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0915 - Murcons Vermächtnis

Titel: 0915 - Murcons Vermächtnis
Autoren: Unbekannt
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Da gewann der Quellmeister den Eindruck, daß er nicht allzu lange der Gefangene der Blaßhäute sein werde. Tantha war unterwegs, um ihn zu befreien.
    Er ließ die Arme sinken.
    „Wer seid ihr?" fragte er mit Hilfe des kleinen Übersetzers.
    Die Blaßhäutigen wichen erschreckt ein paar Schritte zurück, als sie seinen Mund sich öffnen und die Sprechblase darin erscheinen sahen. Für sie war es unverständlich, woher die Worte ihrer eigenen Sprache kamen; denn die behaarte Öffnung mit der zuckenden Blase darin gab völlig fremdartige Laute von sich.
    Der Halbblinde schien unter den Blassen eine führende Position innezuhaben. Er knurrte seine Gefolgsleute unwirsch an, als wolle er sie wegen ihrer Schreckhaftigkeit tadeln, und trat selbst demonstrativ auf den Loower zu. Pankha-Skrin, der die Physiognomie der Zaphooren inzwischen lesen gelernt hatte, erkannte jedoch, daß auch er nicht frei von Furcht war.
    „Wir sind die Diener der Großen Gottheit", antwortete der Halbblinde-Und so etwas Seltsames wie dich haben wir noch nie zuvor in die Hände bekommen! Wer bist du?"
    „Ich bin in der Tat ein Fremder". antwortete Pankha-Skrin. „Roboter des Königs Boronzot haben mich mit Gewalt entführt und in das Große Gasthaus gebracht. Ich bin auf der Suche Der Halbblinde unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Geste.
    „Ich verstehe nichts von dem, was du mir sagst", erklärte er. „Ich habe noch nie von einem Roboter gehört.
    Ich kenne König Boronzot nicht und weiß auch nicht, was ein großes Gasthaus ist."
    Pankha-Skrin war überrascht. Die Blaßhäutigen waren Zaphooren, wie ihre Gestalt und ihre Sprache auswiesen. Aber sie wußten nichts von den Dingen, die an der Oberfläche und selbst im Reich der Blinden Gemeinkenntnis waren.
    „Dann sage mir", forderte der Quellmeister den Halbblinden auf: „Wer ist die Große Gottheit, und warum behandelt ihr mich wie einen Feind?"
    „Feind?" antwortete der Halbblinde überrascht. „Du bist kein Feind. Du kannst kein Feind sein. Du befindest dich im Reich der Großen Gottheit Kukelstuuhr und kannst nicht einmal einen Atemzug tun, ohne daß dir die Gottheit dazu Erlaubnis erteilt. Wie könntest du da ein Feind sein?"
    Pankha-Skrin, der unter dem Eindruck stand, daß er bisher auch ohne Erlaubnis recht zufriedenstellend geatmet habe, erkundigte sich verwundert: „Was wollt ihr dann von mir?
    „Du bist ein würdiges Opfer für die Gottheit!" erwiderte der Halbblinde. „Die Zeit der großen Opferfeier naht heran, und es wird den Dienern Kukelstuuhrs zur Ehre gereichen, daß sie bei dieser Feier der Gottheit ein Opfer darbringen, wie es nie zuvor eines gegeben hat. Einen Fremden, der uns völlig unähnlich ist."
    Da hielt es Pankha-Skrin für an der Zeit, einen taktischen Vorstoß zu unternehmen.
    „Die Geister der Vergangenheit werden es nicht zulassen, daß ihr mich opfert!" erklärte er.
    Da wurde des Halbblinden rechtes Auge düster. Seine Züge verzerrten sich zu einer wütenden Grimasse, und die Hand ballte sich zur Faust.
    „Sprich nicht von den Geistern!" drohte er. „Die Geister haben keine Macht über die Diener der Großen Gottheit. Du willst uns Furcht einjagen, aber das gelingt dir nicht! Wenn du mit den Geistern im Bund bist, dann wirst du ein um so willkommeneres Opfer für Kukelstuuhr sein!"
    Er wandte sich an seine Genossen.
    „Nehmt ihn in die Mitte und laßt ihn nicht entkommen!" rief er.
    Die Vermummten taten, wie ihnen befohlen war. Der Trupp setzte sich in Bewegung - in derselben Richtung, die auch der Quellmeister eingeschlagen hätte, wenn nicht der Uberfall dazwischengekommen wäre.
     
    *
     
    Unterwegs bemühte er sich, den Halbblinden in ein Gespräch zu verwickeln. Er hatte inzwischen den Äußerungen der Blaßhäutigen entnommen, daß ihr Anführer Awustor hieß. Awustor wollte zunächst von den Annäherungsversuchen des Loowers nichts wissen. Aber Pankha-Skrin ließ nicht locker, und als er schließlich versicherte, daß er die Drohung mit den Geistern der Vergangenheit nur zum Versuch ausgesprochen habe und mit den Geistern keineswegs auf vertrautem Fuß stehe, da wurde Awustor endlich gesprächiger.
    „Was ist eigentlich aus Murcon geworden?" fragte der Quellmeister.
    „Murcon?" wiederholte Awustor. „Es existiert nach wie vor. Woher weißt du davon, und warum fragst du?"
    „Murcon - es?" wiederholte Pankha-Skrin ungläubig. „Ich glaube gar, wir sprechen von zwei verschiedenen Dingen. Ich meine Murcon, den Eigentümer der
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