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0915 - Murcons Vermächtnis

Titel: 0915 - Murcons Vermächtnis
Autoren: Unbekannt
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langgestreckten Halle annahm. Auf Strecken, die mehrere hundert Meter lang waren, fiel von Zeit zu Zeit die Beleuchtung aus, so daß die Eindringlinge auf den sensitiven Gesichtssinn des Loowers angewiesen waren, der selbst mit geringfügigsten Helligkeitsspuren zu arbeiten verstand.
    Es gab Dutzende von Kreuz- und Quergängen. Pankha-Skrin inspizierte jeden einzelnen mit Sorgfalt und entschied aus Gründen, die der humpelnde Tantha nicht verstand, daß keiner von ihnen einen kürzeren Weg zum Ziel darstellte.
    Der Quellmeister war in letzter Zeit schweigsam geworden. Tantha bemerkte, daß das Organ in seinem Nacken, das er das Skri-marton nannte, zu leuchten und zu pulsieren begonnen hatte. In der Tat spielte sich nur noch ein geringer Bruchteil von Pankha-Skrins Denktätigkeit im Oberflächenbewußtsein ab. Er war hinunter zu den Tiefen entelechischen Denkens gestiegen und versuchte, sich auf die nächste, die entscheidende Prüfung vorzubereiten. Er war nahezu sicher, daß er bei dieser Prüfung entweder dem mächtigen Murcon selbst oder seinen Maschinen gegenübertreten werde. Für den Prüfling gab es da nicht viel Unterschied; denn die Maschinen funktionierten sicherlich nach Prinzipien, die Murcon erdacht hatte. Wer die Prüfung bestehen wollte, der hatte nur dann eine Überlebenschance, wenn er - wenigstens annähernd - die Gedanken eines Mächtigen nachvollziehen konnte.
    Keinen Aufschluß vermochte sich der Quellmeister darüber zu verschaffen, was aus denen geworden war, die sich vor ihm in die Tiefen der Schleierkuhle gewagt hatten. Er war immer noch fest davon überzeugt, daß es vielen von seinen Vorgängern gelungen war, durch die linke Pforte einzudringen. Sie mußten wenigstens bis an die Gabelung gekommen sein, an der der Geist der Vergangenheit ihn irrezuführen versucht hatte. Was war aus ihnen geworden? Hatte der Geist sie etwa ebenfalls bedrängt und samt und sonders in die falsche Richtung gelockt?
    Das klang nicht sehr wahrscheinlich. Einer oder zwei, vielleicht eine Handvoll mußten durchgekommen sein, selbst wenn der Geist seinen Trick nicht nur sporadisch, sondern grundsätzlich bei jedem Eindringling an den Mann zu bringen versuchte.
    Wenn aber wirklich andere diesen Weg zuvor gegangen waren, warum hatten sie keine Spuren hinterlassen? Führte dieser Pfad direkt zum Ziel, oder gab es entlang des Weges noch einmal eine Station, an der Pankha-Skrin die leblosen Körper derer finden würde, die das Geschick besessen hatten, bis hierher vorzudringen?
    Er wußte es nicht. Die Ungewißheit bedrückte ihn.
     
    *
     
    Kurze Zeit später erfolgte der Angriff.
    Pankha-Skrin hatte es inzwischen aufgegeben, jeden Zweig- und Seitengang zu untersuchen, an dem der Stollen vorbeiführte. Die Entwicklung hätte sonst womöglich einen anderen Verlauf genommen. So aber brachen plötzlich bleiche, in wallende Gewänder gehüllte Gestalten in großer Anzahl hinter einer Gangkreuzung hervor, die PankhaSkrin und der humpelnde Tantha soeben passiert hatten. Über ihre Absicht konnte es keinen Zweifel geben, obwohl sie völlig geräuschlos gingen. Primitive Knüttel schwingend, drangen sie auf die beiden Wanderer ein.
    Einige Schläge, die allerdings keinerlei Schaden anrichteten, trafen die harten, neuneckigen Verkleidungsplatten, die des Quellmeisters Gewand darstellten. Pankha-Skrin hatte die Arme in die Höhe gereckt und rief „Haltet ein! Wir leisten keinen Widerstand!"
    Seine Worte wurden anscheinend verstanden. Die Knüttel hörten auf zu fliegen. Pankha-Skrin stand in einem Kreis blaßhäutiger Gestalten, die ihn mit finsteren und zugleich neugierigen Blicken musterten. Ihrer humanoiden Erscheinungsform nach mußten sie Zaphooren sein. Es gab fast keine Mutationen unter ihnen. Lediglich einer der Blaßhäutigen wies ein Merkmal auf, das der Quellmeister bei den blinden Zaphooren in Zullmausts Reich beobachtet hatte. Sein linkes Auge wies einen Augapfel auf, der homogen türkis gefärbt war und weder Iris noch Pupille besaß. Das waren die Augen der Blinden, erzeugt durch eine Serie von Mutationen, durch die die Sehfähigkeit, die man in Zullmausts finsterem Reich nicht bauchte, eliminiert worden war. Bei der Mutation dieses Mannes jedoch, der in einer hellen Umgebung lebte und wahrscheinlich auch aufgewachsen war, mußte es sich um eine üble Laune der Natur handeln.
    Pankha-Skrin sah sich nach seinem Begleiter um. Aber der humpelnde Tantha war verschwunden spurlos, als habe er sich in Luft aufgelöst.
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