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0907 - Die blutenden Bäume

0907 - Die blutenden Bäume

Titel: 0907 - Die blutenden Bäume
Autoren: Jason Dark
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trotz allem eine wahre Ausdauer bewiesen, die schon als unnormal angesehen werden konnte.
    Sie war sich vorgekommen wie eine Puppe, als er mit ihr seine Spielchen getrieben hatte, und dabei hatte sie noch schauspielern müssen, das war ihr am schwersten gefallen. Sie hatte ihm immer wieder erklären müssen, wie gut er doch war, wie kräftig, welch ein toller Mann da neben ihr lag, und daß sie so etwas noch nie erlebt hatte.
    Das hatte ihn beruhigt, denn sonst hätte er noch mehr Gewalt angewendet. Die Spuren zeichneten sich auf ihrem nackten Körper ab, das wußte sie, aber die Dämmerung ließ es nicht zu, daß sie alles genau erkennen konnte.
    Jetzt lag er ruhig neben ihr.
    Elke wußte aber, daß er nicht schlief. Sein Atem ging unregelmäßig. Er verstellte sich nur, und wahrscheinlich hatte er die Augen nicht mal geschlossen.
    Sie traute sich nicht, aufzustehen und ins Bad zu gehen, einem sehr kleinen Raum mit Holzwänden, die feuchte Flecken zeigten. Aber sie wollte hin, sie brauchte eine Dusche, bevor der nächste Gang begann.
    Links zeichnete sich sein Körper ab. Der Mann lag auf dem Bauch, den Kopf hatte er leicht gedreht.
    »He«, sagte sie.
    Er brummte nur.
    Wer brummt, ist nicht gewalttätig, dachte Elke und richtete sich aus ihrer liegenden Haltung auf. Sie wollte die Beine über die Bettkante schwingen, doch dagegen hatte ihr Kunde etwas. Blitzschnell war seine Hand da und umklammerte ihren Ellbogen.
    »He, wo willst du hin?«
    »Ich muß mal ins Bad.«
    »Du willst doch nicht verschwinden?«
    »Nein.«
    »Das würde ich dir auch nicht raten. Denk an die drei Blauen, die du noch abzuarbeiten hast.«
    »Ich weiß, aber ich muß wieder fit sein, wenn du weitermachen willst. Läßt du mich jetzt los?«
    »Ist schon okay.«
    Elke war froh, als sie den Griff nicht mehr spürte. Sie schwang sich aus dem Bett und tappte mit nackten Füßen durch das dämmrige Zimmer.
    Vor einem der Fenster blieb sie stehen und peilte durch den Mittelspalt der beiden nicht völlig zugezogenen Vorhanghälften. Das Licht draußen blendete sie. Es schimmerte wie helles Gold und schien aus zahlreichen Funken zusammengesetzt zu sein, die sich in ständiger Bewegung befanden.
    Sie ging weiter. Der Eingang zum Bad befand sich neben dem Kleiderschrank. Dieser Raum war nicht so gebaut, wie die Zimmer in den Kettenhotels, wo alles so gleich aussah und man als Gast nicht wußte, in welcher Stadt man sich befand. Hier war noch etwas von einem gewissen Individualismus zu spüren, auch wenn er aus einer Zeit stammte, die viele Jahre zurücklag.
    Das Bad war nachträglich eingebaut worden. Eine Wanne gab es nicht, dafür eine Dusche. Der Abzug funktionierte nicht optimal. Der Spiegel war beschlagen. Elke wischte ihn trocken und betrachtete sich.
    Wie alt war sie? Wie alt sah sie aus?
    Nein, nicht darüber nachdenken. Nackt wie sie war, baute sie sich vor dem Spiegel auf, besah sich ihre Brüste, die Schenkel und drehte sich um, begutachtete ihr Hinterteil, das nicht mehr so straff war, wie sie es sich gern gewünscht hätte. Die vielen blauen Flecken fielen ihr auf.
    Dieser Fritz hatte verflucht hart zugegriffen, und sie hatte sich nicht gegen ihn wehren können. Als Hure wehrte man sich nicht. Da tat man das, wofür man bezahlt wurde. Natürlich gab es auch für sie Grenzen, aber sie wußte auch, daß die Freier immer extremer wurden und ihre Wünsche damit ausgefallener. Viele ihrer Kolleginnen hatten sich darauf eingestellt. Weil dies so war, konnte sie nicht kneifen, sondern mußte mitmachen, sonst konnte sie die Freier abschreiben.
    Aber wie lange hielt sie es noch aus, sich so furchtbar behandeln zu lassen? Elke wußte es nicht. Sie hatte mit dreißig aufhören wollen, doch daraus wurde nichts. Das Geld reichte nicht. Ihre Ersparnisse konnten kaum als solche bezeichnet werden. Die Verlockungen des Lebens waren einfach zu stark.
    Also weitermachen bis zum Ende, von dem sie nur hoffte, daß es nicht so bitter wurde.
    Elke vertrieb die trüben Gedanken und kletterte in die Dusche. Die Tasse war in der Decke befestigt, die Strahlen fielen direkt auf ihren Körper, und sie taten gut.
    Sie duschte heiß, als wollte sie die blauen Flecken von ihrer Haut wegdampfen. Ein Gel hatte sie auch gefunden, rieb sich damit ein. Eine Duschhaube fehlte ihr leider, deshalb mußte sie sich die Haare trocknen.
    Sie stieg aus der Duschkabine und griff nach einem Handtuch. Sie ließ sich Zeit mit dem Abtrocknen. Es sah so aus, als wollten die Hände den
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