Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0915 - Murcons Vermächtnis

Titel: 0915 - Murcons Vermächtnis
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Ehrfurcht bezeugen sollten.
    Das Ungeheuer aber nahm weder von den Vermummten noch von ihrem Gesang Notiz. Es wirkte leblos.
    Der Gesang endete nach geraumer Zeit. Die Weißhäutigen vollzogen eine letzte Verbeugung, dann zogen sie sich in den Hintergrund der Halle zurück und verschwanden dort durch eine kleine Pforte, die aus demselben goldfarbenen Metall bestand wie das Eingangsportal, jedoch nicht annähernd dessen Größe besaß.
    „Was soll das bedeuten?" fragte Arqualov. „Was ist das für ein häßliches Tier, und wo ist Murcon?"
    Er erhielt sofort Antwort, allerdings aus völlig unerwarteter Richtung.
    „Das Tier ist meine eigene Schöpfung!" donnerte Murcons Stimme durch die Weite der Halle. „Ich nenne es Kukelstuuhr. Es ist ein Gebilde von höchster Vollkommenheit und bedarf nur noch des Lebensfunkens, um zu dem mächtigsten Geschöpf zu werden, das das Universum je gesehen hat!"
    Die Worte hallten in den Bewußtseinen der sechs Freibeuter, und das Entsetzen lähmte ihre Gedanken. Die gewaltigen Sonnenlampen wurden plötzlich düster, und das Licht, das sie ausstrahlten, nahm eine blaue Farbe an.
    Arqualov spürte, wie eine Lähmung ihn überkam. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Selbst der intensivste Gedankenwunsch vermochte nicht mehr, den Geistkörper in Bewegung zu setzen.
    „Da kommt ihr wie Diebe in der Nacht", höhnte Murcons Stimme, „um euch an dem Mächtigen zu rächen.
    Eure gedankenlosen Gehirne wissen nicht, woher ihr die Kraft nehmen wollt, die Rache auszuführen. Wenn ich euch nicht meine Diener geschickt hätte, das goldene Tor für euch zu öffnen, hättet ihr nicht einmal diese Halle betreten können!
    Oh, ihr Narren! In eurer Rachsucht habt ihr euch eingebildet, den mächtigen Murcon hinters Licht führen zu können. Ich aber kannte jeden eurer Gedanken, und mit euren langwierigen Vorbereitungen zur Zerstörung des Energiefelds habt ihr mir mehr Unterhaltung bereitet, als ich je hätte von euch erwarten dürfen.
    Ihr habt euch die Freiheit hart erkämpft. Ihr sollt sie darum behalten dürfen. Aber ihr wißt, daß auch der Geistkörper der Nahrung bedarf. Das Feld, in dem ihr gefangen wart, hat sie euch bis jetzt zugeführt. Mit der Freiheit übernehmt ihr die Aufgabe, euch selbst zu ‘versorgen. Der Geistkörper bedarf geistiger Nahrung. Dort draußen, in den Bezirken der Burg, die einst mir gehörten, leben eure Nachkommen, Zehntausende von ihnen. Sie sollen eure Nahrungsquelle sein. Labt euch an ihrem Unfrieden, an ihrer Pein, an ihrer seelischen Qual. Geht hin und saugt jeden unfreundlichen Gedanken in euch auf! Und wenn, was die Mächte des Schicksals verhüten mögen, jemals Friede unter euren Abkömmlingen herrschen sollte, dann müßt ihr selbst zu Unfriedensstiftern werden, müßt Seelenqual und Geistespein erzeugen, um euch zu ernähren. Das sei die Strafe für euch und eure Brut, daß ihr Murcons Gastfreundschaft mit Untreue vergolten habt!"
    Die sechs Freibeuter hörten des Burgherrn Worte, aber sie verstanden sie nicht. Erst später wurde ihnen offenbar, zu welch grausamem Schicksal sie Murcon verdammt hatte: sich an dem Unglück, am Jammer der eigenen Nachkommen zu laben.
    Noch aber hatte Murcon nicht zu Ende gesprochen. Noch war der Rachedurst des Mächtigen nicht befriedigt. Die donnernde Stimme erhob sich von neuem und verkündete: „Soweit für eure Untreue. Aber auch eure Rachsucht bedarf der Strafe. Ich habe euch Unsterblichkeit verliehen, wenn auch nicht aus uneigennützigen Gründen. Ihr aber dankt mir dafür, indem ihr mir nach dem Leben trachtet. Unerheblich ist dabei, ob ihr mir überhaupt hättet gefährlich werden können. Wichtig ist allein eure Absicht."
    Eine kurze Pause trat ein, während der die sechs Freibeuter vergeblich zu ergründen suchten, welche Gehässigkeit sich der Verstand des mächtigen Murcon noch ausgedacht haben könne.
    „Mein Geschöpf, Kukelstuuhr, bedarf des Lebensfunkens", ergriff Murcon das Wort von neuem. „Einer von euch soll mir dazu dienen, meine Kreatur zum Leben zu erwecken.’ Ein gräßlicher Schrei gellte durch die Weite der Halle. Arqualovs Bewußtsein krampfte sich zusammen, als er die Stimme erkannte.
    „Nicht ...!" schrie er in ohnmächtiger Wut.
    In diesem Augenblick ging eine seltsame Veränderung mit dem Ungeheuer auf dem Piedestal vor sich. Der mächtige, echsenähnliche Kopf ruckte in die Höhe. Rötlich leuchtende Augen starrten mit glasigem Blick in das Halbdunkel des weiten Raumes. Ein röhrendes,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher