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090 - Moerderische Knochenhaende

090 - Moerderische Knochenhaende

Titel: 090 - Moerderische Knochenhaende
Autoren: Frank Sky
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nicht. Ihre bisherigen Eindrücke wurden lediglich bestätigt.
    „Also, heraus damit, Julia“, sagte Adriano scharf.
    „Nicht so laut, bitte“, bemerkte Rodrigo Rossetti sanft. Er und seine Frau hatten Tränen in den Augen, ihnen ging der Tod der Marchesa nahe.
    „Wir wollen in Julias Zimmer gehen“, schlug Carlotta vor.
    Die anderen waren einverstanden. Nur das Dienerehepaar blieb bei der Toten. Als Silvana, Julia, Adriano und Carlotta Vespari allein waren, eröffnete die Erzieherin den anderen: „Julia hat heute ein Grab geöffnet.“
    „Nein“, rief Julia.
    „Doch, es stimmt“, bekräftigte die Erzieherin. „Ich war nach ihr auf dem Gesindefriedhof und habe es wieder verschlossen. Dabei wurde ich von der Marchesa überrascht. Sie bekam einen Wutanfall und schlug auf mich ein, bis ich ihr erklären konnte, warum Julia es getan hatte. Danach kehrte sie stumm ins Schloß zurück. Als ich auf meinem Zimmer ins Bett gegangen war, begann der Anfall. Ich nehme an, daß ein enger Zusammenhang besteht.“
    „Julia, es wird Zeit, daß du uns sagst, was los ist“, mahnte Silvana.
    „Willst du uns nicht zeigen, was du aus dem Grab genommen hast?“ fragte Carlotta Vespari.
    Julia zuckte zusammen. Sie senkte den Kopf und schwieg. Die anderen sahen sie stumm an. Etwa zwei Minuten verstrichen, in denen niemand so recht wußte, was er sagen sollte. Dann ging Julia zu ihrem Bett, griff unter das Kopfkissen und holte zwei Bernsteinkugeln hervor. Sie waren so groß wie Augäpfel.
    „Das“, erklärte sie. „Es sind die Augen der Toten. Es sind die Augen der Tante Teresa di Cosimo, der Schwester unserer Mutter. Sie starb, als sie siebzehn Jahre alt war, so wie ich.“
    Die Erzieherin nahm eine der Kugeln in die Hand und betrachtete sie.
    „Sie ist ganz hart. Es ist keine lebende Substanz gewesen.“
    „Es muß aber eine gewesen sein, es waren die Augen“, entgegnete Julia stammelnd.
    Sie zögerte, dann aber brach es aus ihr heraus. Sie schilderte in allen schrecklichen Einzelheiten, was am Grab geschehen war.
    „Bitte, bitte, glaubt mir. Es ist alles so, wie ich es gesagt habe. Auch wenn es absolut verrückt klingt, bitte, glaubt mir“, schloß sie.
     

     
    Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als die Polizei aus Fiesole eintraf. Eine Reihe von Untersuchungen begann, die alle ermüdete. Gegen fünf Uhr morgens kam endlich ein Arzt, der die Leiche der Marchesa untersuchte.
    Carlotta, Adriano und die Zwillinge saßen im Salon und tranken Kaffee, um sich wach zu halten, als Piero di Abbaccio eintrat.
    „Ich bin erschüttert“, sagte er, reichte den Zwillingen und Adriano die Hand und sprach ihnen sein Beileid aus. „Wie ist denn das nur passiert?“
    Carlotta übernahm es, ihn zu unterrichten.
    „Das begreife ich nicht“, sagte er, als sie geendet hatte. „Ich kannte die Marchesa als etwas überspannte Person, aber so etwas hätte ich nicht erwartet.“
    Der Arzt und der untersuchende Kommissar erschienen in der Tür.
    „Kann ich auch eine Tasse Kaffee haben?“ fragte der Mediziner.
    „Selbstverständlich, gern“, erwiderte Rodrigo Rossetti.
    „Mir einen Espresso, bitte“, sagte der Polizist. Er setzte sich an den Tisch, zückte sein Notizbuch und schrieb etwas hinein.
    „Sagen Sie, bitte“, fuhr er dann an Adriano di Cosimo gewandt fort, „war die Marchesa abergläubisch? Ich meine, glaubte sie an Hexen und dergleichen?“
    „Wie kommen Sie darauf?“
    „Glaubte sie?“
    Der Kommissar war offensichtlich nicht bereit, seinerseits Auskünfte zu geben.
    „Nicht, daß ich wüßte“, erwiderte Adriano verschlossen.
    Fragend blickte der Kommissar die Zwillinge an.
    „Das ist doch Blödsinn“, sagte Silvana.
    „Davon habe ich nie etwas bemerkt“, erklärte Julia.
    „Und Sie?“ fragte der Kommissar die Erzieherin.
    „Ich? Nun, ich bin erst seit ein paar Tagen hier im Schloß.“
    „Meinen Sie, daß das eine Antwort auf meine Frage ist?“
    „Ich habe nichts bemerkt.“
    „Sie sind doch sicher öfter in den Räumen der Marchesa gewesen?“ fragte er Silvana.
    „Nicht sehr oft“, antwortete diese. „Aber was soll das alles? Wollen Sie uns nicht endlich erklären, was Sie mit diesen Fragen bezwecken?“
    „Wir haben festgestellt, daß die Marchesa unter dem Einfluß einer halluzinogenen Droge stand, als sie starb.“
    „Das ist doch verrückt“, rief Silvana und sprang auf.
    „Ich finde das empörend“, sagte Adriano wütend.
    „Wie können Sie sagen, daß meine Mutter Rauschgift genommen
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