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091 - Die Braut des Hexenmeisters

091 - Die Braut des Hexenmeisters

Titel: 091 - Die Braut des Hexenmeisters
Autoren: John Willow
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Beamte verstört. „Menschen sind, Gott sei Dank, dabei nicht zu Schaden gekommen. Nur…“ Der Beamte räusperte sich verlegen.
    „Was nur?“ drängte Inspektor Jolliet. „Sprechen Sie doch weiter, Herr Kollege. Mich kann heute nichts mehr erschüttern.“
    „Ja – es ist uns vollkommen unerklärlich, aber in dem zertrümmerten obersten Turmzimmer haben wir zwei Skelette gefunden. Die beiden hielten sich umklammert wie zwei ineinander verbissene Hunde. Können Sie sich das vorstellen, Monsieur Jolliet? Zwei Skelette, die sich ineinander verbeißen?“
    „Hm – vorstellen kann ich mir das schon“, meinte Jolliet diplomatisch. „Fragt sich nur, wie alt diese Skelette bereits waren.“
    „Das ist es ja eben“, sagte sein Kollege am anderen Ende der Leitung. „Zwei vollständige Skelette. Fehlt nicht das kleinste Knöchelchen. Und trotzdem meint unser Spezialist, sie müßten fast vierhundert Jahre alt sein!“
    „Na, da können Sie ja ganz beruhigt sein, Herr Kollege“, entgegnete Jolliet. „Soweit reicht unsere Vermißtenliste hier in der Präfektur nicht zurück.“
    Dann hängte Inspektor Jolliet auf, verschwand durch den Hintereingang, damit die Reporter ihn nicht zu fassen bekamen, die schon seit vier Uhr morgens die Mordkommission belagerten, und fuhr auf Umwegen in die Rue Fragonard Nr. 7.
     

     
    Dort fand er ein vollkommen verwandeltes, strahlendes, glückliches Paar vor.
    Manon Regnard saß mit hochrotem Kopf am Frühstückstisch, während Jean Dougnac dem Inspektor eine Tasse Kaffe einschenkte. „Wir wollen heiraten“, sagte Jean Dougnac verklärt und goß vor lauter Aufregung dem Inspektor Milch in die Tasse, obwohl er um schwarzen Kaffee ohne Zucker gebeten hatte.
    „Na, was habe ich Ihnen vorgestern noch gesagt?“ meinte Inspektor Jolliet gelassen. „Es wird alles halb so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Und Sie?“ wandte er sich lächelnd an Manon, „wie haben Sie heute nacht geschlafen?“
    „Ausgezeichnet“, erwiderte Manon und blickte dem Inspektor unbefangen in die Augen.
    „Pst“, flüsterte Jean dem Inspektor zu. „Erwähnen Sie nichts von der Verlobung mit Alain Monod. Und schon gar nichts von der vergangenen Nacht. Sie kann sich an nichts mehr erinnern.“
    „Ist wohl auch besser so“, erwiderte Jolliet leise und nahm einen Schluck Kaffee. „An Ihrer Stelle würde ich mit der Hochzeit nicht warten, bis Sie Ihr Examen gemacht haben, Jean“, meinte er dann laut. „Was man hat, hat man. Gebrannte Kinder scheuen das Feuer.“
    „Da haben Sie allerdings recht“, meinte Jean und hielt dann rasch den Finger vor den Mund, aber so, daß Manon es nicht sehen konnte.
    „Übrigens“, bemerkte Jolliet, um das Thema zu wechseln, „was haben Sie denn da draußen für ein hübsches Gemälde in der Halle? Das war doch gestern nacht noch gar nicht da.“
    „Ein Gemälde?“ fragte Jean erstaunt. „Was für ein Gemälde?“
    Er lief in die Halle und blieb wie erstarrt vor dem Kamin stehen.
    „Der Mann, der mir heute nacht oben in der Dachstube geholfen hat“, sagte er verstört.
    „Er hat viel Ähnlichkeit mit Ihnen, Jean“, fand auch der Inspektor und betrachtete das Bild genauer. „Ist das einer Ihrer Vorfahren? Muß schon sehr alt sein, nach der spanischen Tracht dieses Herrn zu schließen.“
    „Ja“, entgegnete Jean. „Nur hing es gestern nacht noch nicht da. Das kann ich beschwören. Außerdem hat der Mann sich in der Adresse geirrt. Schließlich gehört dieses Haus Madame Robin. Er hätte sich schon in meiner Studentenbude an die Wand hängen müssen.“
    „Sie irren sich“, meinte der Inspektor, räusperte sich und blickte Manon vielsagend an, die unter der Küchentür stand und den beiden mit glänzenden Augen zuhörte. „Inzwischen hat nämlich Madame Odile Robin bedauerlicherweise –“, er räusperte sich wieder. – „das Zeitliche gesegnet. Und eben hat ihr Anwalt bei mir im Büro vorgesprochen und mir mitgeteilt, daß Madame Odile Robin anläßlich Marions Verlobung Mademoiselle Regnard als Hochzeitsgeschenk ihr Haus überschrieben hat.“
    Manon stieß einen entzückten Schrei aus. „Die gute, liebe Madame Odile Robin. Ich wußte gleich, daß Sie eine Seele von einem Menschen ist! Habe ich dir das nicht heute morgen schon gesagt, Jean?“ meinte sie dann mit einem leisen Vorwurf in der Stimme. „Aber du hast ja kein gutes Haar an ihr gelassen. Jetzt hörst du es, wie du dich getäuscht hast.“
    Jean Dougnac nahm den Inspektor beiseite.
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