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091 - Die Braut des Hexenmeisters

091 - Die Braut des Hexenmeisters

Titel: 091 - Die Braut des Hexenmeisters
Autoren: John Willow
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Wünschelrutengänger.“
    Da kam plötzlich von der Tür ein junger Mann, der alles stumm verfolgt hatte. Sein Gesicht war bleich und entschlossen, als er auf den Inspektor zuging.
    „Geben Sie mir Ihr Messer“, sagte Jean Dougnac und streckte fordernd die Hand aus.
    Der Inspektor blickte ihn warnend an. „Ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt: keine Dummheiten, sonst bekommen Sie Handschellen angepaßt.“
    „Vertrauen Sie mir und geben Sie mir Ihr Messer!“ Jean Dougnac sah den Inspektor flehend an. Auf seiner Stirn standen trotz der Kälte, die hier unten herrschte, kleine Schweißperlen.
    Jolliet griff in die Tasche, öffnete sein Taschenmesser und gab es dem jungen Mann in die Hand.
    „Treten Sie hinter mich“, raunte Jean dem Inspektor zu, „und halten Sie für alle Fälle meine 08 schußbereit.“
    Dann bückte er sich und schnitt eine Linie in den harten Boden. Er bewegte sich rasch und atmete schwer.
    Der Inspektor sah Jean erstaunt zu. Auch die Polizisten hatten zu graben aufgehört und beobachteten Jean neugierig bei der Arbeit. Einer der Beamten lachte sogar leise, als er sah, was Jean dort mit dem Messer in den Boden zeichnete.
    Es war ein Stern – vier Zacken hatte er schon. Ein Stern, aus einer Linie gezeichnet.
    Jetzt ahnte Inspektor Jolliet, was Jean vorhatte. Verrückt, dachte er und hob den Kopf, um die Reaktion Alain Monods zu beobachten.
    Alain Monod lächelte nicht mehr. Seine überlegene Haltung war verschwunden, sein Gesicht bleich und verzerrt. Jolliet erkannte mit dem sicheren Instinkt des erfahrenen Kriminalisten die drohende Gefahr. „Haltet ihn fest!“
    Vier Kriminalbeamte warfen sich auf Alain Monod, der sich verzweifelt wehrte. Es gab ein erbittertes Handgemenge.
    Inzwischen hatte Jean die fünfte Zacke gezogen und verband die Figur zu einer endlosen Linie.
    „Fertig“, sagte er und wich aufatmend zur Wand zurück. Von der anderen Wand kam ein erstaunter, betroffener Ausruf: „Kommen Sie mal her, Inspektor! Rasch!“
    Die Männer beugten sich vor. Einer der Beamten schwang sich fluchend aus der Grube.
    „Verdammt, ich bin auf eine Leiche getreten“, sagte er und wischte sich die Hand am Drillichzeug ab. „Aber ich könnte schwören, Inspektor, als ich die letzte Schaufel voll Lehm über den Grubenrand kippte, lag sie noch nicht da.“
     

     
    Alain Monod hatte jeden Widerstand aufgegeben, als das Pentagramm um ihn herum gezeichnet war. Er hatte seine Gelassenheit wiedergefunden und rauchte.
    Er bewegte sich auch nur bis zum Rand des Pentagramms, wich dann immer wieder zurück, als wäre er in einen unsichtbaren Käfig eingesperrt.
    Inspektor Jolliet lächelte ironisch. Er versuchte sogar ein gewagtes spiritistisches Experiment: Er ließ seine Leute aus dem Pentagramm heraustreten und Alain Monod die Handschellen abnehmen, die ein Beamter dem Spiritisten beim Handgemenge angelegt hatte.
    Interessant, dachte Jolliet. Dieser Bursche ist jetzt so zahm wie ein Lamm. Hexerei oder nicht, ich muß mir das alles notieren, damit wir in Zukunft wissen, wie wir solche Ganoven mit übersinnlichen Kräften unschädlich machen können.
    Dann ließ Jolliet Dr. Hugo zu sich rufen und ging mit dem Polizeiarzt von Grube zu Grube.
    Alle drei Leichen, die ausgegraben wurden, waren unbekleidet.
    Die erste Leiche war bereits völlig verwest. Bei der in der mittleren Grube waren der Rumpf und die Beine noch einigermaßen gut erhalten. Es war die Leiche einer jungen Frau. Bei der dritten Leiche konnte man sogar noch die Gesichtszüge erkennen. An der linken Hand trug sie einen goldenen Ring mit einem Achatstein.
    Dr. Hugo richtete sich ächzend auf, putzte sich den Lehm mit einem Taschentuch von der Hose und unterhielt sich leise mit Inspektor Jolliet: „Alle drei Frauen. Keine älter als fünfundzwanzig. Und allen dreien wurde das Blut ausgesaugt. Bei dieser Leiche da bin ich mir ganz sicher.“ Dr. Hugo deutete auf die rechte Grube. Er sah den Inspektor fast mitleidig von der Seite an. „Hoffentlich wissen Sie bereits, wer als Täter dafür in Frage kommt. Denn ohne Geständnis werden Sie ihm die Morde kaum nachweisen können.“
    „Ich kenne ihn“, erwiderte Jolliet.
    „So? Wer ist es denn gewesen?“
    „Ein Vampir, Doktor.“ Jolliet deutete mit dem Daumen verstohlen über die Schulter. „Er steht dort in der Mitte, in ein Pentagramm eingeschlossen.“
    Dr. Hugo drehte sich um. Seine Kneifergläser glühten rot im Licht der Fackeln. „Sehr interessant“, meinte er beleidigt,
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