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094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin
Autoren: Edgar Wallace
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nachdenklich, »das ist ja sehr schade - ich meine für die Klinik. Was sagt denn aber Mr. Quigley dazu?«
    Bisher hatte er eine merkwürdige Abneigung gegen den jungen Berichterstatter gehabt. Viel zu oft hatte Mike Janice in der Klinik besucht und abends abgeholt. Dr. Marford war es auch nicht recht gewesen, daß Quigley so begeisterte und lobende Artikel über ihn und die Klinik verfaßt hatte, denn er liebte es nicht, in der Öffentlichkeit genannt zu werden.
    »Mr. Quigley hat nicht das geringste Recht, etwas dagegen zu sagen«, erklärte sie trotzig. »Er ist ein sehr guter Freund - oder vielmehr er war es.«
    Es folgte eine peinliche Pause.
    »Sie sind nicht mehr miteinander befreundet?« fragte Dr. Marford freundlich, der sich im Augenblick eigentümlich zu dem jungen Mann hingezogen fühlte.
    »Das kann man eigentlich nicht sagen. Ich mag ihn gern - er ist sehr nett, aber manchmal etwas herrisch und anmaßend. Neulich sorgte er wirklich sehr gut für mich, und ich habe ihm nicht einmal dafür gedankt. Es war an dem Abend im Howdah-Klub, als der schreckliche Mensch kam.«
    Er sah sie fragend an.
    »Welcher schreckliche Mensch?«
    »Weißgesicht!«
    »Ach ja, ich habe davon gelesen. Sergeant Elk hat es auch erwähnt. Man nimmt an, daß der Mann hier in der Gegend wohnt. Ich glaube, für diese Theorie ist Ihr Freund Mike verantwortlich. Handeln Sie auch wirklich klug?«
    Die Frage kam überraschend.
    »Meinen Sie meinen Entschluß, zu heiraten? Handelt ein junges Mädchen in dieser Beziehung überhaupt klug, Dr. Marford? Selbst wenn ich diesen Mann seit Jahren jeden Tag gesehen hätte, würde ich ihn dann kennen? Die Männer zeigen sich den Frauen gegenüber nur von der besten Seite, solange sie nicht verheiratet sind. Solange man nicht mit ihnen zusammenwohnt, ist es unmöglich, sie wirklich kennenzulernen.«
    Marford nickte, dann schwiegen sie beide eine Weile.
    »Es tut mir sehr leid, daß ich Sie verliere«, sagte er schließlich. »Sie waren eine sehr tüchtige Helferin.«
    Sie kam nun zu einem schwierigen Punkt, denn sie wußte, wie empfindlich er in dieser Beziehung war.
    »Ich möchte der Klinik eine kleine Stiftung machen. Etwa tausend Pfund . . .«
    Er hob die Hand, und sein Gesichtsausdruck zeigte, wie peinlich es ihm war, über solche Dinge zu sprechen.
    »Nein, nein, davon will ich nichts hören. Sie haben mir früher schon einmal den Vorschlag gemacht. Aber es ist wirklich genug, daß Sie die lange Zeit hier umsonst gearbeitet haben. Das war ein gutes Werk und mehr wert als alles Geld.«
    Sie wußte, daß er seine Meinung nie ändern würde. Aber wenn er ihre Stiftung zurückgehen ließ, wollte sie ihm am Tage ihrer Hochzeit das Geld anonym zukommen lassen.
    Unerwartet streckte er seine schmale Hand aus:
    »Ich hoffe, daß Sie glücklich werden«, sagte er.
    Diese Worte waren zu gleicher Zeit Glückwunsch und Entlassung.
    Sie überquerte die Straße bei der Endley Street. An der Ecke stand ein großer, hübscher Mann, dessen Haare an den Schläfen grau wurden. Janice erkannte Donald und war erstaunt, daß er sich ziemlich vertraut mit einer Dame unterhielt. Die Frau ging gleich darauf fort, und er kam lächelnd auf Janice zu.
    »Eine entsetzliche Gegend, mein Liebling. Ich freue mich, daß du bald von hier fortkommst.«
    »Mit wem hast du denn eben gesprochen?« fragte sie.
    Er lachte und sah der schlanken Gestalt nach.
    »Ach, meinst du die Dame? Es ist merkwürdig - sie hielt mich für ihren Bruder. Als sie ihren Irrtum bemerkte, kam sie in große Verlegenheit. Hast du gesehen, wie hübsch sie war?«
    Janices Wagen war in einer nahen Garage untergebracht. Früher hatte sie ihn vor der Tür stehen lassen, aber Dr. Marford hatte ihr davon abgeraten. Und er hatte auch recht behalten, denn in einer Woche hatten die Eltern der Kinder, die sie im Krankenhaus pflegte, aus dem Auto gestohlen, was sie nur nehmen konnten.
    Sie setzte sich ans Steuer, und er betrachtete sie wohlgefällig. Als sie an der Klinik vorbeifuhren, sah sie Dr. Marford am Fenster und winkte ihm zu.
    »Wer ist das?« fragte er leichthin.
    »Mein Chef.«
    »Dr. Marford? Schade, daß ich ihn nicht genauer gesehen habe. Er ist wohl eine große Nummer hier in der Gegend?«
    Sie lachte.
    »Ach, man spricht eigentlich verhältnismäßig wenig über ihn in Tidal Basin. Aber er ist wirklich ein ungewöhnlich selbstloser Mensch. Jeden Schilling spart er sich ab, um seine Klinik in Gang zu halten.«
    Während der Fahrt durch die City
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