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0905 - Puppenterror

0905 - Puppenterror

Titel: 0905 - Puppenterror
Autoren: Jason Dark
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Kunststoffkörper geschmeidig machen. Dann hob sie die Arme, machte zugleich einen großen Schritt nach vorn, wich aber sofort wieder zurück.
    Auch die Arme hob sie an. Langsam drückte sie beide zugleich nach vorn. Sie bewegte sich dabei wie jemand, der seine Morgengymnastik macht, ging sogar noch in die Knie und legte ihren Kopf in den Nacken, um zum Himmel zu schauen.
    Danach beugte sie den Kopf nach vorn, um den Hang nach irgend etwas abzusuchen, und ich hörte mich fragen: »Gibt es hier irgendwelche Nahrung, Mr. Baker?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ratten, zum Beispiel.«
    Er mußte schlucken. »Meinen Sie denn, diese komische Puppe braucht Nahrung?«
    Ich lachte freudlos vor mich hin. »Möglich ist alles. Ich schließe einfach nichts aus.«
    »Damit kann ich nicht dienen.«
    »Ist auch nicht weiter tragisch.«
    Slim Baker trat von einem Fuß auf den anderen. »Darf ich Sie fragen, was Sie unternehmen wollen?«
    »Dürfen Sie, Mr. Baker. Ich habe vor, mir die Puppe mal aus der Nähe anzuschauen.«
    Er bekam große Augen, dann stöhnte er. »Sie wollen tatsächlich den Hang hoch?«
    »Das hatte ich vor.«
    »Und dann?«
    »Werden wir sehen, wie es weitergeht.«
    Er schaute mich an wie jemand, der soeben sein eigenes Testament unterschrieben hat und wirklich nicht wußte, ob er die folgenden Minuten noch überleben würde. »Sie sind Polizist, Mr. Sinclair. Ich kann Sie nicht halten. Tief in meinem Innern habe ich mir auch gewünscht, daß Sie sich der Puppe stellen.«
    »Sehen Sie.«
    »Was soll ich tun?«
    Die Puppe hatte ich nicht aus den Augen gelassen. Sie stand da wie jemand, der es genießt, aus einer dunklen Höhle, endlich ans Tageslicht gekrochen zu sein. »Sie bleiben natürlich hier, Mr. Baker.«
    »Gut.« Er schüttelte den Kopf und winkte mit beiden Händen heftig ab.
    Das bekam ich nur aus dem Augenwinkel mit, denn ich marschierte den Hang hinauf. Ich wollte endlich herausfinden, welches Geheimnis sich hinter der lebenden Puppe verbarg.
    Ich hatte nicht viel Ahnung. Ich wußte auch nichts Konkretes, aber mein Gefühl sagte mir, daß der Fall mit dem Auftauchen dieser Puppe erst begonnen hatte und böse enden konnte…
    ***
    Alice Wonderby war vor einer Woche zwölf Jahre alt geworden, und ihre Gedanken drehten sich auch jetzt, sieben Tage später, noch immer um den tollen Geburtstag, den ihr die Eltern ausgerichtet hatten.
    Alice konnte man als ein besonderes Kind bezeichnen, das in einer Welt lebte, in der die Computer und Gameboys keinen Platz hatten, dafür aber die alten Märchen und Legenden, wobei es keine Rolle spielte, ob die von den Gebrüdern Grimm, Wilhelm Hauff oder Hans Christian Anderson geschrieben worden waren. Sie wünschte sich immer, als kleine Königin inmitten einer Märchenlandschaft zu leben, wobei sie trotzdem einen Autor favorisierte: Lewis Carroll, den Kinderarzt und Autor, der durch sein Buch »Alice im Wunderland« zu Weltruhm gelangt war.
    Alice Wonderby freute sich, denselben Vornamen wie das Mädchen aus dem Wunderland zu haben.
    Eine wunderbare Fügung, vielleicht sogar ein Märchen. Ein Mären, das sich bei ihr erfüllen konnte.
    Am Morgen, wenn sie wie so viele Kinder zur Schule fahren mußte, da hatte sie immer schlechte Laune. Sie haßte die Schule, sie haßte das Lernen, es war alles so rational, wie ihr Lehrer einmal gesagt hatte. Dafür liebte sie die anderen Welten, die Märchen, diese herrlichen Geschichten, in die sie eintauchen konnte, wo sie sich ihre eigene Welt schuf, wo es keine Lehrer gab und sie immer die große Siegerin war, denn eine Königin mußte einfach gewinnen. Nie hatte sich Alice als anderes Wesen gesehen, sie mußte einfach eine Königin sein, und sie wurde in ihrer Phantasie zu einer derartigen Person, je länger sie auf den Mittag und das Ende des Schultages wartete. Danach gab es dann zwar noch die Hausaufgaben, aber die ließen sich ertragen, schließlich konnte Alice sie in der gewohnten Umgebung erledigen.
    Alices Eltern waren wohlhabend und wohnten im Londoner Süden, einem noblen Wohngebiet. Die Häuser auf den oft großen Grundstücken konnten sich nur wenige leisten. Darüber machte sich Alice allerdings keine Gedanken. Sie freute sich einfach darüber, daß sie dort wohnte, und daß ihr Haus von einem großen Garten umgeben war. Der Garten war schon verwildert und bot viele Verstecke.
    Alice liebte ihn. Wie ihre Namensvetterin im Wunderland so war auch für sie der Garten der Eintritt in die Welt jenseits des Spiegels, wo
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