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090 - Die Totenwache

090 - Die Totenwache

Titel: 090 - Die Totenwache
Autoren: Dämonenkiller
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Vielleicht Acid oder so etwas Ähnliches. Danach sollte man ja die verrücktesten Visionen haben. Doch dann erinnerte er sich an die Zeitungsmeldungen. Was er sah. stimmte mit den Beobachtungen anderer Menschen überein.
    Er fühlte, daß sein Herz schneller schlug. Abrupt drehte er sich um und rannte aus dem Archiv.

    „Ehrlich, Coley, ich spinne nicht!" sagte Norman Moore erregt. „Unten im Archiv steht der Sarkophag mit dem blonden Mädchen. Es ist alles so wie- in der Zeitung. Ich hab's mit eigenen Augen gesehen."
    Verwundert über die plötzliche Hektik des jungen Mannes, der sonst immer träumend durch die Museumsgänge geschlichen war, verließ der alte Mann die Pförtnerkabine.
    „Wo hast du die Zauberfee gesehen?"
    Norman machte eine Daumenbewegung nach unten.
    „Im Archiv, Coley - sagte ich doch eben schon."
    Mehrere Kollegen umringten die beiden Gesprächspartner.
    „Was ist denn in unseren Schrat gefahren?" scherzte ein hochgewachsener Museumsbeamter. „So haben wir ihn ja noch nie erlebt."
    „Steht nicht einfach in der Gegend herum!" rief Norm an aufgeregt. „Unten befinden sich die geheimnisvolle Frau und der Skelettwächter."
    Normans Zuhörer lachten.
    „Das Märchen kannst du deiner Großmutter aufbinden, Norman! Hast wohl heute früh in der Zeitung geschmökert und dir etwas ausgedacht, um uns zum Narren zu halten, wie?"
    „Kommt mit runter - ich zeig's euch!"
    „Du hast getrunken", vermutete der Hochgewachsene und trat dicht an Norman heran. Er neigte den Kopf vor, als wollte er eine Alkoholfahne riechen.
    „Ich habe nichts getrunken", verteidigte sich Norman.
    „Er hat nichts getrunken!" riefen die anderen schadenfroh.
    Norman drehte sich, auf dem Absatz um. Wenn er noch länger mit seinen Kollegen redete, hielt er die Vision womöglich selbst für reine Einbildung. War das Mädchen überhaupt vorhanden, oder existierte sie nur als Projektion? Er hatte im Fernsehen schon mehrmals von Versuchen mit LaserHologrammen gehört. Dabei versuchte man, dreidimensionale Bilder ohne Leinwand oder ähnliche Projektionsflächen in den freien Raum zu strahlen. Wenn es sich bei der Szene im Archiv um ein Hologramm handelte, würde er auch den Urheber des Hologramms entdecken.
    Er verließ seine Kollegen und stieg die Treppen zum Archiv hinunter.
    Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Er konnte sich einfach nicht erklären, welchen Sinn die Projektion dieses Bildes haben sollte. War tatsächlich ein genialer Wissenschaftler daran schuld, daß Menschen auf der ganzen Welt ein und dasselbe Bild erblickten? Wollte ein verkanntes Genie aller Welt zeigen, wozu es fähig war?
    Norman erinnerte sich an die kleinen bunten Comics, die er auch jetzt noch begierig verschlang. Er sah die skurrilen Szenen mit den unverwüstlichen Superhelden vor sich, die stets mit höllischen Erfindungen, Monstern und verbrecherischen Wissenschaftlern konfrontiert wurden.
    Gab es solche verschrobenen Wissenschaftler, die in geheimen Laboratorien Dinge entwickelten, die die Welt gefährdeten?
    An die Möglichkeit, daß dämonische Kräfte wirksam waren, dachte Norman nicht. Er hatte sich nie mit den okkulten Wissenschaften beschäftigt. Obwohl es im Archiv des Museums Hunderte von „verbotenen" Büchern gab, hatte er niemals darin geblättert.
    Langsam öffnete er die Tür zum Archiv. Er hielt instinktiv den Atem an und nannte sich einen Narren, weil er allein und ohne Begleitung zurückgekommen war. Der Skelettwächter konnte eine Warnung darstellen. Aber Norman wollte jetzt nicht mehr umkehren. Er fürchtete den Spott seiner Kollegen.
    Das Mädchen war noch da. Sie lag in unveränderter Haltung auf dem steinernen Sarkophag. Die goldenen Brustschalen glänzten, und das kostbare Vlies, das ihren Schoß bedeckte, erstrahlte in einem überirdischen Licht.
    Norman trat bis auf wenige Meter an den Sarkophag heran. Näher traute er sich nicht. Der Anblick des Skeletts ließ ihn erschauern. Die leeren schwarzen Augenhöhlen schienen sich tief in sein Innerstes einzubrennen. Die Knochenfinger umspannten fest den Griff des blitzenden Schwertes.
    Je länger Norman die regungslose Schöne anstarrte, desto stärker wurde sein Verlangen, sie zu berühren. In seinem ganzen Leben hatte er nichts Ähnliches empfunden. Keine Frau hatte ihm mehr bedeutet als diese Schönheit. Eine unbeschreibliche Sehnsucht stieg in ihm auf. Er versuchte, sich vorzustellen, wie er sie aus ihrer Totenstarre erlöste. Er dachte an das Märchen von
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