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0899 - Gejagt von Lucy, dem Ghoul

0899 - Gejagt von Lucy, dem Ghoul

Titel: 0899 - Gejagt von Lucy, dem Ghoul
Autoren: Jason Dark
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nächste, lautlose Schritt brachte mich über die Schwelle. Ich hob den rechten Arm, ein erneuter Schritt, ich war in Zappows Rücken, der genau in dieser Sekunde wohl etwas merkte, aber nicht mehr dazu kam, sich umzudrehen, denn plötzlich spürte er in seinem Nacken einen kalten, runden Gegenstand.
    Es war die Mündung.
    Ein Mann wie Zappow kannte sich in diesem Geschäft aus. Er war Profi genug, um zu wissen, daß die Haut von keinem kalten Finger berührt wurde.
    Meine Stimme war nur für ihn zu hören, als ich hauchte: »Du rührst dich nicht, sonst bist du tot!«
    Gehorchte er, gehorchte er nicht?
    Die Zeit wurde mir lang, und Zappow kam meinem Befehl nach. Er blieb starr stehen.
    Dafür bewegte sich Lucy.
    Ich blickte an Zappows Rücken vorbei und schaute zu, wie sich die widerliche Gestalt aus dem Stuhl hervordrückte. Ihr Ziel war Bill Conolly, der es ihr nicht leichtmachen wollte und sich ebenfalls zur Seite hin bewegte. Bill zog keine Waffe, man hatte sie ihm abgenommen, und ich glaubte mich zu erinnern, sie in Zappows rechter Hand gesehen zu haben, deshalb hauchte ich den nächsten Befehl.
    »Den rechten Arm senken…«
    Zappow knurrte leicht.
    Ich verstärkte den Druck der Mündung.
    Der Mann senkte seinen Arm.
    Jetzt sah ich, daß er Bills Beretta tatsächlich festhielt. Ich nahm sie ihm noch nicht aus der Hand, weil ich sehen wollte, wie Lucy reagierte. So unförmig Ghouls manchmal auch aussehen, ich hatte erlebt, daß sie verdammt schnell sein können, und hoffentlich erinnerte sich Bill ebenfalls daran.
    Lucy griff an!
    Und ich tat nichts dagegen!
    ***
    Dafür Bill Conolly. Er hatte nur darauf gewartet, daß sich Lucy auf ihn stürzte. Er sah diesen massigen Körper, der sich ihm wie ein weicher Klumpen entgegenwuchtete, den rechten Arm nach vorn gestreckt, mit den beiden zusammengelegten Scherenhälften auf seinen Bauch zielend, um sie tief hineinzustoßen.
    Bill hätte sich zur Seite werfen können oder müssen, was er nicht tat.
    Statt dessen bewegte er nur sein rechtes Bein. Er trat nach der Öllampe.
    Sie klatschte gegen Lucy, wobei es so aussah, als würde sie an ihrem schleimigen Körper festkleben.
    Aber sie rutschte ab.
    Lucy hatte ihren Angriff unterbrochen. Bills Aktion hatte sie überrascht, und sie schaute nach unten, hörte vor ihren Füßen das Klirren. Der gläserne Zylinder der Lampe war zerbrochen, der Deckel der Ölwanne lag plötzlich schief, das Öl lief aus, aber die Flamme am Docht brannte weiter.
    Sie erfaßte das Öl!
    Plötzlich war das Feuer da. Ein puffendes Geräusch, Flammen schössen am Körper des schleimigen Horror-Wesens in die Höhe und griffen in die alte Kleidung hinein.
    Die Fetzen brannten sofort lichterloh, und das Feuer ließ sich auch nicht stoppen. Es war wie züngelnde Schlangen, wie ein gieriges Tier, das aus Armen bestand und das Schleimwesen als Vorhang einhüllte.
    Lucy brannte äußerlich, und Lucy drehte durch, denn Ghouls fürchten sich vor Feuer.
    Sie ging zurück, sie schlug um sich, während Bill zuschaute und an dieser sich bewegenden Flammenwand vorbeiblickte und die Person sah, die sich noch immer nicht rührte.
    Jetzt erst sah Bill den Grund. Denn hinter Zappow stand sein Freund John Sinclair…
    ***
    Lucy brannte. Vielleicht nicht ihr schleimiger Körper, sondern nur die Lumpen, doch allein die Tatsache reichte aus, um sie aus dem Konzept zu bringen. Sie taumelte durch den Pavillon, sie schrie, wobei es keine normalen Schreie waren, sondern dumpfe, blubbernde, gequälte Laute, und sie bewegte dabei hektisch ihre dicken, wurstförmigen Arme, um das Feuer zu ersticken.
    Sie würde wahrscheinlich überleben, zwar angeschlagen, aber immerhin.
    Und das würde ich verhindern.
    Blitzschnell nahm ich die Beretta vom Hals des Mannes weg und feuerte an seinem Kopf vorbei.
    Das geweihte Silbergeschoß hämmerte in den schleimigen Ghoulkörper hinein. Ich hörte das Klatschen, als hätte jemand mit einer Faust dort hineingeschlagen, und ich wußte, daß ich keinezweite Kugel nachsetzen mußte, denn Lucy würde in den folgenden Minuten austrocknen und als stinkender Kristallhaufen liegenbleiben.
    Zappow nutzte die Gunst der Sekunde. Er riß die Beretta hoch, um mir eine Kugel in den Leib zu schießen. Er mußte sich aber noch drehen.
    Diese winzige Zeitspanne war mein Vorteil.
    Ich schoß ihn in den rechten Arm!
    Zappow brüllte nicht. Er war steif. Der Schock hatte ihn so werden lassen. Sein rechter Arm, von meiner Kugel getroffen, sackte nach unten. Er
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