »Natürlich.«
    »Und was ist mit Lucy?«
    Donna gab noch keine Antwort. Sie warf ihrer Tochter einen Blick zu, die am Tisch saß, den Becher mit beiden Händen hielt und noch den letzten Tropfen Kakao aus dem Becher schlürfte.
    »Ihr geht es gut.«
    »Das freut mich. Keine Nachwirkungen?«
    »Nein.«
    »Hast du schon mit ihr darüber gesprochen?«
    »Noch nicht, Jack.«
    »Aber du wirst es tun?«
    »Sicher.«
    Lucy ließ den Becher sinken. »Ist das Daddy?«
    »Ja, Liebes.«
    »Bestell ihm schöne Grüße.«
    »Mach ich.«
    Jack hatte alles verstanden. »Gib der Kleinen einen Kuß zurück und sag ihr, daß ich ihr bestimmt etwas mitbringen werde.«
    »Mach ich, Jack.«
    »Dann bis heute abend. Und paßt gut auf euch auf.«
    »Wird schon schiefgehen.« Donna war froh, das Gespräch abbrechen zu können, denn in ihrem Hals saß wieder der Kloß. Sie wünschte sich ihren Mann herbei, doch das war nicht möglich. Er mußte im Büro sein, denn kleine Firmen mußten ums Überleben kämpfen. Da mußte jeder Mitarbeiter sein Bestes geben. Durch den neuen Auftrag war das folgende Jahr gesichert, wie Donna wußte.
    »Eigentlich möchte ich jetzt nach draußen gehen«, sagte Lucy.
    »Wenn die anderen auch nicht in der Schule sind, können wir ja weiter an unserer Rutschbahn bauen.«
    Donna nahm wieder am Tisch Platz. »Du kannst auch nach drau ßen gehen, Liebes, aber erst später.«
    Das Mädchen verzog das Gesicht. »Warum denn?«
    Auch Donna reagierte ähnlich und krauste die Stirn. »Lehrerinnen können manchmal richtig fies und gemein sein. Ich habe den anderen Schülern nämlich etwas zu arbeiten gegeben. Sie sind bestimmt bis zum Nachmittag damit beschäftigt.«
    »Ja, Mummy, du bist wirklich fies.«
    »Gelernt werden muß eben.«
    »Und ich?«
    »Na ja«, sagte die Frau gedehnt, »darüber müßten wir uns eigentlich mal genauer unterhalten.«
    »Brauche ich nicht zu lernen?«
    »So gut bist du ja auch nicht in der Schule. Ich wollte mit dir über die letzte Nacht reden, Lucy. Du erinnerst dich?« Die Kleine schaute
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