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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Autoren: George R. R. Martin
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in Barbra Staublins Gefolge, gemeinsam mit der Lady selbst, ihren Männern aus Barrowton und der künftigen Braut. Lady Staublin hatte darauf bestanden, Lady Arya unter ihre Fittiche zu nehmen, bis sie verheiratet war, aber das war jetzt geschehen. Jetzt gehört sie Ramsay. Sie hat die Worte gesprochen. Durch diese Heirat wurde Ramsay Lord von Winterfell. Solange Jeyne ihn nicht wütend machte, würde er keinen Grund haben, ihr wehzutun. Arya. Ihr Name ist Arya.
    Sogar in seinen mit Fell gefütterten Handschuhen hatten Theons Hände zu schmerzen begonnen. Oft waren es seine Hände, die am schlimmsten wehtaten, besonders die fehlenden Finger. Hatte es tatsächlich eine Zeit gegeben, als sich Frauen nach seiner Berührung gesehnt hatten? Ich habe mich zum Prinzen von Winterfell gekrönt, dachte er, und damit hat all das angefangen. Er hatte geglaubt, die Menschen würden noch in hundert Jahren Lieder über ihn singen und sich Geschichten über seine Kühnheit erzählen. Aber wenn heute jemand seinen Namen aussprach, dann immer als »Theon der Abtrünnige«, und die Geschichten handelten ausschließlich von seinem Verrat. Dies war niemals mein Zuhause. Ich wurde hier als Geisel gefangen gehalten. Lord Stark hatte ihn nicht grausam behandelt, doch der lange stählerne Schatten seines Großschwertes hatte stets zwischen ihnen gestanden. Er war nett zu mir, aber niemals herzlich. Er wusste, dass er mich eines Tages vielleicht würde töten müssen.
    Theon schlug die Augen nieder, als er den Hof überquerte und zwischen den Zelten entlangging. In diesem Hof habe ich Kämpfen gelernt, dachte er und erinnerte sich an warme Sommertage, an denen er mit Robb und Jon Snow unter den wachsamen Augen des alten Ser Rodrik seine Übungen absolviert hatte. Damals war er noch ganz und heil gewesen und hatte ein Schwert so gut halten können wie jeder andere. Aber der Hof barg auch düstere Erinnerungen. Hier hatte er in der Nacht, in der Bran und Rickon aus der Burg geflohen waren, das Volk der Starks versammelt. Ramsay war damals Stinker gewesen, stand an seiner Seite und flüsterte ihm zu, er solle einigen seiner Gefangenen die Haut abziehen, damit sie ihm sagten, wohin die Jungen gelaufen waren. Hier wird niemandem die Haut abgezogen, solange ich Prinz von Winterfell bin, hatte Theon geantwortet und sich nicht träumen lassen, wie kurz seine Herrschaft dauern würde. Keiner von ihnen wollte mir helfen. Ich kannte sie mein halbes Leben lang, und niemand wollte mir helfen. Trotzdem hatte er sein Bestes gegeben, um sie zu schützen. Doch nachdem Ramsay Stinkers Gesicht abgelegt hatte, hatte er sie alle getötet, und Theons Eisenmänner ebenfalls. Er hat mein Pferd in Brand gesteckt. Das war das Letzte gewesen, das er an dem Tag gesehen hatte, als die Burg fiel: Smiler, wie er brannte, wie seine Mähne in Flammen stand und er sich auf die Hinterbeine stellte, ausschlug, wieherte. Vor lauter Angst war das Weiße in seinen Augen zu sehen gewesen. Hier in diesem Hof.
    Die Türen der Großen Halle ragten vor ihm auf. Auch sie hatte man neu errichtet, um die alten zu ersetzen, und sie erschienen ihm grob und hässlich, die Bretter waren hastig zusammengefügt worden. Zwei Speerträger bewachten den Eingang und zitterten gebeugt unter dicken Fellmänteln. Ihre Bärte waren mit Eis verkrustet. Sie beäugten Theon missmutig, während er die Stufen hinaufhinkte, den rechten Türflügel aufdrückte und hineinschlüpfte.
    In der Halle herrschte segensreiche Wärme. Der Raum war von Fackeln hell erleuchtet und so überfüllt wie er ihn noch nie gesehen hatte. Theon ließ sich von der Wärme einhüllen und machte sich dann zum vorderen Teil der Halle auf. Die Männer saßen Knie an Knie auf den Bänken, so eng beieinander, dass sich die Diener zwischen ihnen hindurchdrängeln mussten. Sogar die Ritter und Lords über dem Salz durften nicht so viel Platz wie gewohnt genießen.
    Vor dem Podest zupfte Abel seine Laute und sang »Schöne Sommermaiden.« Er nennt sich selbst einen Barden. In Wahrheit ist er eher ein Kuppler. Lord Manderly hatte Musiker aus White Harbor mitgebracht, aber keiner von ihnen war ein Sänger, daher hatte man Abel herzlich willkommen geheißen, als er mit einer Laute und sechs Frauen vor den Toren auftauchte. »Zwei Schwestern, zwei Töchter, ein Weib und meine alte Mutter«, hatte der Sänger behauptet, allerdings sah ihm keine einzige ähnlich. »Manche tanzen, manche singen, eine spielt die Flöte und eine die Trommeln. Und
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