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094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin
Autoren: Edgar Wallace
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erzählte sie ihm dauernd von der Klinik und von den Verdiensten Dr. Marfords. Erst nach und nach gelang es ihm, die Unterhaltung wieder an sich zu reißen. Er sprach von Südafrika und seinen beiden Farmen. Die eine lag in der Wildnis von Rhodesien, die andere in der schönen Gegend von Paarl.
    »Das Leben dort unten wird dir allerdings etwas einsam vorkommen, obwohl es natürlich gesellschaftlichen Verkehr gibt. Ich bin sehr bekannt -«
    »Dort drüben ist jemand, der dich kennen muß«, sagte sie lachend.
    Er wandte schnell den Kopf, konnte aber in der vorbeiflutenden Menge kein bekanntes Gesicht erkennen.
    »Wo?«
    »Dort - der dunkle Herr. Er steht bei dem Strumpfgeschäft.«
    Er schaute hin und runzelte die Stirn.
    »Ach ja, ich kenne ihn, wenn auch nicht besonders gut. Ich habe einmal ein Geschäft mit ihm gemacht, bei dem ich viel verdiente, und das hat er mir nicht vergeben.« Plötzlich änderte er das Thema. »Liebling, ich kann dich heute abend leider nicht ins Theater mitnehmen. Bist du mir sehr böse?«
    Ihm böse sein? Sie war zu glücklich dazu, und sie stand zu sehr unter dem Eindruck dieses ungewöhnlichen Abenteuers. Dieser hübsche, fremde Mann war aus dem Nichts in ihr Leben getreten, und sie war noch so wenig an ihn gewöhnt, daß sie nur scheu seinen Namen aussprach. In ihm erfüllten sich ihre kühnsten Träume, aber er stand gleichsam immer noch außerhalb des Bereichs der Wirklichkeit für sie.
    Zehn Tage kannte sie ihn nun, aber diese kurze Zeit erschien ihr wie eine Ewigkeit. Während der Fahrt war sie ein paarmal nahe daran, ihm die Überraschung mitzuteilen, die sie für ihn plante. Er liebte sein Haus über alles, und zu sehr hätte er das Nachbargrundstück neben seiner Farm in Paarl besessen. Für achttausend Pfund stand es zum Verkauf, und er hatte ihr begeistert davon erzählt, welche Vorteile es hätte, wenn er seinen Landbesitz vergrößern könnte.
    Als sie durch Piccadilly Circus fuhren, sprach er gerade wieder davon.
    »Du hast mich ehrgeizig gemacht, Liebling. Aber ich bin nur ein armer Farmer und habe nicht genügend Geld. Ich sehe schon, daß diese prachtvolle Farm für mich verlorengeht.«
    Wieder kam sie in Versuchung, ihm ihr Geheimnis anzuvertrauen. Sie hatte einen Freund in Kapstadt, einen jungen Rechtsanwalt, den sie von Oxford her kannte. Diesen hatte sie am Morgen telegrafisch ersucht, die Farm zu kaufen.
    Vor ihrer Wohnung in Bury Street trennte er sich von ihr.
    »Ich bin wirklich zu traurig, daß ich die Farm nicht kaufen kann«, sagte er zum Abschied. »Wenn ich morgen nur viertausend Pfund telegrafisch überweisen könnte, wäre das Geschäft perfekt.«
    Sie lächelte rätselhaft und träumte später in ihrem Zimmer von grünen Abhängen und hohen, sonnenbeschienenen Felsenbergen, wo kleine Affen Tag und Nacht in den Zweigen der Bäume turnten.
    Als sie abends um zehn ins Bett gehen wollte, erhielt sie ein Telegramm, das sie vollständig aus der Fassung brachte. Sie brauchte jemand, der ihr in diesem Augenblick raten und helfen konnte, und es war merkwürdig, daß sie zuerst an Mike Quigley dachte. Aber als sie mit zitternder Hand den Hörer vom Telefon nahm, um ihn anzurufen, erfuhr sie, daß er nicht in der Redaktion war. Hastig kleidete sie sich wieder an.

4
    Als Janice gegangen war, machte sich Dr. Marford daran, die Medizinen zu bereiten, die er seinen Patienten im Laufe des Tages verschrieben hatte. Das war gewöhnlich seine Abendbeschäftigung.
    Die Arbeit befriedigte ihn aber nicht, und er ging zu seinem Schreibtisch zurück, wo Stöße von Papieren und Rechnungen auf ihn warteten. Leider arbeitete er in seiner Klinik mit Defizit, denn es waren ständig neue Apparate und Einrichtungsgegenstände zu kaufen. Auch die Berichte über das Erholungsheim in Eastbourne zeigten eine Unterbilanz. Aber trotzdem verlor er den Mut nicht.
    In den nächsten Tagen erwartete er größere Überweisungen von einem Mann aus Antwerpen und einem anderen aus Birmingham, die ihm regelmäßig Geld schickten. Er legte die Papiere zusammen und verschloß sie in einer Schublade. Dann stand er auf und trat durch eine Seitentür auf den Hof hinaus.
    Es war ein geräumiger Platz. An dem einen Ende stand der große Schuppen, in dem der alte Gregory Wicks gegen geringe monatliche Miete sein Auto unterstellte.
    Dieser Chauffeur war ein kräftiger, eigenwilliger Mann, stets schweigsam und zurückhaltend anderen Leuten gegenüber. Niemals stellte er sich mit anderen Taxis in eine Reihe,
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