Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0898 - Praxis des Teufels

0898 - Praxis des Teufels

Titel: 0898 - Praxis des Teufels
Autoren: Susanne Picard
Vom Netzwerk:
die Beschwörung - ja, es war eine Beschwörung, Debbie war sicher! - andauerte. Und je mehr Kontur dieser silbrig schimmernde Nebel bekam, desto sicherer war Debbie, dass es sich dabei um die Seele oder vielleicht auch die Lebenskraft Mrs. Sorensens handelte. Ihre Großmutter hätte vielleicht gesagt, dass es das Qi der Patientin war, eine Kraft, die allen Lebewesen und belebten Dingen innewohnte.
    Die junge Frau wollte schreien, doch kein Laut verließ ihre Kehle.
    »Sie sollten sich beeilen!«, erklang plötzlich eine andere Stimme, die ebenfalls aus dem Krankenzimmer kam.
    Und diese Stimme kannte Debbie nur zu gut…
    ***
    »Ich mache auf!«
    »Nein, ich bin schneller!«, brüllte der 14jährige Rhett Saris ap Llewellyn und hastete an seinem besten Freund vorbei in die große Halle. Der bemühte sich zwar Schritt zu halten, schaffte das aber nicht.
    Böse Zungen hätten jetzt behauptet, dass es einem Drachen, der eher breit als hoch war, auch schwerfallen mochte, einen drahtigen und schlaksigen Jungen in irgendetwas aus dem Feld zu schlagen, das wie Sport aussah. Aber Fooly gedachte nicht, diese Gerüchte auch noch zu untermauern. Als er sah, dass Rhett wirklich uneinholbar schnell zur Tür rannte und deshalb höchstwahrscheinlich vor ihm dort ankommen würde, setzte der Drache kurzerhand seine kleinen Flügel ein - und schaffte es tatsächlich um Haaresbreite, vor seinem besten Freund an der großen Eingangstür zu sein.
    Doch Rhett nahm den Sieg des etwa ein Meter fünfzig großen grünen Drachen nicht so sportlich wie gehofft. »Du kleines Monster!«, rief er erbost und versuchte, Fooly von der Tür wegzudrücken. Doch ein fetter Drache, auch, wenn er ein ganzes Stück kleiner war als Rhett, ließ sich nicht so ohne weiteres wegdrängen. Stur blieb er stehen.
    »Nix da, Sir Rhett. Ich war erster!«
    Rhett gab sich nicht geschlagen und ächzte, als er sich mit all seinem Gewicht gegen Fooly stemmte. »Das war nicht fair! Ich kann nicht fliegen, so war das nicht abgemacht, das ist unfair!«
    »Ich und unfair? Was fällt dir denn ein?« Fooly drehte sich um und begann, mit seinen kleinen Drachenpfoten auf Rhetts Brust einzutrommeln.
    Butler William, der ebenfalls wegen des melodischen Läutens, das Besucher im Château Montagne über der Loire anzukündigen pflegte, in die Halle gekommen war, schüttelte beim Anblick der beiden raufenden Freunde den Kopf. Vorsichtig packte er das wütend ringende Pärchen und schob es, ohne dass sie es bemerkten, ein Stück beiseite, bevor er selbst die Tür öffnete. Der Besucher zuckte kurz zurück, als ihm der Lärm entgegenschlug.
    Doch William behielt wie immer die Contenance und tat so, als ob nichts wäre.
    »Monsieur Lafitte!« Er verneigte sich kurz. »Es ist eine Freude, Sie wieder einmal hier auf dem Château begrüßen zu dürfen. Der Professor erwartet Sie nach Ihrem Anruf schon.«
    Pascal Lafitte grüßte höflich und ging einen Schritt in die Halle. Verblüfft blieb er einen Moment stehen, beobachtete das schnaufende Knäuel aus Drachenflügeln, einem hellbraunen Haarschopf, einer Krokodilschnauze und einem schwarzen T-Shirt und lachte los.
    Butler William war seinem Blick mit säuerlicher Miene gefolgt. »Ich muss mich für meine beiden Zöglinge entschuldigen, Monsieur Lafitte.« Mit diesen Worten ging er auf die beiden Raufbolde zu und langte ebenso mutig wie entschlossen in das scheinbar unentwirrbare Knäuel der beiden Tunichtgute hinein. Mit der Linken zog er an einem Drachenarm und mit der Rechten an einen T-Shirt-Kragen und beendete so die Prügelei mit einem Ruck.
    »Ich darf doch sehr bitten«, meinte er ungehalten. »Mr. McFool, ich hatte von Ihnen mehr erwartet, seit Sie mir sagten, Sie sind in der Drachenpubertät. Oder soll ich Sie auch weiterhin ohne Nachtisch ins Bett schicken? - Und Sir Rhett, Sie kann ich nur daran erinnern, dass Ihre Mutter Lady Patricia durchaus die Möglichkeit hat, Ihre Playstation zu beschlagnahmen, wenn Sie sich daneben benehmen!«
    Beide Drohungen wirkten auf der Stelle. Immer noch ein wenig außer Atem entschuldigten sich die beiden besten Freunde hörbar und mit einem Seitenblick auf William beieinander -keiner wollte auf die kleinen Freuden des Lebens verzichten - und trollten sich. Kaum waren sie jedoch aus der Reichweite von Williams langen Armen hinaus, fingen sie wieder an, sich gegenseitig zu knuffen.
    »Du bist schuld!«
    »Nein, du hast angefangen! Ich hatte gewonnen!«
    Fooly drehte sich noch einmal vorsichtig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher