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0900 - Für Teufel, Gold und Templer

0900 - Für Teufel, Gold und Templer

Titel: 0900 - Für Teufel, Gold und Templer
Autoren: Jason Dark
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Menschen bekam er nicht mit, statt dessen spürte er die Furcht in sich hochsteigen, und er dachte auch an den künstlichen Kopf, der ihm keine Zukunft und zugleich den Tod prophezeit hatte. Wieder einmal hatte er recht behalten, denn aus Dacrys Fesseln war noch niemand geflohen.
    »Bleib nur liegen, d'Aurillac, bleib nur liegen. So bist du mir am liebsten. Lange haben wir dir die Freiheit gelassen, aber in dieser Nacht ist es soweit. Da haben wir endlich zugeschlagen, und wir haben dich erwischt.« Abermals lachte er und hatte seine diebische Freude an diesem Fang.
    »Was willst du, Dacry?« flüsterte Gerbert.
    »Deinen Tod, deine Vernichtung. Ich will alles vernichten, was du geschaffen hast. Du stehst mit dem Teufel im Bunde, du Hund! Der Leibhaftige hat dir geholfen, er ist in der Nacht zu dir gekommen und hat dich die teuflischen Dinge gelehrt. Ich weiß nicht, was es genau war, aber ich weiß, daß diese Zeit für dich vorbei sein wird. Du bekommst keine Möglichkeit mehr, deine Ketzereien voranzutreiben. Wir werden dich weder vor ein weltliches, noch vor ein kirchliches Gericht stellen. Du wirst sterben, einfach nur sterben…«
    Gerbert wußte, daß der andere nicht log. Duc Dacry war bekannt dafür, daß er seine Befehle immer ausführte.
    Hatte es Sinn, ihn bestechen zu wollen? Ihm das Geschmeide zu übergeben?
    Nein, es hatte keinen Sinn. Er würde es sowieso konfiszieren und es seinem Herrn übergeben. Auch all die Aufzeichnungen, die d'Aurillac hinterlassen hatte. Seine mathematischen Schriften, die so schwer zu verstehen waren, aber inhaltlich voll orientalischer Weisheit steckten.
    Er hörte Tritte.
    Schwere Echos drangen an seine Ohren, und er merkte sehr genau, daß Duc Dacry auf ihn zukam. Neben ihm blieb er stehen. Gerbert schielte zur Seite. Er sah die schweren Stiefel des anderen, und er sah auch, wie Dacry ein Bein anhob, dabei aufstöhnte und zugleich leise lachte.
    Er stemmte den Fuß in Gerberts Nacken!
    Der ehemalige Papst stöhnte auf. Der Schmerz fraß sich weiter, bis zu den Schultern und auch in seinen Rücken hinein. Er hörte die Stimme des anderen, er hörte das rauhe Lachen, und die Worte sagten eigentlich alles. »Du wirst zertreten werden. Du wirst umkommen wie ein räudiger Hund, und man wird deine Leichenteile in unheiliger Erde verscharren. Die Welt wird dich vergessen, sie wird nicht mehr wissen, daß du als erster Franzose das Oberhaupt der Kirche gewesen bist. Die Geschichte wird dich auslöschen, und ich werde daran beteiligt sein, worauf ich dann sehr, sehr stolz bin.«
    Auch wenn Gerbert hätte antworten wollen, es wäre ihm nicht möglich gewesen, der Druck und die damit verbundenen Schmerzen waren einfach zu brutal.
    Er schwieg.
    Und dann prallte etwas gegen seinen Kopf, das mit einem Schlag sein Bewußtsein auslöschte…
    ***
    Irgendwann war Gerbert d'Aurillac wieder erwacht, doch er lag nicht mehr in seinem eigenen Zimmer, sondern in einem schmutzigen Verlies tief unter der Erde.
    Es war in einem Turm untergebracht, der zugleich als Gefängnis und Folterkammer diente. Deshalb hatte er auch den Namen Turm der Tränen bekommen. Alle Menschen schlugen um ihn einen weiten Bogen, doch wehe dem, der einmal seinen Platz in diesem Turm erhalten hatte. Die meisten wurden als Tote hinausgetragen, und diejenigen, die noch lebten, waren durch die Folter bis zum Tod gezeichnet.
    Gerbert wußte also, was ihm bevorstand. Schon einmal hatte er die Gefangenschaft im Kerker erlebt, und er hatte unter der Folter geschwiegen. Auch jetzt hatte man ihn wieder in der tiefsten Stelle vergraben, denn das Verlies, in dem er allein hockte, war nichts anderes als ein kaltes, grausames Grab, mit einer schmalen Öffnung in der Wand, durch die die kalte Luft hereinströmte.
    Ansonsten war es finster, denn die Fackeln leuchteten nur im Gang, wo auch die Wächter hockten und mit ihren Gefangenen die derben Späße trieben.
    Der Schlag gegen seinen Kopf hatte Gerbert überstanden, aber das aus der Platzwunde gequollene Blut hatte sich auf seinem Gesicht verteilt und klebte in den Haaren. Es gab kein Wasser, mit dem Gerbert hätte sein Gesicht reinigen können. Und der Gestank nach Kot und Urin lag wie ein übler Schleier zwischen den Mauern, vermischt mit dem Geruch von Erbrochenem.
    Er war bis zum Schlitz gekrochen, hatte sich dort hingesetzt und seinen Rücken gegen das kalte Mauerwerk gepreßt. Wenn er in die Höhe schaute, sah er über sich den Lichtstreifen dünn und weich durch die Öffnung
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