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0928 - Der Fliegenmann

0928 - Der Fliegenmann

Titel: 0928 - Der Fliegenmann
Autoren: Jason Dark
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allem so denkst wie ich. Stimmst du zu?«
    »Ausnahmsweise.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Du wirst Sarah aber von mir grüßen, Jane, versprichst du mir das?«
    »Und ob.«
    »Dann sag ihr, daß es für sie eine Lehre sein muß. Sie soll sich nicht mehr in irgendwelche Fälle hineinhängen, das ist nichts für ihr Alter.«
    »Sag es ihr selbst. Du kennst sie doch. Sie wird weder auf mich noch auf dich hören. Sarah geht ihren eigenen Weg, und da läßt sie sich durch nichts beirren. Du kannst reden, ich kann reden, aber ich glaube nicht, daß wir sie ändern können.«
    Ich hob die Schultern.
    »Sarah ist zu eingefahren.« Einmal in Fahrt, redete Jane weiter. »Ja, sie ist eine Frau, die man als Oma ansehen muß. Hast du schon einen alten Baum verpflanzt?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    »Wir schaffen das beide nicht.«
    Ich streckte meine Beine aus und schlug sie übereinander. »Dann müßten wir zusehen, daß sie sich mehr im Haus aufhält und sich mit dem theoretischen Kram beschäftigt. Ihr habt doch das Archiv dort oben. Sie kommt sogar mit dem Computer zurecht.« Ich schlug mit dem Fingernagel gegen die Außenhaut der Tasse. »Da kann sie doch wählen. Da ist sie in Form. Da kann sie Theorien aufstellen und…«
    »Macht sie auch, John. Aber manchmal, wenn es ihr zuviel wird, kommt sie sich vor wie in einem Gefängnis. Da muß sie raus, und ich kann sie nicht festbinden.«
    »Leider«, murmelte ich.
    Jane verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Es gibt eben Dinge, die auch wir nicht ändern können. Zumindest nicht bei Sarah. Wie ich sie kenne, wird sie mir zustimmen, so lange sie noch im Krankenhaus liegt. Sollte das dann vorbei sein, wird sie wieder in ihre alten Aktivitäten zurückfallen. Aber besser so als anders.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wie viele Frauen in ihrem Alter laufen am Leben vorbei?«
    »Stimmt auch wieder.«
    Jane schaute auf die Uhr. »Für mich wird es wohl Zeit.« Sie stand auf und nahm ihre Jacke vom Nebenstuhl hoch. Auch ich erhob mich. Gezahlt hatten wir schon. Unsere Maschinen starteten nicht zeitgleich. Die nach Dresden flog eine halbe Stunde später.
    Wir verabschiedeten uns.
    Jane umarmte mich, ich umarmte sie. »Gib auf dich acht, John.«
    »Das werde ich versuchen. Und du kauf noch einen großen Blumenstrauß für Sarah.«
    »Das werde ich machen.«
    Ein Kuß noch, dann wurde es für die Detektivin Zeit. Sie hängte sich die Tasche um, schaute zurück, winkte und war dann in dem Menschentrubel verschwunden.
    Ich blieb zurück. Nachdenklich, denn meine Gedanken drehten sich um Sarah Goldwyn. Sie hatte irrsinniges Glück gehabt, wie schon des öfteren. Aber ich fragte mich, wie lange dieses Glück denn noch anhielt? Nicht immer war jemand in der Nähe, der ihr das Leben rettete. In gewisser Hinsicht war Sarah auch unverbesserlich. Sie versuchte es immer wieder, ging allein und schien vergessen zu haben, wie alt sie war.
    Ich hoffte nur, daß mich der neue Fall in Tschechien nicht zu lange aufhielt. Dabei vertraute ich Harry Stahl voll und ganz, obwohl er mir kaum etwas Konkretes mitgeteilt hatte, aber einige Leute mußten in großer Sorge sein.
    Der Warteraum für die Maschine nach Leipzig war bereits geöffnet. Ich nahm auf einem der Sitze Platz, hatte eine Zeitung mitgenommen und blätterte sie durch.
    Auf den Text konnte ich mich kaum konzentrieren, denn immer wieder mußte ich an Sarah denken und natürlich auch an den Fall, der vor mir lag, von dem ich so gut wie nichts wußte.
    Der Golem, die schwebenden Leichen von Prag, Cigams Sündenfall, die Niederlage des Mafioso Logan Costello, all das schoß mir durch den Kopf.
    Doch in diesem Fall würde uns die Spur noch nach Prag führen, das hatte ich erfahren. Harry und ich würden auf dem Lande recherchieren, in Böhmen, gleich hinter der deutschen Grenze.
    Mal sehen, was da auf mich zukam…
    ***
    Es war nicht bei der einen Fliege geblieben. Eine zweite, dritte und vierte hatte sich aus dem Mund der Frau geschoben, und jedes Tier war von ihren Fingerkuppen zerquetscht worden.
    Dabei war sie jedesmal zusammengezuckt, und sie hatte auch das Gefühl gehabt, einen leisen Ruf gehört zu haben, abgegeben von der Fliege.
    Das war sicherlich ein Irrtum, und Jovanka wollte auch nicht weiter darüber nachdenken. Sie hatte sich nur darüber gewundert, daß sie keinen direkten Ekel empfand. Beinahe hatte sie das Erscheinen der Fliegen schon als Selbstverständlichkeit wahrgenommen.
    Sie fühlte sich jetzt auch besser, und zwar so gut,
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