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090 - Die Totenwache

090 - Die Totenwache

Titel: 090 - Die Totenwache
Autoren: Dämonenkiller
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Kragen riskiert, als ich den Brief aus Costas Tresor fischte. Wenn er etwas rauskriegt, lande ich in der Themse…"
    Donelly unterbrach seine Informantin grob.
    „Der Tod wäre eine Erlösung für dich, Alicia… Gib's doch zu, daß du Angst hast! Du fürchtest im Grunde nur eins - daß dir eines Tages der Stoff ausgeht."
    Sie schluckte schwer. Donelly kannte sie seit einigen Monaten. Er hatte ihr zu einer Entziehungskur verholfen. Doch sie war zu schwach gewesen. Nach einigen Tagen war sie in Costas Vergnügungsschuppen PAM zurückgekehrt. Dort verkaufte sie Zigaretten und rote Rosen.
    Trotz ihrer Sucht war sie ungemein hübsch. Daran änderten auch nichts die dunklen Ringe, die sich unter ihren mandelförmigen Augen abzeichneten.
    „Was willst du eigentlich, Brian?" fragte sie kurzatmig.
    Offensichtlich war sie mal wieder am Ende ihrer Kraft. Sie hatte Angst und wurde nicht allein damit fertig. Deshalb brauchte sie einen Schuß Heroin.
    „Erzählte ich dir das noch nicht?" erwiderte Donelly. „Du weißt, daß meine Frau seit fünf Jahren tot ist. Ich hatte nur noch Patty."
    „Deine Tochter?"
    Donelly nickte nachdenklich. Er fuhr sich mit der Rechten durch das kurzgeschnittene Kraushaar. Er schien vergessen zu haben, daß er knapp dreißig Meter vom Themseufer entfernt am Kai stand. Links von ihm zeichneten sich die schweren Schiebetüren eines Verladeschuppens ab. Wenn er mit der Rechten über die Brusttasche strich, hörte er den Umschlag knistern. Alicia hatte ein Duplikat von Costas Verkaufsunterlagen entwendet. Darauf waren sämtliche Dealer im Großraum London verzeichnet.
    Donelly spürte den Kolben seiner Smith & Wesson.
    Das beruhigte ihn ein bißchen. Er besaß keinen Waffenschein, aber er hatte sich das Schießeisen besorgt, weil er wußte, daß Costa und seine Kanaillen schon manchen Schnüffler ins Jenseits befördert hatten.
    „Bei Patty fing's genauso an, wie bei dir, Alicia… Auf einer Party draußen in Enfield lernte sie einen netten Jungen kennen. Sie war damals gerade siebzehn geworden. Der nette Junge verpaßte ihr den ersten Schuß. Das gefiel meiner kleinen dummen Patty ungeheuer. Sie genoß die bunte Traumwelt ohne Arbeit, Kummer und Sorgen. Schließlich wollte sie mehr von dem Zeug. Und bekam auch mehr davon. Als ich es merkte, war es schon zu spät."
    Ein bitterer Zug erschien auf Donellys Gesicht. Seine Lippen bildeten schmale Striche. Alicia berührte seinen Arm. Sie wollte ihn trösten, doch sie hätte in diesem Augenblick selbst Trost bitter nötig gehabt.
    „Sie fanden meine kleine Patty in einer U-Bahn-Toilette… Die Schufte hatten den Stoff mit Strychnin gestreckt."
    Donelly senkte den Kopf. Plötzlich hörte er das Aufheulen eines schweren Wagenmotors. Alicia wollte davonrennen, doch Donelly hielt sie mit eisernem Griff fest. Er versuchte, den Nebel mit seinen Augen zu durchdringen. Doch er sah nur das graue, konturlose Wabern um sich.
    „Du hast mich verraten - du kleine, miese Ratte!"
    Donelly konnte sich nur schwer beherrschen. Er hätte Alicia am liebsten geohrfeigt, doch er zerrte sie an sich heran. Eigentlich hatte er damit rechnen müssen. Alicia war kein Mensch, dem man vertrauen konnte. Für einen Schuß Heroin tat sie alles. Dafür hätte sie sogar ihre Mutter verkauft.
    „Was hat Costa dir dafür bezahlt?"
    Alicia schwieg. Sie schluchzte haltlos vor sich hin. Ihr zierlicher Körper bebte.
    Das Motorengeräusch wurde lauter. Donelly drehte sich um. Plötzlich geisterte hinter ihm ein grelles Scheinwerferpaar durch den Nebel.
    Sie haben mich in der Zange, durchzuckte es ihn. Wegrennen kann ich nicht mehr. Ich komme niemals lebend an diesen Kanaillen vorbei.
    Kurz entschlossen langte er nach seiner Smith & Wesson.
    Idiot, sagte eine innere Stimme. Costas Hyänen haben bessere Waffen. Bevor du einen einzigen Schuß abgibst, haben sie ein Sieb aus dir gemacht.
    Ohne daß Alicia etwas bemerkte, ließ er die kaum handtellergroße Waffe in ihr Täschchen gleiten, das sie an einem Riemen um die Schulter trug.
    „Laß mich laufen!" preßte die junge Frau verzweifelt hervor. „Ich bitte dich, Brian!"
    „Du bleibst jetzt dicht bei mir, Alicia… Glaube ja nicht, Costa würde dich schonen, weil du mich seinen Leuten ans Messer geliefert hast. Mitwisser kann der große Boß nicht gebrauchen. Darauf kannst du Gift nehmen."
    Es kam ihm ungeheuer sarkastisch vor, als er mit dem zitternden Junkie am Themseufer stand, um den Mördern seiner Tochter entgegenzutreten. Aus dem
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