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0934 - Der Schlüssel zur Quelle

0934 - Der Schlüssel zur Quelle

Titel: 0934 - Der Schlüssel zur Quelle
Autoren: Simon Borner
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Druidenvampir lächelte. Seine Fangzähne glitzerten im Licht der Laternen, ein unausgesprochenes Versprechen. »Dich.«
    Dann griff er an.
    Anne wirbelte herum, konnte der Attacke des Fahlen aber nicht ausweichen. Hart prallte McCain in ihren Rücken, riss sie von den Füßen und pinnte sie mit seinem Gewicht auf den nasskalten Asphalt. »Hmmmm«, summte er verspielt und ließ mit einem spöttischen Kichern seine kalten Klauenfinger durch ihre Haare streichen. Die Berührung eines Liebhabers. »Du bist erstaunlich bequem für dein Alter.«
    Abermals brandete die Wut auf. Anne ließ sie zu und half selbst mit, die Dämme ihrer Selbstkontrolle niederzureißen. Jede Kraft war gute Kraft in ihrer Situation. Dann stützte sie die Handflächen auf dem Boden ab und nutzte ihren Hass als Energie, als Kraftreserve zur Verteidigung.
    McCain wurde abrupt zurückgeschleudert. Noch ehe er begriffen haben konnte, wie ihm geschah, war Anne wieder auf den Beinen. Keuchend, aber gefasst. Bereit für die zweite Runde.
    Komm doch , dachte sie. Komm und hol's dir, wenn du dich traust. Kathryne hätte sich sicherlich darüber erschreckt, wie viel Lust und Kampfeswille in dem Gedanken mitschwang, aber Kathryne war nicht hier und Anne keine Frau für lange Selbstanalysen. Sondern für Taten. Besonders, wenn diese Blut, Schweiß und Tränen beinhalteten und sie selbst Verursacher all dieser Säfte sein konnte. So wie jetzt.
    »Respektabel, Anka Crentz«, sagte McCain knurrend und machte einen Ausfallschritt, um sein Gleichgewicht zu wahren. Er wirkte alt auf Anne, schwach. Nahezu unwürdig. »Aber deine Finesse nützt dir jetzt auch nichts mehr.«
    Dann hob er die Hände, stieß sich aus dem Stand vom Boden ab und sprang der Unsterblichen entgegen - in übermenschlicher, rasender Geschwindigkeit.
    Nichts anderes hatte Anne erwartet. Sie hechtete nach links, drehte sich auf dem Absatz und schlug mit den Armen nach der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte. Matlock keuchte vor Überraschung, als ihre Fäuste gegen seinen Rücken stießen.
    Gierig griffen ihre Finger nach seiner Kleidung, bohrten sich ihre Nägel eine Bahn durch den Stoff. Anne presste sich mit aller Macht gegen den Angreifer und schaffte es, ihn aus der Ruhe zu bringen. Mit einem lauten Klang fiel McCain gegen die Fahrertür des Renaults, die sofort nachgab und sich nach innen eindellte. Anne ließ immer noch nicht locker. Nun war es an ihr, den Gegner zu beherrschen.
    Bequem, ja? Du maßt dich an, mir zu nahe zu kommen? Ausgerechnet du alter Wurm?
    Sie hob ein Bein, stieß dem Druidenvampir das Knie in den Rücken und krallte ihm die Rechte ins Haar. Fest und gnadenlos zog sie ihm den Kopf in den Nacken. »Und noch was, Matlock«, hauchte sie, den Mund ganz dicht an seinem rechten Ohr. »Nenn! Mich! Nicht! Anka!«
    Jedes Wort war gebündelte Wut, viel zu lange schon unterdrückt und zurückgehalten. Jedes Wort wurde von einem Schub begleitet, mit dem sie McCains Kopf gegen den Wagen stieß. Was bildete der Druidenvampir sich auch ein? Wer war er, über sie zu urteilen? Ihr nachzustellen? Denn dieser Name - dieses unerträgliche »Anka Crentz« - war ein Urteil! Eine unhaltbare, untragbare Annahme, die unbedingt gesühnt werden musste.
    Für einen kurzen Moment überlagerte ihre Wut ihre Aufmerksamkeit. Diesen Augenblick nutzte ihr Widersacher! McCain griff nach hinten, umfasste Annes Handgelenk und zog. Dann ging alles ganz schnell. Einbeinig stehend, verlor Anne kurz das Gleichgewicht, rutschte auf dem nassen Untergrund aus und schlug der Länge nach hin. Binnen eines einzigen Augenblicks war Matlock wieder über ihr, presste sein kalter, harter Körper gegen ihren Brustkorb, trieb ihr die Luft aus den Lungen und die Kraft aus dem Leib. McCains Augen waren schwarz wie der Tod und in seinem offenen, von Fangzähnen dominierten Mund sah Anne ihren eigenen Untergang.
    Es war vorbei. Der Druidenvampir hatte sie genau da, wo er sie haben wollte, und es gab wenig, was Anne ihm in dieser Lage - ohne die Unterstützung Kathrynes, ohne Waffen und ohne magische Hilfsmittel - so spontan noch hätte entgegensetzen können. Dennoch strengte sie sich an. Mit aller Kraft, die sie noch aufzubringen vermochte, wehrte sie sich gegen das scheinbar Unvermeidliche, bäumte sich unter dem Angreifer auf und wand sich unter den Berührungen seiner kalten, gierigen Hände. Sie öffnete ihren Geist, suchte nach einer Magie, die ihr den entscheidenden, letzten Vorteil verschaffen würde. War
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