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092 - Der Herr des Schreckens

092 - Der Herr des Schreckens

Titel: 092 - Der Herr des Schreckens
Autoren: Earl Warren
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Flammen hoch. Ein eiskalter Wind wehte durch die Straße, und in der Luft schrie und heulte es.
    Irritiert sahen die Polizisten und die Zuschauer sich um.
    Mit solchen magischen Tricks konnte Taschmosch abergläubischen Tibetanern oder auch chinesischen Grenzposten Angst einjagen, aber nicht zwei Pariser Flics.
    Die beiden Beamten zogen ihre Pistolen.
    „Zum letzten mal!“ rief einer von ihnen. „Hören Sie auf und rühren Sie sich nicht vom Fleck, sonst machen wir von der Waffe Gebrauch.“
    Als die Ermahnung nichts fruchtete, schoß einer der Polizisten dem Lönchen eine Kugel in den Arm. Da ließ dieser den Professor los. Der Lönchen gab keinen Schmerzenslaut von sich. Er stand bei dem Taxi und war offensichtlich unschlüssig, wie er sich jetzt verhalten sollte.
    Der zweite Polizist sprang vor den Golem hin, der jetzt von dem taumelnden Robert Arvois abließ.
    „Hände hoch!“ schrie der Polizist den Golem an.
    Der Golem tappte auf ihn zu. Der Polizist schoß ihm eine Kugel in die Schulter, doch das stoppte den Golem nicht. Er packte den schreienden Polizisten, hob ihn empor wie eine Puppe und schmetterte ihn auf die Gehsteigplatten nieder. Das Schreien des Mannes brach jäh ab.
    Reglos und verkrümmt blieb er liegen, seine Wirbelsäule war gebrochen. Knurrend näherte sich der Golem dem zweiten Polizisten. Dieser feuerte ihm eine Kugel in die Brust.
    Der Golem ging weiter, eine große, furchterregende, unmenschliche Masse. Wieder und wieder zog der Polizist den Abzug durch. Kugeln schlugen in den Körper des Monstrums, in seinen Kopf, fällten es aber nicht.
    Als der Golem schon die Hände nach ihm ausstreckte, schoß ihm der Polizist mit einem Schrei die letzte Kugel in die Stirn.
    Da erst brach der Golem zusammen wie vom Blitz getroffen. Mit schlotternden Knien sah der Polizist auf ihn nieder.
    Auf einen Ruf Taschmoschs sprang der Lönchen in das Taxi, ohne sich weiter um Professor Dulac zu kümmern. Der pockennarbige Algerier gab Vollgas. Das Taxi machte einen Satz und jagte davon. Die orangeroten Feuersäulen erloschen von einem Augenblick zum andern und das gräßliche Wimmern und Heulen verstummte.
    Die Zuschauer sammelten sich um den Golem, der mit ausgestreckten Armen auf dem Boden lag. Aus den vielen Einschußwunden in dem gestürzten Körper floß kein Tropfen Blut. Schweigend und beklommen sahen alle auf das Geschöpf nieder, das kein Mensch war.
     

     
    Professor Dulac war unverletzt, von einem leichten Schock abgesehen. Robert Arvois hatte ein paar wacklige Zähne und am linken Mundwinkel eine Platzwunde, war aber sonst gut davongekommen. Der Golem hatte sein Dasein beendet.
    Der Tod war es nicht, der ihn ereilt hatte, denn die unfaßbare, monströse Kreatur war nie von Leben im menschlichen Sinn erfüllt gewesen.
    Der überlebende Polizist verständigte sofort seine Kollegen und die Kriminalpolizei. Schon wenige Minuten später traf ein Streifenwagen ein, und die Stelle, an der der Kampf stattgefunden hatte, wurde abgeriegelt. Die Mordkommission kam mit zwei Limousinen und einem Einsatzwagen.
    Mit der Leitung der Ermittlungen in der makabren Affäre war Kommissar d’Estienne vom Department für Kapitalverbrechen beauftragt. Professor Dulac und Robert Arvois durften sich in die nahegelegene Wohnung des Professors begeben. Nach einer Rückfrage beim Innenministerium ließ Kommissar d’Estienne die Wohnung Dulacs von zwei Polizisten bewachen, denn der Professor war eine wichtige Persönlichkeit, die keiner fremden Macht in die Hände fallen durfte.
    Während der Erkennungsdienst noch an der Arbeit war, suchte Kommissar d’Estienne die Wohnung des Professors auf. Er vernahm Dulac in dessen Arbeitszimmer unter vier Augen. Ein Tonbandgerät zeichnete das Gespräch auf. Der Professor erzählte rückhaltlos alles, was er wußte.
    „Der Tibetaner, der sich Taschmosch nannte, steckte also hinter diesen Aktionen“, faßte der Kommissar zusammen. „Sind Ihre Arbeiten denn so wichtig, daß eine fremde Macht selbst vor Kapitalverbrechen nicht zurückschreckt, um Unterlagen und Sie selbst zu bekommen, Professor?“
    „Für diese Leute ja“, antwortete der Professor. „Was ich heute gesehen habe, hat mich schwer erschüttert. Hier sind übernatürliche Mächte im Spiel.“
    Kommissar d’Estienne war noch immer skeptisch.
    „Die beiden Toten, der unglückliche Polizist und der seltsame Mann, der ihn umbrachte, werden zur Pathologie der Kriminalpolizei gebracht. Nach der Obduktion wissen wir
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