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0915 - Murcons Vermächtnis

Titel: 0915 - Murcons Vermächtnis
Autoren: Unbekannt
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getrieben, bewegten sich jedoch mit derartiger Geschwindigkeit, daß Pankha-Skrin selbst dann nicht mit ihnen hätte Schritt halten können, wenn er daran interessiert gewesen wäre.
    So aber blieb Pankha-Skrin zurück, und niemand schenkte ihm Beachtung. Die Blaßhäutigen, sonst recht schweigsame Gesellen, flohen unter lautem, ängstlichem Geschrei den Gang hinab und waren kurze Zeit später verschwunden.
    Der Quellmeister sah sich um. Sein Blick fiel auf eine Stelle der Wand, die plötzlich eine neue Färbung angenommen hatte. Vor Pankha-Skrins Augen entstanden die Umrisse einer menschlichen Gestalt - undeutlich zunächst, dann jedoch unverkennbar. Die Gestalt stand mit dem Gesicht der Wand zugekehrt. Jetzt drehte sie sich um und strich dabei mit den Händen an der Kleidung herab, als müsse sie diese in Ordnung bringen.
    „Ich hätte es mir denken können", sagte der Quellmeister. „Das Gelächter klang überaus erschreckend, aber es war nicht gespenstisch genug."
    Der humpelnde Tantha lächelte. So, wie er jetzt dastand, war kaum zu glauben, daß man ihn noch vor wenigen Augenblicken von der grauen Felswand nicht hatte unterscheiden können.
    „Für die Priester der Großen Gottheit muß es echt genug gewesen sein", sagte er.
     
    10.
     
    „Du hast gehört, was sie sprachen?" fragte Pankha-Skrin.
    „Vieles. Ich war ständig in eurer Nähe. Die Kukelstuuhr-Priester müssen halbwegs mit Blindheit geschlagen sein, daß sie mich nicht wahrnahmen."
    „Keineswegs", widersprach der Quellmeister. „Du machtest deine Sache einfach zu gut. Auch ich sah dich nicht."
    Der Humpelnde machte eine Geste, die bedeutete, daß er das Thema zur Ruhe legen wolle.
    „War das die dritte Prüfung?" erkundigte er sich.
    „Nein, das war sie nicht", antwortete Pankha-Skrin. „Ich verstehe den Vorfall überhaupt nicht. Die KukelstuuhrDiener passen nicht in das Bild, das ich mir von der Schleierkuhle gemacht habe. Du hast gehört, daß sie von Murcon nichts wissen?"
    „Ich habe es gehört. Dafür scheinen sie die Geister der Vergangenheit um so besser zu kennen."
    „Sie haben ohne Zweifel von ihnen gehört. Ich bin jedoch nicht sicher, ob sie selbst schon einmal einem Geist begegnet sind. Ihre Reaktion sprach von unsäglichem Schreck - fast so, als hätten sie niemals erwartet, in dieser Region auf einen Geist zu treffen. Bedenke, daß auch wir seit der zweiten Prüfung von den Geistern verschont geblieben sind, obwohl einer von ihnen uns Rache geschworen hat. Es würde mich nicht überraschen, wenn es im Innern der Schleierkuhle eine Zone gäbe, die von den Geistern nicht betreten werden kann."
    Der humpelnde Tantha hatte dazu nichts zu sagen. Er äußerte sich auch nicht, als Pankha-Skrin den Weg wieder aufnahm - in dieselbe Richtung, in der die Blaßhäutigen geflohen waren. Da auch der Quellmeister intensiv mit seinen Gedanken beschäftigt war, vergingen die nächsten drei Viertelstunden, ohne daß auch nur ein einziges Wort gesprochen wurde.
    Dann hatte der Stollen plötzlich ein Ende. Er war zuletzt etliche hundert Meter weit einer abschüssigen Neigung gefolgt und hatte dabei mehrere Windungen beschrieben. Hier aber mündete er in einen nicht allzu großen, rechteckigen Raum, der keinen zweiten Ausgang besaß.
    Pankha-Skrin blieb stehen.
    „Wer soll das begreifen?° murmelte er. „Die Priester müssen hier vorbeigekommen sein. Wohin sind sie verschwunden?"
    „Sie können in einen der Seitengänge abgebogen sein", versuchte der humpelnde Tantha zu erklären.
    „Sie haben Scheu vor den Seitengängen", widersprach der Quellmeister. „Außerdem gab es auf der letzten Wegstrecke nur noch wenige Kreuzungen. Nein, nein -sie müssen hier vorbeigekommen sein. Und die Lösung des Rätsels, die dritte Prüfung - sie warten hier auf uns! Ich spüre es ganz deutlich."
    Er schickte sich an, die Wände des Raumes abzusuchen. Es mußte irgendwo eine verborgene Tür geben.
    Während er aber suchte, spürte er, wie das Skri-marton noch heftige;" als zuvor zu pochen begann. Es gebärdete sich fast, als wolle es ihm eine dringende Botschaft zukommen lassen. Es benahm sich wie ein selbständiges Gebilde und verursachte dem Quellmeister nicht unerhebliche Schmerzen.
    Er brach die Suche ab. Es wurde ihm klar, daß der entscheidende Augenblick gekommen war. Etwas, eine fremde Kraft, versuchte, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Er hockte sich auf den Boden, weil von dem langen Marsch die Glieder inzwischen so sehr schmerzten, daß er in
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