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0905 - Puppenterror

0905 - Puppenterror

Titel: 0905 - Puppenterror
Autoren: Jason Dark
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nicht. Es hatte sich nichts verändert. Es war auch kein Bild von der Wand gefallen oder etwas aus der oberen Etage die Treppe hinabgerollt, aber Alice wußte auch, daß sie sich nicht geirrt hatte. Das Geräusch war da gewesen, und sie wollte auf jeden Fall die Ursache klären.
    Ihr Zimmer lag in der ersten Etage. Sie mußte die Treppe hoch, und die Schultasche nahm sie gleich mit. Heute hüpfte sie nicht wie sonst die Stufen hoch, sondern ging ziemlich langsam, kam sich auch selbst angespannt vor und dachte über des Geräusch nach.
    Dumpf hatte es geklungen. Auch gedämpft. Vielleicht war ein Blumentopf von der Fensterbank gefallen. Natürlich nicht einfach so. Auch nicht durch eine Person aus dem Märchen. Es konnte schon sein, daß sich wieder einmal eine fremde Katze in das Haus verirrt hatte, die dann irgend etwas umwarf, was ihr im Weg stand.
    Die Treppe endete in einem Flur. Es war zum Teil ihr Reich, deshalb hatten die Eltern Alice auch erlaubt, die Bilder aufzuhängen, die ihr gefielen.
    Natürlich glichen sie sich, was die Motive anging. Sie alle zeigten bunte, fröhliche Farben. Prinzen, Prinzessinnen, Schlösser. Die Hälfte von ihnen hatte sie selbst zusammengepuzzelt.
    Sie ging vorbei, lächelte vor sich hin und blieb für einen Moment vor ihrer Zimmertür stehen.
    Ihr Blick fiel auf einen Spruch. Sie selbst hatte ihn erfunden und las ihn jetzt halblaut vor.
    »Hier lebt Alice, die immer darauf wartet, als Prinzessin in die Welt hinter den Spiegel gehen zu können…«
    Sie lächelte, als sie das letzte Wort ausgesprochen hatte. Besser hätte ein Spruch ihr Leben nicht verdeutlichen können. Es war einfach wunderbar, diese Träume zu haben. Wer weiß, vielleicht wurden sie irgendwann einmal wahr.
    Das Mädchen legte seine rechte Hand auf die Klinke und drückte die Tür auf. Auch wenn sie es sich gewünscht hätte, sie betrat keinen prächtigen Schloßsaal, auch kein großes, tolles Zimmer, sie ging in einen normalen Raum hinein, der sogar ziemlich düster war, was nicht unbedingt am Schiefergrau des Himmels lag, sondern an den von dem Fenster hängenden Rollo, das ihre Mutter vergessen hatte, in die Höhe zu ziehen. Deshalb also war es düster, deshalb drängten sich die Schatten in die fahlen Lichtstreifen hinein und hinterließen auf dem Boden und auf einem Teil der Möbel ihre weichen Spuren.
    Alice stellte die Tasche links neben die Tür, wo auch ein Regal seinen Platz gefunden hatte, ging dann auf dem direkten Weg zum Fenster und zog das Rollo hoch.
    Licht, endlich Licht!
    Zwar bereitete sich kein strahlender Sonnenschein aus, aber die Helligkeit des Tages reichte schon aus, um das gesamte Zimmer zu erfüllen. Wie gesagt, in ihren Vorstellungen war es ein prächtiger Saal, tatsächlich aber von bescheidener Größe und mit schrägen Wänden. Ihre Eltern hatten eigentlich die obere Etage ausbauen wollen, bisher aber waren sie noch nicht dazu gekommen. So war und blieb es für Alice eine geheimnisvolle Welt. Für andere war es eine Rumpelkammer, in der die Dinge standen, die nicht mehr gebraucht wurden. Vom Schrank über Kleidungsstücke bis hin zu gestapelten und zusammengebundenen Fachzeitschriften.
    Alice stöberte gern auf dem Dachboden herum. Da konnte sie auch ihre Phantasie spielen lassen und durch das dreieckige Fenster immer die herrlichen Sonnenuntergänge beobachten.
    Die Phantasie drängte sie zurück und dachte zunächst einmal an das ungewöhnliche Geräusch.
    War es hier im Zimmer aufgeklungen?
    Genau wußte sie es nicht, aber es war zumindest eine Möglichkeit, nach der sie forschen wollte.
    Das war also ihr Zimmer, ihr eigentliches Zuhause, ihre Burg, ihr Thronsaal, ihr prächtiger Schlafraum, der Ort, wo sie in ihren Träumen regierte.
    Das Hell der Kiefernmöbel kam ihr entgegen. Der Schreibtisch hatte seinen Platz vor dem Fenster gefunden. Die Tapete hatte sich Alice selbst ausgesucht. Manche ihrer Freundinnen hielten die bedruckten Motive für kindlich, daran störte sich Alice nicht, denn sie mochte die Märchenfiguren, die sich vor dem leicht beigen Hintergrund tummelten. Da waren so viele versammelt: Hexen, Teufel, Zauberer, Kinder und Erwachsene. Manche sehr normal, andere wiederum skurril, und selbst die Gestalten aus dem Land Oz, das hinter dem Regenbogen lag, waren zu sehen.
    Das Bett war mit einer bunten Decke bezogen, auf dem Nachttisch stand eine Lampe mit einem hellen Schirm, und es fehlte das, was sich im Laufe der letzten Zeit immer stärker in den Kinderzimmern
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