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0898 - Praxis des Teufels

0898 - Praxis des Teufels

Titel: 0898 - Praxis des Teufels
Autoren: Susanne Picard
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Lucifuge Rofocales ausrichten könnten.«
    Im Hintergrund war etwas Bissiges auf Kantonesisch zu hören. Nicole konnte ein Kichern nur schwer unterdrücken, als Debbie hitzig darauf antwortete.
    »Ich glaube, die alte Dame versteht mehr, als man ihr ansieht«, flüsterte sie Zamorra zu.
    ***
    Debbie und ihre Großmutter hatten sich nach einer längeren Debatte, ob Langnasen nun Vertrauen in chinesische Formen der Geister- und Dämonenbekämpfung haben konnten oder doch nicht, wieder in ihre Wohnung begeben, wo Debbie noch ein wenig schlafen wollte, bevor ihre Nachtschicht begann. Grummelig hatte ihre Großmutter sie begleitet - aber erst, nachdem Zamorra versprochen hatte, ein paar Tage Urlaub in Hongkong anzuhängen, sobald sowohl Dr. Morcomb ausgeschaltet als auch Lucifuge Rofocale aus der Klinik vertrieben waren.
    Die alte Dame bestand darauf, Zamorra und Nicole, deren derzeit rote Haare sie zu bewundern schien, etwas über Kräuterkunde beizubringen und im Gegenzug einige Geschichten über das Amulett zu hören. Am liebsten hätte sie es auch einmal in Aktion gesehen, doch als sie dazu anbot, einen Wong Siang zu beschwören, nur um zu sehen, wie er von Merlins Stern getötet wurde, lehnte Zamorra energisch und sehr zur Enttäuschung der alten Hakka-Dame ab. Als sie mit einem lautstarken Schwall Kantonesisch ihrer Missbilligung Ausdruck verlieh - immerhin sei das nur eine Befürchtung Zamorras schritt auch Debbie ein und zog ihre Großmutter abwechselnd schimpfend und sich bei Zamorra entschuldigend aus dem Laden.
    Nicole war sich derweil in dem heldenhaften Versuch, einen Lachanfall nach dem anderen zu unterdrücken, beinahe erstickt.
    Zamorra sah der alten Dame etwas fassungslos hinterher. Doch dann atmete er auf und sah dann auf Nici herab, die sich jetzt langsam wieder beruhigte. Beide nickten dem Kräuterladenbesitzer noch einmal freundlich zu und verließen die Apotheke dann.
    Draußen atmete der Meister des Übersinnlichen erst einmal auf. »Puh, frische Luft hatte ich nötig. - Hast du dich wieder etwas beruhigt, Nici?«
    Nicole antwortete nicht sofort und Zamorra erlaubte sich für einen Moment, seine Gefährtin hinreißend zu finden, wie sie so dastand und fröhlich lachte - gerade weil ihnen so ein gefährlicher Kampf bevorstand. Er wusste, dass Nicole die ständige Gefahr, in der sie beide lebten, durchaus ernst nahm und sehr gut auf sich aufpassen konnte, auch wenn sie die heitere Seite des Lebens nie vergaß - so wie jetzt.
    Ja, er konnte dankbar sein für so eine Gefährtin.
    Nicole wischte sich schließlich die letzten Lachtränen aus den Augen. »Ja, Chéri, ist schon gut, ich kriege mich wieder ein! Entschuldige, ich weiß, wir sollten uns auf unsere Aufgabe konzentrieren, aber die Situation war wirklich zu komisch. Wir stehen in einem Laden voller getrockneter Eidechsen, Seepferdchen, Pilzen seltsamster Art und sonstigem obskuren Zeug und müssen uns eine Schimpftirade auf Kantonesisch anhören. - Aber du hast recht - zum Ernst des Lebens. Also, was steht an?«, meinte sie dann einigermaßen nüchtern.
    »Hotel, an Ausrüstung einpacken, was unauffällig geht, und dann ab ins Hue Wan-Krankenhaus, um Dr. Morcomb aus dem Weg zu schaffen. Vielleicht hindern wir Lucifuge Rofocale damit fürs Erste daran, weiter Patienten zu tpten…«
    Nicole sagte nichts, sondern sah ihren Gefährten nachdenklich an. Er sagte es nicht, aber er hatte kein gutes Gefühl dabei, es letztendlich Fu Long zu überlassen, mit dem Ministerpräsidenten der Hölle fertig zu werden. Doch er wusste auch, dass er selbst das möglicherweise nicht schaffen würde.
    Doch irgendwo mussten sie anfangen. Und in diesem Fall war das der Handlanger.
    ***
    Als Zamorra und Nicole die Lobby der Hue Wan-Klinik betraten, saß hinter der Rezeption wieder die gleiche Dame, die sie schon vor zwei Tagen empfangen hatte. Diesmal waren der Professor und Nicole weit weniger formell gekleidet.
    Irritiert sah Miss Lan auf Zamorras Jeans. »Sie sind doch der Herr Professor, der vor zwei Tagen… haben Sie einen Termin?«
    »Nein«, sagte Zamorra im Vorbeigehen. »Habe ich nicht. Dr. Morcomb ist doch in seinem Büro?« Damit ließen er und Nicole die verwirrte Empfangsdame links liegen und gingen zum Aufzug an der hinteren Seite der Eingangshalle.
    Aufgeregt lief Miss Lan hinter den beiden her. »Aber das geht nicht so ohne weiteres! Sie können doch nicht einfach…«
    »Oh doch, wir können. Wir haben etwas Dringendes mit Dr. Morcomb zu besprechen,
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