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0899 - Gejagt von Lucy, dem Ghoul

0899 - Gejagt von Lucy, dem Ghoul

Titel: 0899 - Gejagt von Lucy, dem Ghoul
Autoren: Jason Dark
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oder Weg entdeckte ich nicht. Wahrscheinlich hätte ich bei Tageslicht so etwas gesehen, aber in der tiefen Nacht mußte ich mich schon quer durch das Gelände bewegen immer sehr vorsichtig, nicht hastig sein, stets auf der Hut.
    Die Grabsteine bildeten eine Kulisse, wie sie schauriger nicht sein konnte. Hier paßte einfach alles. Die Gräber, die schmalen Wege, die Büsche, auch die alten Hecken, die ziemlich verwildert aussahen.
    Überhaupt war der gesamte Friedhof verwildert. Niemand pflegte ihn, so hatte die Natur wuchern und sich ausbreiten können. Die noch halbwegs freistehenden Grabsteine machten auf mich den Eindruck stummer Totenwächter.
    Das erinnerte mich wieder an die Frau. Lucy hieß sie, und ich hielt nach ihr Ausschau.
    Sie war nicht zu sehen, ebensowenig wie die beiden Kumpane des bewußtlosen Kondy. Der Friedhof sah einsam und verlassen aus. Er war menschenleer.
    Nur wollte ich das nicht akzeptieren. Wer immer hier sein Unwesen trieb, würde ebenso vorsichtig sein wie ich, weil er irgendwo auch mit Besuch rechnete.
    Was war echt, was war nachgebaut? In der Dunkelheit und auf den ersten Blick hin konnte ich keine Unterschiede feststellen. Wer immer hier gebaut hatte, der hatte sich den Gegebenheiten des alten, längst verlassenen Friedhofs angepaßt.
    Keine Bewegung…
    Abgesehen von zitternden Zweigen der Hecken und Büsche, wenn der Wind sie streichelte. Er brachte die Kühle der Nacht, er brachte die Frische mit, aber er konnte den schalen Geruch nicht neutralisieren, der in meine Nase drang.
    Nein, schal war irgendwie falsch. Es war ein ekliger Geruch, faulig, nach Verwesung riechend, aber nicht nach Humus! Es handelte sich um Ghoulgestank! Ich roch es sofort.
    War Lucy ein weiblicher Ghoul?
    Ich ging zu fast hundert Prozent davon aus. Es gab für sie kein idealeres Versteck als diesen alten Friedhof. Da war sie eine Grabkriecherin, die sich durch die Gänge wand und sich dorthin mit ihren Opfern zurückzog.
    War auch Bill zu ihrem Opfer geworden?
    Diese Befürchtung verdichtete sich immer stärker. Ich kannte auch die Regeln. Wenn Lucy Helfer hatte, dann war Bill möglicherweise von ihnen getötet und anschließend Lucy als Beute übergeben worden. Der Gedanke machte mich leicht nervös und trieb mir sogar den kalten Schweiß auf die Stirn.
    Plötzlich hörte ich einen Pfiff. Es war nur mehr ein dünner Laut, aber in der Stille durchaus zu hören.
    Sofort duckte ich mich. Doch nicht zu tief, ich wollte auch sehen können, was geschah, und so peilte ich über die Spitzen zittriger Zweige hinweg.
    Der Pfiff wurde nicht wiederholt. Dafür vernahm ich ein anderes Geräusch. Tritte waren es, und sie klangen sogar in meiner Nähe auf.
    Leider konnte ich die Gestalt nicht sehen, ich wußte auch nicht, ob es ein Mann oder eine Frau war, wartete noch einige Sekunden und schob mich dann um eine Idee höher.
    Der Mann war hinter einem Grabstein hervorgetreten. Wegen seines geschwärzten Gesichts wirkte er wie ein schauriges Friedhofsgespenst. Ob er gepfiffen hatte, wußte ich nicht. Er blieb jedenfalls an einer bestimmten Stelle stehen und schaute nach unten.
    »Beide sind weg!« meldete er.
    Aus dem Hintergrund antwortete ein zweiter, und er lachte dabei. »Dann wird unser Freund in Lucys Arme laufen, wenn er so reagiert, wie sie es sich vorgestellt hat. Sie hat eben gern ihren Spaß.«
    Ich runzelte die Stirn. Es war von einem Freund gesprochen worden. Für mich gab es nur die Möglichkeit, das Bill Conolly damit gemeint gewesen war.
    Ein Freund also… Von wegen!
    Der Mahn, der zu Boden schaute, hob den Kopf. »Oder sollen wir nicht lieber auf Nummer Sicher gehen, Zappow?«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun ja, dieser Schnüffler macht mir nicht den Eindruck, als ließe er sich die Butter vom Brot nehmen. Mich hat es stutzig gemacht, daß er nicht in Panik verfiel, als er Lucy sah. Das war bei den meisten anders. Die haben fast durchgedreht, als sie erfuhren, was mit ihnen geschehen sollte, aber nicht der Schnüffler.«
    »Danny, das stimmt!«
    »Meine ich auch. Deshalb sollten wir eine Sicherheit einbauen. Ich wäre dafür, daß einer von uns Lucy unterstützt. Nicht so offen zunächst. Er kann ihr ja Rückendeckung geben.«
    »Gut!« meldete sich Zappow ziemlich schnell. »Das werde ich dann übernehmen.«
    »Und was soll ich tun?«
    »Dort genau stehenbleiben, wo du stehst. Wir müssen noch immer damit rechnen, daß der Schnüffler zurückkehrt und nicht so mitspielt, wie wir es uns gedacht
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