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0907 - Die blutenden Bäume

0907 - Die blutenden Bäume

Titel: 0907 - Die blutenden Bäume
Autoren: Jason Dark
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ebenfalls auf das Bett. Elke wolle sich zu ihm hinüberrollen, aber er war dagegen.
    »Nein, laß es.«
    »Wie du möchtest.«
    »Gleich«, sagte er mit einer heiser klingenden Stimme. Wieder bewegte er seinen rechten Arm und berührte mit der Hand sein Gesicht.
    Die Frau schielte ihn von der Seite her an. Sie bekam mit, wie er über sein Gesicht strich und dann gegen seine leicht gekrümmte Handfläche schaute, als wäre etwas darin verborgen.
    Elke runzelte die Augenbrauen. Sie wußte nicht, was das bedeuten sollte, so etwas hatte sie noch nie erlebt, und auch sein plötzliches Stöhnen klang seltsam. Der Mann stand unter einem Druck. Er bäumte sich auf und ließ sich wieder fallen. Das Bettgestell wackelte wie bei einem Erdbeben.
    »He, was hast du?«
    »Nichts, verdammt!«
    Doch, er hatte was, aber die Frau wagte nicht, ihn noch einmal danach zu fragen. Sein Verhalten gefiel ihr immer weniger. So etwas hatte sie bei einem Gast noch nie erlebt.
    Er wischte wieder über sein Gesicht und drehte sich urplötzlich nach rechts, um sie anzuschauen. »Komm her!«
    Elke zögerte.
    »Komm schon!« Er rief nach ihr wie nach einem Hund.
    »Okay, sorry.« Elke wälzte sich in seine Richtung. Sie mußte jetzt wieder spielen, sie mußte lächeln und so tun, als würde es ihr Spaß machen, das gehörte einfach zum Job. Zufriedene Kunden konnten eine gute Kapitalanlage sein.
    Fritz Raskin streckte der Frau seine rechte Handfläche entgegen. Sie schaute mehr auf den Handrücken und wurde einen Moment später von der Fläche berührt, die sogar sehr sanft über ihre rechte Schulter hinweg strich und den Weg in Richtung Brust fand, die von der Hand aber nicht berührt wurde, denn Raskin zog sie wieder zurück. Er lachte leise.
    Elke wollte nach dem Grund fragen, sie verschluckte jedoch die Worte, denn sie spürte plötzlich, daß sich ihre Haut, wo sie von der Handfläche berührt worden war, nicht mehr so anfühlte wie sonst.
    Raskin beobachtete sie dabei mit starrem Blick.
    Der rechte Zeigefinger war an der Kuppe dunkel beschmiert. Elke brachte ihn dicht vor ihre Augen und konnte trotz des miesen Lichts erkennen, was da klebte.
    Es war Blut!
    Zuerst tat sie nichts. Sie konnte auch nichts tun. Sie war in ihrer Haltung erstarrt, stierte dabei auf die Fingerkuppe und wollte es nicht wahrhaben, was sich dort abzeichnete. Das war unmöglich, das war überhaupt nicht zu begreifen.
    Blut, verdammtes Blut!
    ***
    Menschenblut, sein Blut, das aus irgendwelchen Wunden gesickert war, wobei sich der Mann nicht verletzt hatte, zumindest hatte sie nichts bemerkt. Er hatte nur mit seiner Handfläche über ihre Haut gestrichen. Als Folge davon war dieser rote Blutschmier zurückgeblieben.
    Der Kloß saß dick in ihrem Hals. Sie hatte Mühe, überhaupt Luft zu holen. In ihrem Kopf hämmerte es. Elke spürte Schmerzen, Stiche, aber sie war nicht in der Lage, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Ihr Unterbewußtsein allerdings sagte ihr, daß dieser Blut nur von ihm stammen konnte, von ihm allein. Er hatte geblutet, ohne daß eine Wunde vorhanden gewesen war.
    Die Starre verging. Elke wußte nicht, wie lange sie gedauert hatte, aber mit dem Begreifen war auch die Angst gekommen. Plötzlich fing sie an zu zittern. Sie konnte sich nicht mehr halten. Sie zitterte so stark, daß ihre Zähne klapperten und selbst das Bett in gewisse Schwingungen geriet.
    Elke wollte es nicht, aber sie konnte sich nicht halten. Es war eine Reaktion auf ihre fürchterliche Angst, die sie voll und ganz beherrschte.
    Raskin schaute sie an. In seinen Augen lag kein Gefühl. Sie waren so fremd, so eisig, wie die eines Mörders.
    »Blut…?« flüsterte sie.
    »Ja, das ist Blut. Das ist sogar mein Blut. Es drang mir aus der Stirn, Süße. Du brauchst mich nur anzuschauen, dann wirst du es sehen. Aus der Stirn, den Poren, aus der Haut. Ich habe zuviel Blut in mir, verflucht!«
    Er hatte schneller geredet und atmete jetzt heftiger. Mit einem Ruck setzte er sich auf. Seine Arme bewegten sich hektisch. Die Hände klatschten gegen sein Gesicht. Es sah so aus, als wollte er sich darin festkrallen.
    Elke überlegte fieberhaft. Zum Glück war die erste Panik verschwunden.
    Sie dachte auch nicht mehr daran, ihren Körper vom Blut des Mannes zu reinigen. Was hier geschehen war, überstieg ihr Begriffsvermögen bei weiten. Auf keinen Fall wollte sie sich näher mit diesem Wahnsinnigen einlassen. Ja, für sie war der Mann wahnsinnig, der neben ihr auf der anderen Betthälfte hockte,
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