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0900 - Für Teufel, Gold und Templer

0900 - Für Teufel, Gold und Templer

Titel: 0900 - Für Teufel, Gold und Templer
Autoren: Jason Dark
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es war immer wieder neu für ihn, so etwas zu erleben.
    Er mußte seine Kehle vom Schleim befreien, bevor er die nächste Frage stellte. »Kannst du auch mit mir sprechen? Kannst du antworten?«
    »Ja!«
    Ein schlichtes Wort nur, aber für Gerbert war es, als würde sich ihm der Himmel öffnen. Es kam nicht oft vor, daß der Kopf redete, in dieser Nacht tat er es. Die Gestirne standen günstig. Darauf hatten ihn seine arabischen Lehrmeister immer wieder lächelnd hingewiesen, und der Mann im Keller spürte die Aufregung in sich hochsteigen. Er wischte über sein Gesicht, auf dem trotz der Kühle eine leichte Schweißschicht lag. Es war die innere Unruhe, die Aufgeregtheit, die dafür sorgte.
    Die nächste Frage. »Du kennst mich?«
    »Ja.«
    »Gut, gut«, flüsterte Gerbert, und er wollte mehr wissen. Er beugte sein Gesicht dem künstlichen Kopf entgegen, um abermals Worte zu flüstern.
    »Ich weiß, daß du meine Fragen nur mit ja und mit nein beantworten kannst. Du bist noch nicht so, wie ich es mir vorstelle, aber ich werde noch viel in der Zukunft zu tun haben. Deshalb will ich von dir wissen, ob ich eine Zukunft habe und wie sie aussieht. Ob gut oder schlecht. Kannst du mir darauf antworten?«
    Der Kopf schwieg.
    »Warum sagst du nichts?«
    Schweigen.
    Es machte d'Aurillac nervös. Er kam damit nicht zurecht und mußte einige Male schlucken. Dann stellte er die Frage direkt. »Habe ich noch eine Zukunft?«
    Der Kopf schien auf derartige Worte nur gewartet zu haben, denn seine Antwort folgte prompt.
    »Nein!«
    Der ehemalige Papst war nicht mehr in der Lage, auch nur ein Wort hervorzubringen. Die Ehrlichkeit der Antwort hatte ihn geschockt. Dieses glatte Nein war für ihn furchtbar gewesen. Es gab also keine Zukunft mehr, nicht für ihn, nicht…
    Gerbert schüttelte den Kopf. Kleine Schweißperlen fielen zu Boden. Ihm war trotzdem kalt geworden, und diese Kälte lag wie eine Schicht auf seinem Rücken.
    »Nein?« hauchte er.
    Der Kopf schwieg.
    DÀurillac leckte über seine Lippen, wo der Speichel einen dünnen Film hinterlassen hatte. Er schmeckte ihm wie ein bitteres Kraut, schluckte einige Male, schaute sich dabei scheu um, als hätten sich bereits geheimnisvolle Geister in seinem Keller verteilt, um ihn in das Reich des Todes zu zerren.
    Er konnte nicht mehr auf der Stelle stehenbleiben. Und so drehte er einige Runden, den Blick hielt er dabei zu Boden gesenkt, die Stirn in Falten gelegt, und auch weiterhin drehten sich seine Gedanken um eine Antwort.
    Nein, also!
    Was bedeutete das? Er konnte es sich vorstellen, aber er wollte nicht daran glauben. Es ging ihm einfach gegen den Strich. Er fühlte sich noch als zu jung, um keine Zukunft mehr zu haben. Er hatte noch so viel vor, so unendlich viel.
    Das eigene Keuchen störte ihn. Es dauerte eine Weile, bis er den Mut gefunden hatte, seinen Blick direkt auf den Kopf zu richten.
    Er mußte mehr wissen. Er mußte versuchen, durch seine Fragen die Zukunft einzukreisen, und er dachte darüber nach, wie er sie stellen sollte.
    »Ich habe also keine Zukunft mehr - oder?«
    Zögern, noch eine Antwort. Gerbert spürte Hoffnung, die schnell zerstört wurde.
    »Ja!«
    Gerberts Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. Er wollte es nicht akzeptieren, der Kopf hatte ihn belogen, ja, brutal belogen.
    Hatte er ihn tatsächlich belogen?
    Gerbert d'Aurillac wurde unsicher. Er machte sich etwas vor, wenn er davon ausging, denn er wußte sehr genau, daß ihm sein Meisterwerk noch nie belogen hatte. Immer wieder hatte er auf ihn gehört, und es hatte sich auch in dieser Nacht nichts geändert.
    Keine Lüge also…
    Gerbert akzeptierte es und deutete es auch durch sein Nicken an.
    Plötzlich war ihm diese eine Antwort nicht genug. Er wollte mehr wissen, Einzelheiten. Auch wenn der Kopf nur durch zwei Worte antworten könnt, so schaffte man es, durch raffiniertes Nachfragen, mehr Dinge herauszubekommen.
    Gerbert nickte seinem Kopf zu. »Gut, ich habe alles gehört, ich vertraue dir. Ich habe also keine Zukunft. Wer keine Zukunft als Mensch hat, der wird sterben, und deshalb frage ich dich wieder. Werde ich sterben?«
    »Ja!«
    Die Schnelligkeit der Antwort überraschte ihn. Er bekam es wieder mit der Angst zu tun, und seine nächste Frage blieb ihm wie eine Fischgräte im Hals stecken. Ruhe, er zwang sich zur Ruhe. Er wollte die Furcht eines Kindes vergessen, und er räusperte seine Kehle frei. Endlich schaffte er es, die nächste Frage zu stellen.
    »Werde ich bald
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