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0911 - In der Knochengruft

0911 - In der Knochengruft

Titel: 0911 - In der Knochengruft
Autoren: Jason Dark
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laut. Zwei Männer standen auf der Straße und sprachen über Politik. Andere wiederum waren in ihren Gärten beschäftigt oder genossen in froher Runde den Feierabend.
    Eine Szenerie, die die heile Welt versprach. An der man sich erfreuen konnte. Auch ich hätte das getan, wenn nicht dieser dumpfe Erwartungsdruck in meinem Innern gewesen wäre.
    Es würde etwas passieren, das stand für mich fest. Und es würde über uns kommen wie ein Donnerschlag.
    »Sie warten?« fragte Gilda Madson. Sie lehnte an der Arbeitsplatte und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
    »So ähnlich.«
    »Auf wen oder was warten Sie?«
    »Das können Sie sich doch denken.«
    »Sie rechnen mit der Rückkehr?«
    »Ja, der Zauberer oder wer immer es ist, wird kommen. Das kann ich Ihnen versprechen.«
    »Aber er ist nur eine Legende«, widersprach sie lahm.
    »Stimmt. Nur habe ich die Erfahrung gemacht, daß auch Legenden leben können.«
    »Da komme ich nicht mit.«
    »Lassen Sie es so, wie es ist. Man muß hin und wieder Vorgänge akzeptieren, auch wenn sie rational nicht zu fassen sind. Das hat mich das Leben gelehrt.«
    Gilda hob die Schultern. »Sie beschäftigen sich wohl viel mit diesen unerklärlichen Vorgängen?«
    »Es ist mein Job.«
    Sie überlegte und suchte nach den passenden Worten. »Job ist schon richtig, aber übersteht man das denn auch? Leiden nicht Körper und Seele darunter?«
    »Wenn ich ehrlich sein soll, Mrs. Madson, habe ich darüber noch nicht nachgedacht.«
    »Es ist vielleicht besser so.«
    »Das denke ich auch.«
    Gilda hob die Schultern. »Sie sind also fest davon überzeugt, daß sich hinter dem Knochenspuk diese Legende befindet?« Sie wedelte mit der Hand. »Dieser Zauberer?«
    »Ja.«
    »Dann hat er sich befreit.«
    »Richtig.«
    »Er war also nicht tot.«
    »Davon gehe ich aus.«
    Gilda schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht zeigte noch immer einige Macken, den der Angriff auf sie hinterlassen hatte. »Das kann ich nicht fassen. Es heißt doch, daß er lebendig begraben wurde. Ein Mensch muß sterben. Er wird wieder zu Staub, und auch Knochen vergehen irgendwann einmal, zwar erst viel später, aber immerhin.«
    »Das ist die Regel.«
    »Und Sie kümmern sich um die Ausnahmen?«
    Ich nickte lächelnd.
    »Diese Ausnahme hier besagt, daß der Zauberer, der vor rund hundert Jahren mit einem Wanderzirkus hier aufgetaucht ist, die Menschen hat verschwinden lassen. Er hat sie getötet, vielleicht auch was weiß ich…«
    »So ähnlich muß es gewesen sein.«
    »Aber wie konnte er überleben?«
    Ich atmete tief ein und stieß die Luft dann aus. »Das ist eine sehr gute Frage, Mrs. Madson. Normalerweise hätte er nicht überleben können, da sind wir uns einig. Aber es gibt Menschen, die stehen mit anderen Mächten in Verbindung und…«
    Sie unterbrach mich. »Meinen Sie den Teufel?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Davon habe ich mal gehört.«
    »Wo?«
    »In Filmen. Ich lese ja auch Zeitungen. Es wird immer stärker. Kein Tag vergeht, ohne daß irgendein Blatt von Schwarzen Messen und von gefährlichen Sekten berichtet.«
    »Da haben Sie recht, aber das ist nicht alles. Es gibt auch andere Wege, um mit dem Bösen in Kontakt zu treten. Ich sage nicht Teufel, das wäre zu einfach. Wen immer sich dieser namenlose Zauberer damals als großen Helfer und Beschützer ausgesucht hat, es war ein Dämon oder eine andere Kraft, die irgendwo im Hintergrund lauert, die wir aber nicht kennen, weil man sie nicht auf einen Namen reduzieren kann. Wichtig ist nur, daß es sie gibt, und sie tut nichts umsonst, wenn sich ein Mensch gefunden hat, der sich mit ihr verbündet. Sie erwartet immer einen Lohn, der für den Menschen meist schrecklich ist. Zudem muß er über den eigenen Schatten springen, um etwas zu erreichen, und so ist es damals auch mit diesem Zauberer passiert. Er hat etwas versprochen bekommen.«
    Gilda hatte genau zugehört, was ihre nächste Frage bewies. »Das Leben, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ewiges Leben?«
    »Man kann es so nennen. Zumindest hat derjenige, der sich mit dem Bösen verband, darauf gehofft. Wie dieses ewige Leben dann allerdings aussieht, das wird ihm nie gesagt. Da gehen die Vorstellungen der Menschen und die der Dämonen doch stark auseinander. Jedenfalls setzt diejenige Person, die sich mit dem Bösen verbindet, auf das falsche Pferd. Nur wollen es die Menschen nicht wahrhaben.«
    »Das kann ich mir denken. Es ist ja auch einschneidend, was da mit ihnen geschieht. Ich habe den Eindruck, daß es
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