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0939 - Das Rätsel von Lakikrath

Titel: 0939 - Das Rätsel von Lakikrath
Autoren: Unbekannt
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Obwohl Tezohr vom Geschlecht her ein Morphling war, sprach er ganz normal. Er war ein wahrer König! „Während der Manifestationsphase verschlug es mich einige Male in die Nähe der Menschlinge. Von ihnen droht keine Gefahr. Es würde sich lohnen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Sie könnten uns noch sehr nützlich sein."
    Ahrzaba empfand ein erhebendes Gefühl, als Tezohr von sich als von einem der Ihren sprach. „Wir vertrauen dir, Tezohr. Dein Wort ist uns Befehl."
    „Ihr könnt euch zurückziehen", sagte Tezohr. „Ich werde hier auf die Menschlinge warten und ihnen entgegentreten."
     
    *
     
    „Es ist schlimm, daß mein Volk so tief gesunken ist", klagte Tezohr, während er vor Tekener und Jennifer durch einen Gang eilte. Irgendwo vor ihnen erscholl Kehrilas durchdringender Gesang. „Aber wer konnte voraussehen, daß es so kommen würde!"
    „Darüber werden wir uns später noch ausführlich unterhalten, Majestät", sagte Tekener nicht ohne einen gewissen Spott. „Aber wollen wir doch erst einmal dein Psychod zurückholen."
    „Ja, gewiß. Das ist wichtig."
    So klein Tezohr war, Jennifer hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
    Sie kamen zu einer Abzweigung. Tezohr hielt an und lauschte, aber von Kehrila war nichts mehr zu hören. „Trennen wir uns", schlug Tezohr vor und wandte sich nach links.
    Tekener gab Jennifer zu verstehen, daß er in der Nähe des Zwotters bleiben wolle, und deshalb lief Jennifer in den rechten Gang. Sie hoffte nur, daß Tek sich nicht zu unüberlegten Gewaltmaßnahmen hinreißen ließ, falls sich die Situation zuspitzte. Sie selbst hatte bisher nie das Gefühl gehabt, daß ihnen Gefahr drohte, und sie konnte sich auch gar nicht vorstellen, von welcher Seite sie bedroht werden sollten.
    Die Gänge, durch die sie kam, waren alle noch gut erhalten. In Abständen von zwanzig Schritten brannten Öllampen an den Wänden, die ein warmes Licht spendeten. Wie lange diente dieser Abschnitt des subplanetaren Labyrinths den Mitgliedern der Zwotterkolonie bereits als Unterschlupf? Doomvar hatte gesagt, daß Berichte über Geistererscheinungen in Lakikrath schon seit Jahrzehnten vorlagen. Das konnte die Antwort auf ihre Frage sein.
    Kehrila wiederum hatte ausgesagt, daß sie von Zwottertracht stammten. Und Jennifer mutmaßte, daß sie einst jenem Kreis von Zwottern angehört hatten, die zu Boyt Margors oder dessen Vaters Vertrauten zählten. Das war die einzige Antwort dafür, daß sie statt Vincranisch Interkosmo sprachen - oder sangen.
    Jennifer konzentrierte sich wieder auf die Suche nach Kehrila. Ihr war, als hätte sie von ferne den für Zwotter-Zwitter typischen Singsang gehört. Sie verhielt, um zu lauschen. Und jetzt vernahm sie den Gesang ganz deutlich.
    Er kam von links, aus einem Quergang. Sie drang vorsichtig und leise in diesen ein. Mit jedem Schritt näherte sie sich der Geräuschquelle. Der Singsang verstummte für einen Moment, setzte jedoch sofort wieder ein. Es schien, daß Kehrila ihren Standort beibehielt. Jennifer hatte keine Mühe, sich an ihrer Stimme zu orientieren. Sie mußte nur um ein paar Ecken herum, dann kam sie zu einem niedrigen Torbogen, der in ein .größeres Gewölbe führte. Obwohl der wehklagende Gesang wieder verstummt war, zweifelte Jennifer nicht daran, daß er von hier gekommen war.
    Vorsichtig drang sie in das Gewölbe ein. Hier brannten keine Öllampen, und noch bevor sie sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatte, spürte sie an ihrer Seite eine Bewegung. Und im gleichen Moment setzte der jämmerliche Sprechgesang wieder ein. Aber er kam auf einmal von allen Seiten und aus vielen Kehlen.
    Um ihre Beine schlangen sich Arme, Hände zerrten an ihrem Gewand. Etwas kletterte ihr den Rücken hoch, und im nächsten Moment landete ein kleiner Körper auf ihrer Brust. Durch die Wucht des Aufpralls wurde sie umgestoßen und verlor den Halt. Sie landete rücklings auf dem Boden, und bevor sie dazu kam, sich wieder aufzurappeln, waren die kleinen Körper über ihr, und unzählige Hände griffen nach ihr.
    Ihre Augen hatten sich nun so weit an die herrschenden Lichtverhältnisse gewöhnt, daß sie in den Quälgeistern Zwotter erkennen konnten. Es waren acht oder zehn, so' genau war dies nicht auszumachen, denn sie waren ständig in Bewegung. Aber es entging ihr nicht, daß es Zwotter ohne weibliche Attribute waren. Also Frauen im Wechsel zur Mann-Phase oder bereits zu Männern degeneriert. Ihr Geschrei tat ihr in den Ohren weh.
    Und Jennifer schrie selbst, um das
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