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093 - Die Toten stehen auf

093 - Die Toten stehen auf

Titel: 093 - Die Toten stehen auf
Autoren: Dämonenkiller
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für Zelle entstehen. Es gelang ihm ganz ausgezeichnet - bis auf einige Kleinigkeiten. Doch hoffte Aghmur, daß diese niemandem auffallen würden, auch nicht seinem neuen Meister.
    Aghmur ließ die Gestalt des Mädchens wieder zerfließen und glitt als formlose Masse durch Ritzen und Spalten des Gemäuers in die unterirdischen Gewölbe mit den Grüften hinunter. Er drang in die Grüfte ein und glitt in bestimmtem Rhythmus über die sterblichen Überreste der einstigen Burgherrn hinweg. Dabei hinterließ er seine schleimige Spur.
    Bald darauf öffneten sich die Grüfte, und die solcherart belebten Toten kamen heraus. Kein Uneingeweihter hätte sie als Tote erkannt, denn sie sahen aus wie zu ihren Lebzeiten. Doch Aghmur wußte, daß nur Scheinleben in ihnen war, denn er hatte es ihnen selbst verliehen.
    Aghmur gab seinen dienstbaren Geistern die entsprechenden Befehle, dann wartete er auf das Erscheinen seines neuen Meisters. Zwischendurch versuchte er immer wieder, sich die Gestalt seines letzten Opfers zu geben; doch es gelang ihm nie zur vollsten Zufriedenheit. Er produzierte auch Merkmale seiner vorangegangenen Opfer- jener, noch minderwertigeren Geschöpfe, über die er in seiner blinden Gier hergefallen war.
    Plötzlich empfing er Impulse. Es waren Impulse fremden Lebens.
    In seiner ersten Erregung dachte er, daß sich ahnungslose Opfer hierher verirrt hatten. Menschen. Doch dann erkannte er, daß es sich nicht um die Ausstrahlung gewöhnlicher Menschen handelte. War sein neuer Meister bereits eingetroffen?
    Aghmur traf in der Gestalt des Mädchens alle Vorbereitungen zum Empfang. Er ging sogar so weit, in ihre Kleider zu schlüpfen; dies jedoch nicht, weil er die Kleider für die Feierlichkeit des Augenblicks angemessen hielt, sondern um seine körperlichen Makel zu verdecken.

    Dorian hatte in seiner Hosentasche ein zerknautschtes Päckchen Zigaretten gefunden. Während sie eine Wendeltreppe hoch auf die Plattform eines Turmes stiegen, versuchte er vergeblich, sich eine Zigarette anzuzünden. Das Feuerzeug gab nicht einmal Funken von sich. Er steckte es resigniert in die Tasche zurück. Die Luftfeuchtigkeit war so groß, daß ihm die Zigarette zwischen den Lippen aufgeweicht wurde und sich auflöste. Oder war das nicht auf Luftfeuchtigkeit zurückzuführen, sondern auf Schwarze Magie?
    Sie waren bis jetzt nur durch leere Korridore und Räume gekommen. Einmal fanden sie eine glasartige Spur auf dem Boden, die zu einer Mauerritze führte und dort endete. Magnus Gunnarsson hatte in seiner schulmeisterlichen Art vor einer Berührung gewarnt. Und als er während ihres Aufstiegs Dorians hilflose Versuche sich eine Zigarette anzuzünden, beobachtete, konnte er sich die Bemerkung nicht verkneifen: „Lassen Sie doch einfach Ihren Spiegel Feuer speien! Anders wird es in dieser Hochburg der Schwarzen Magie kaum gehen."
    Unga, der die Spitze übernommen hatte und beim Stufensteigen die Arme unnatürlich abgewinkelt hielt, sagte: „Du solltest den Ys-Spiegel lieber dafür benutzen, uns an einen freundlicheren Ort zu bringen, Dorian."
    Magnus Gunnarsson wurde sofort ernst.
    „Das wäre zu riskant", warnte er und fügte spöttisch hinzu: Dorian ist noch viel zu unsicher im Umgang mit dem Spiegel. Nehmen Sie es mir nicht übel, Dorian, aber Sie kommen mir vor wie ein Baby, das mit einer Atombombe spielt."
    Dorian schluckte diese Bemerkung. So unrecht hatte der Isländer gar nicht damit. Was wußte er wirklich über den Spiegel? Was wußte er über die Möglichkeiten, die er bot, und über die Kräfte, die in ihm schlummerten? Ganz abgesehen davon, hatte er keine Ahnung, wie er die Kräfte entfesseln - und was noch wichtiger war - zu seinem Vorteil einsetzen konnte. Daß er sich und seine beiden Begleiter aus dem einstürzenden Hotel gerettet hatte, war seinem Instinkt und seinem Selbsterhaltungstrieb zu verdanken. Aber steuern konnte er den Spiegel ebensowenig wie das Stigma in seinem Gesicht. Er konnte nur mit Bestimmtheit sagen, daß der Einsatz des Spiegels ihn körperlich ebenso wie geistig ungemein schwächte; und er hatte erkannt, daß er sich von dem Spiegel nicht mehr trennen konnte. Als hätte sich der Ys-Spiegel mit seinen metaphysischen Schwingungen aufgeladen; als hätte er einen Teil von Dorians Persönlichkeit in sich aufgesogen. Er war ein Teil von ihm geworden.
    Dorian hatte erst vor wenigen Minuten versucht, den Spiegel abzunehmen -trotz Magnus Gunnarssons und Ungas Warnung. Es war ihm zwar gelungen, aber
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