Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
gute Waschweiber sind sie auch.«
    Barde oder Kuppler, Abels Stimme war passabel, und er spielte recht gut. Hier in diesen Ruinen war das mehr, als man hatte erwarten können.
    Entlang der Wände hingen die Banner: Die Pferdeköpfe der Ryswells in Gold, Braun, Grau und Schwarz, der brüllende Riese des Hauses Umber, die Steinhand des Hauses Flint von Flints Finger, der Elch von Hornwood und der Wassermann von Manderly, Cerwyns schwarze Streitaxt und die Kiefern von Tallheart. Doch die bunten Farben konnten die verrußten Wände dahinter nicht vollständig verbergen, und auch nicht die Bretter, mit denen die zerbrochenen Fenster vernagelt waren. Sogar das Dach stimmte nicht, die rohen neuen Stämme waren hell und sauber, während die alten Balken durch den Rauch der Jahrhunderte beinahe schwarz geworden waren.
    Die größten Banner hingen hinter dem Podest, der Schattenwolf von Winterfell und der gehäutete Mann von Dreadfort hinter Braut und Bräutigam. Der Anblick des Stark-Banners traf Theon härter, als er erwartet hätte. Falsch, es ist falsch, so falsch wie ihre Augen. Das Wappen des Hauses Poole zeigte einen blauen Teller auf weißem Grund, umrahmt von grauem Saum. Dieses Banner hätte dort hängen sollen.
    »Theon der Abtrünnige«, sagte jemand, als er vorbeiging. Andere Männer wandten sich ab, wenn sie ihn bemerkten. Einer spuckte aus. Warum auch nicht? Er war der Abtrünnige, der Winterfell durch Verrat eingenommen hatte; er hatte seine Pflegebrüder ermordet und seine eigenen Leute in Moat Cailin dem Feind ausgeliefert, der sie gehäutet hatte; er hatte seine Pflegeschwester in Lord Ramsays Bett gelegt. Roose Bolton mochte ihn benutzen, die wahren Nordmänner hingegen verachteten ihn.
    Durch die fehlenden Zehen am linken Fuß hatte er sich einen unbeholfenen, linkischen Gang angewöhnt, der komisch anzuschauen war. Hinter sich hörte er eine Frau lachen. Selbst in diesem halb gefrorenen Totenhof einer Burg, inmitten von Schnee und Eis und Tod, gab es Frauen. Waschweiber. Das war eine höflicher Ausdruck für Marketenderin , was wiederum auch nur ein höfliches Wort für Hure war.
    Woher sie kamen, wusste Theon nicht. Sie schienen einfach aus dem Nichts aufzutauchen, wie Maden auf einer Leiche oder Raben nach einer Schlacht. Jedes Heer zog sie an. Manche waren abgehärtete Huren, die zwanzig Männer in einer Nacht vögeln und sie dabei auch noch unter den Tisch trinken konnten. Andere wirkten unschuldig wie Jungfrauen, aber das war nur ein Kunstgriff ihres Gewerbes. Manche waren Lagerbräute, die sich an einen Soldaten gebunden hatten, indem sie vor dem einen oder dem anderen Gott ein Gelübde abgelegt hatten, das jedoch vergessen sein würde, sobald der Krieg zu Ende war. Sie wärmten einem Mann bei Nacht das Bett, flickten morgens die Löcher in seinen Stiefeln, kochten ihm abends das Nachtmahl und fledderten nach der Schlacht seine Leiche. Manche erledigten tatsächlich auch die Wäsche. Mit ihnen kamen häufig auch Bastard-Kinder, erbärmliche, schmuddelige Geschöpfe, die in irgendeinem Lager das Licht der Welt erblickt hatten. Und selbst diese spotteten über Theon den Abtrünnigen. Sollen sie lachen. Sein Stolz war hier in Winterfell gestorben, in den Kerkern von Dreadfort gab es keinen Platz für Stolz. Wenn man den Kuss eines Häutemessers gespürt hat, kann einem ein Lachen keinen Schmerz mehr zufügen.
    Geburt und Blut bescherten ihm einen Platz auf dem Podest am Ende des Hohen Tisches neben einer Wand. Links von ihm saß Lady Staublin, gekleidet wie stets in streng geschnittene schwarze Wolle ohne jeden Schmuck. Zu seiner Rechten saß niemand. Sie alle fürchten, meine Schande könnte auf sie abfärben. Wenn er sich getraut hätte, hätte er darüber gelacht.
    Die Braut hatte den höchsten Ehrenplatz zwischen Ramsay und seinem Vater. Sie saß mit niedergeschlagenen Augen da, als Roose Bolton darum bat, auf Lady Arya anzustoßen. »In ihren Kindern werden unsere beiden uralten Häuser zu einem verschmelzen«, sagte er, »und die lange Feindschaft zwischen Stark und Bolton wird enden!« Er sprach mit so leiser Stimme, dass Stille in der Halle einkehrte, weil sich alle anstrengen mussten, ihn zu verstehen. »Leider hat unser lieber Freund Stannis noch keine Anstalten gemacht, sich zu uns zu gesellen«, fuhr er fort und löste gedämpftes Lachen aus, »denn Ramsay hatte gehofft, seinen Kopf Lady Arya als Hochzeitsgeschenk zu präsentieren.« Das Lachen wurde lauter. »Wir werden ihm ein freudiges
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher