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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Autoren: George R. R. Martin
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Euch?«
    »Sie sind Heiler«, sagte Theon. Das schien von ihm erwartet zu werden.
    »Sie sind Heiler, ja. Ich habe nie behauptet, sie wären nicht gerissen. Sie kümmern sich um uns, wenn wir krank oder verletzt sind oder wir uns wegen der Krankheit eines Elternteils oder eines Kindes grämen. Wann immer wir am schwächsten und verwundbarsten sind, sind sie zur Stelle. Manchmal können sie uns heilen, und wir sind ihnen dafür gebührend dankbar. Wenn sie scheitern, trösten sie uns in unserem Leid, und dafür sind wir ihnen ebenfalls dankbar. Aus lauter Dankbarkeit geben wir ihnen einen Platz unter unserem Dach, weihen sie in all unsere Schmach und unsere Geheimnisse ein und lassen sie an all unseren Beratungen teilhaben. Und über kurz über lang wird der Herrscher plötzlich zum Beherrschten.
    Genauso war es bei Lord Rickard Stark. Seine graue Ratte hieß Maester Walys. Und ist es nicht schlau, dass die Maester nur einen Namen haben, selbst wenn sie bei ihrer Ankunft in der Zitadelle noch zwei trugen? Auf die Weise wissen wir nie, wer sie wirklich sind und woher sie eigentlich kommen … Aber wenn man hartnäckig genug ist, kann man es trotzdem herausfinden. Ehe er seine Kette geschmiedet hat, war Maester Walys als Walys Flowers bekannt. Flowers, Hill, Rivers, Snow … solche Namen erhalten Kinder von unehelicher Geburt, um sie als das zu brandmarken, was sie sind, doch sind sie stets rasch dabei, wenn es darum geht, den Namen abzulegen. Walys Flowers hatte ein Hightower-Mädchen zur Mutter … und, den Gerüchten zufolge, einen Erzmaester der Zitadelle zum Vater. Die grauen Ratten sind keineswegs so keusch, wie sie uns glauben machen wollen. Die Maester von Oldtown sind die schlimmsten. Nachdem Walys seine Kette geschmiedet hatte, schickten ihn sein geheimer Vater und seine Freunde ohne Zeit zu verlieren nach Winterfell, damit er Lord Rickards Ohren mit vergifteten Worten beschwatzen konnte, die süß wie Honig klangen. Die Tully-Heirat war sein Einfall, daran besteht kein Zweifel, er …«
    Sie unterbrach sich, als Roose Bolton sich erhob. Seine farblosen Augen leuchteten im Fackelschein. »Meine Freunde«, begann er, und sofort breitete sich eine so tiefe Stille in der Halle aus, dass Theon sogar hören konnte, wie der Wind an den Brettern vor den Fenstern zerrte. »Stannis und seine Ritter haben Deepwood Motte unter dem Banner ihres neuen Roten Gottes verlassen. Die Stämme aus den Hügeln im Norden begleiten ihn auf ihren struppigen kleinen Gäulen. Wenn das Wetter sich hält, könnten sie uns ins vierzehn Tagen erreicht haben. Und Krähenfresser Umber marschiert den Kingsroad herunter, während die Karstarks von Osten kommen. Sie wollen sich hier mit Lord Stannis vereinigen und uns diese Burg abnehmen.«
    Ser Hosteen Frey stemmte sich hoch. »Wir sollten ihnen entgegenreiten. Warum erlauben wir ihnen, ihre Kräfte zu vereinen?«
    Weil Arnolf Karstark nur auf ein Zeichen von Lord Bolton wartet, um die Seiten zu wechseln, dachte Theon, während die anderen Lord Ratschläge riefen. Lord Bolton hob die Hände und gebot Ruhe. »Die Halle ist nicht der Ort für solche Besprechungen, Mylords. Ziehen wir uns ins Solar zurück, während mein Sohn seine Ehe vollzieht. Ihr anderen bleibt hier und erfreut euch an Speis und Trank.«
    Während der Lord von Dreadfort von den drei Maestern begleitet hinausging, standen andere Lords und Hauptleute auf, um ihm zu folgen. Hother Umber, der hagere alte Mann, der Hurentod genannt wurde, ging mit grimmiger, düsterer Miene hinterdrein. Lord Manderly war so betrunken, dass er von vier starken Männern gestützt werden musste. »Wir wollen ein Lied über den Rattenkoch hören«, murmelte er, während er an Theon vorbeitaumelte und sich auf seine Ritter stützte. »Sänger, sing uns ein Lied über den Rattenkoch.«
    Lady Staublin gehörte zu den Letzten, die sich rührten. Nachdem sie gegangen war, herrschte plötzlich eine drückende Stimmung in der Halle. Erst, als Theon aufstand, merkte er, wie viel er getrunken hatte. Als er vom Tisch stolperte, schlug er einer Magd versehentlich einen Krug aus den Händen. Der Wein spritzte auf seine Stiefel und seine Hose, eine dunkelrote Flut.
    Eine Hand fiel ihm auf die Schulter, fünf Finger packten zu und gruben sich wie Eisen in sein Fleisch. »Man verlangt nach dir, Stinker«, sagte der Saure Alyn, und sein Atem roch übel nach den verfaulten Zähnen. Der Gelbe Dick und Damon-tanz-für-mich standen neben ihm. »Ramsay sagt, du musst ihm
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