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0919 - Bücher des Grauens

0919 - Bücher des Grauens

Titel: 0919 - Bücher des Grauens
Autoren: Simon Borner
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leise, und doch kann man sie ausmachen, sofern man sein Gehör anstrengt, denn sie rasseln leise. Ich vermute, das Geräusch ist auf ihre Atmung zurückzuführen. Es mag nur eine fixe Idee meinerseits sein, aber ich hatte den Eindruck, als wären es diese Wesen nicht gewöhnt, Luft zu atmen.«
    Zamorras Gedanken rasten, während er versuchte, der Fülle an Informationen Herr zu werden, mit denen ihn William konfrontierte. Eindringlinge im Château? Und noch dazu nichtmenschliche? »Sie erwähnten die anderen«, sagte er. »Wo sind sie?«
    »Oh, Monsieur.« Ein Schatten fiel auf die Züge des treuen Butlers. »Es ist furchtbar: Ich weiß es nicht. Es gelang mir, ein paar der Wesen unbemerkt zu verfolgen, und ich stellte fest, dass sie in der Lage sind, sich spontan in Luft aufzulösen. In einem Moment stehen sie noch vor ihnen, im nächsten sind sie wie vom Erdboden verschluckt. Und…«
    »Ja?«, drängte Zamorra, als William nicht weitersprach. Dies war nicht die Zeit, um auf Gefühle Rücksicht zu nehmen.
    Der Butler seufzte, setzte seinen Bericht aber pflichtbewusst fort. »Als ich ins Wohnzimmer schlich, wurde ich Zeuge, wie eines der Hausmädchen von einem Schuppigen gepackt wurde. Als das Wesen daraufhin verschwand, war auch das Mädchen nicht mehr zu sehen. Monsieur, ich fürchte, wir beide sind die letzten verbliebenen Bewohner des Châteaus. Der Rest wurde von diesen Fischmenschen entführt oder…«
    Abermals brach William ab, und nun ließ Zamorra ihn gewähren. Er hatte genug gehört, um sich ein erstes Bild von der Situation zu machen. Und es war eines, das in seinen Augen keinen Sinn ergab. »Ich verstehe nicht, warum der Schutzschild nicht auf diese Wesen reagiert hat. Wie kann es sein, dass sie so plötzlich und unerwartet aus dem Nichts erscheinen und binnen kürzester Zeit nahezu das gesamte Gebäude entvölkern?«
    »Was schlagen Sie vor?«, fragte der Butler. »Sollen wir einen einfangen und versuchen, ihn zu befragen?«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, stimmte Zamorra zu, »wenngleich ich sie für kaum durchführbar halte. Sie sagten selbst, dass diese Wesen im Nu verschwinden können. Nein, wir sollten uns besser zum Computerraum durchschlagen. Vielleicht bringt uns eine gründliche Recherche erste Antworten.«
    Gemeinsam verließen die beiden Männer die Kammer und machten sich auf den Weg.
    Dann kam der Angriff.
    ***
    Sie waren vier und abgrundtief hässlich. Breite Mäuler mit wulstigen Lippen, hinter denen sich spitze Zähne zeigten. Nahezu handtellergroße, lidlose Augen in einem haarlosen Schädel. Zwei Löcher an den Seiten, wo beim Menschen die Ohren gewesen wären, und der breite Hals von schlitzartigen Kiemen gezeichnet, die sich angestrengt öffneten und schlossen wie Mäuler, die nach einer Art von Nahrung suchten, welche es nicht gab. Schuppen am ganzen Leib.
    Und die vier griffen an. Zamorra und William waren gerade um eine Ecke gebogen, als sie plötzlich vor ihnen standen. Die Eindringlinge verstanden es, die Überraschung der Menschen für sich zu nutzen. Ohne zu zögern stürmten sie los, rissen die Männer von den Füßen und zwangen sie zu Boden. Zamorra wehrte sich nach Leibeskräften, reagierte prompt und rammte dem ersten der Angreifer die Faust ins breite Gesicht. Der Fischmensch ließ einen keuchenden Laut hören, torkelte kurz, dann kam er wieder. Schuppige, kalte Klauen streckten sich nach Zamorra aus, zerrten an seiner Kleidung.
    Abermals schlug Zamorra zu. Aus den Augenwinkeln sah er, wie William mit Messer und Schürhaken auf gleich zwei der unheimlichen Gestalten zuhielt und ebenfalls ordentlich austeilte. »Raaah«, machte der Butler, als wolle er die Tierwesen mit Schrecklauten verscheuchen. Trotz seiner Waffen wirkte er irgendwie hilflos.
    Als sein Angreifer abermals auf ihn zustürmte, ließ sich Zamorra fallen. Er rollte sich nach hinten ab, rammte seinem Gegner beide Füße auf den schuppig glänzenden Brustkorb und drehte sich zur Seite. Er musste wieder auf die Beine kommen, musste William zu Hilfe eilen und…
    Ein zweites Wesen hatte sich unbemerkt genähert und schnitt ihm den Fluchtweg ab. Runde Augen blickten ihm entgegen, und ein breites Maul öffnete sich zu einem Reißzahngrinsen. Wo ist das Amulett, wenn man es mal braucht? Zamorra seufzte in Gedanken, winkelte die Arme an und wappnete sich für eine erneute Attacke.
    Dann spürte er die Hände auf seinen Ellbogen.
    Der erste Angreifer war schneller wieder auf die Beine gekommen, als Zamorra
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