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092 - Der Herr des Schreckens

092 - Der Herr des Schreckens

Titel: 092 - Der Herr des Schreckens
Autoren: Earl Warren
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hintere Abteiltür der rasch dahingleitenden Metro öffnete sich. Der Lönchen trat ein, gefolgt von einem großen, klotzigen, graugesichtigen Mann mit abstoßenden Gesichtszügen. Wie ein Roboter tappte der Graugesichtige mit pendelnden Armen durch den Gang.
    Durch das sausende Fahrtgeräusch hörte man seine Schritte nicht. Das Abteil vibrierte leicht.
    Robert Arvois sah den beiden ungleichen Männern entgegen. Sie wirkten fremdartig, und Arvois war seltsam berührt. Zwei Asiaten von so eigenartigem Aussehen waren auch in Paris auffallend, wo man allerhand gewöhnt war.
    Der Lönchen hatte den Golem zur Hilfe herbeigeholt.
    Professor Dulac, der plauderte wie ein Wasserfall, bemerkte Robert Arvois’ erstaunten Blick und wandte den Kopf. Der Lönchen kam auf ihn zu.
    „Professor Dulac?“ fragte er in gebrochenem Französisch.
    „Ja, der bin ich, was wünschen Sie?“
    Der Lönchen lächelte spöttisch.
    „Sie, mon Professeur.“
    Der Lönchen streckte Dulac die Hand entgegen und blies ihm ein bläuliches Pulver ins Gesicht. Wider Willen atmete Dulac etwas von dem dunklen Staub ein. Er wollte aufspringen, sank aber einen Sekundenbruchteil später wieder auf seinen Sitz zurück. Steif aufgerichtet und reglos saß er da, die Augen starr geradeaus gerichtet.
    Robert Arvois erhob sich.
    „Was soll das, Monsieur? Was haben Sie getan?“
    Der Lönchen wollte auch ihm das Pulver ins Gesicht blasen, aber der kräftige junge Mann schlug ihm auf die Hand. Er packte den zierlichen Asiaten am Kragen.
    „Golem!“ rief der Lönchen.
    Das graugesichtige, riesige Geschöpf wirbelte Robert Arvois mit einem Schlag seiner rechten Pratze gegen die Wand. Der Lönchen berührte den in Trance befindlichen Professor Dulac an der Schulter und wollte ihn gerade auffordern, unauffällig und ohne Widerstand mit ihm zu kommen, als Robert Arvois sich schnell wieder aufraffte und angriff.
    Robert Arvois, ein großer, kräftig gebauter junger Mann mit brandrotem Haarschopf und sympathischem Gesicht, war ein ausgezeichneter Amateuerboxer. Er traf den Golem mit ein paar harten Schlägen, die aber keine Wirkung zeigten, und schmetterte dem Lönchen die Faust ins Gesicht.
    Das Nasenbein des Lönchen brach, aber kein Blut strömte aus der Wunde, sondern lediglich eine wäßrige, brandig riechende Flüssigkeit sickerte heraus. Arvois konnte gerade noch einem wuchtigen Schlag des Golem ausweichen, der ihm das Gesicht zerschmettert hätte.
    Die wenigen Fahrgäste im Abteil waren mittlerweile auf die Schlägerei aufmerksam geworden. Eine Frau rief nach dem Kontrolleur. Ein Mann eilte ins Nebenabteil, um Hilfe herbeizuholen, und ein junger und ein älterer Mann näherten sich den Kämpfenden.
    Arvois schlug auf den Golem ein, aber es war genauso, als schlage er auf einen Sandsack. Der Golem packte Arvois an der Kehle und würgte ihn. Arvois riß den Mund auf, seine Augen traten hervor. Mit äußerster Kraftanstrengung gelang es ihm, den Würgegriff zu sprengen.
    Er rang nach Luft.
    Professor Dulac saß bei alledem dabei, als betreffe es ihn überhaupt nicht. Er starrte geradeaus und verzog keine Miene.
    Die Metro hielt. Aus dem Nachbarabteil kamen ein paar junge Burschen herbei, Schüler mit Jeans und T-Shirts.
    Der Kontrolleur rief: „Hören Sie sofort auf. Ich verständige die Polizei.“
    Zwei Männer, ein junger und ein älterer, packten den knurrenden Golem, aber dieser schlug den älteren mit einem Hieb zu Boden. Der junge hatte von hinten die Arme um seinen Hals geklammert und hing an dem riesigen Golem wie ein Rhesusäffchen an einem Gorilla.
    Der Lönchen rief dem Golem auf Tibetanisch ein paar Worte zu. Der Golem streifte den jungen Mann an der Wand ab wie ein lästiges Insekt. Er tappte hinaus, gefolgt von dem Lönchen, der sich hinter ihm hielt.
    Der Kontrolleur öffnete das Abteilfenster und zeterte hinter dem Golem und dem Lönchen her. Die beiden beachteten ihn aber nicht und verschwanden durch die Sperre.
    Robert Arvois, aus dessen linkem Mundwinkel Blut sickerte, bemühte sich um Professor Dulac. Durch Zureden und auch durch Schütteln war Dulac nicht aus seiner Trance zu erwecken.
    Der ältere Mann, den der Golem niedergeschlagen hatte, war bewußtlos. Erst nach einiger Zeit konnten der Kontrolleur und einige Fahrgäste ihn wieder aus der Ohnmacht erwecken. Die Metro fuhr inzwischen weiter.
    Am Metro-Knotenpunkt Denfert-Rochereau führten Robert Arvois, der Kontrolleur und ein paar hilfsbereite Fahrgäste den völlig willenlosen
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