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0898 - Praxis des Teufels

0898 - Praxis des Teufels

Titel: 0898 - Praxis des Teufels
Autoren: Susanne Picard
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Körper, sondern es war einfach schick, zu zeigen, dass man es sich leisten konnte.
    Und seit ungefähr neun Monaten war es eben schick, sich von Gerald Morcomb behandeln zu lassen.
    Doch, als Arzt sitzt man heutzutage wirklich im Zentrum aller Macht. Alles würde nicht weitergehen, wenn wir Götter in Weiß nicht wären , dachte er zufrieden.
    Und er gratulierte sich dazu, dass rr seit ein paar Monaten einen Partner gefunden hatte. Einen Partner, mit dessen Hilfe seine Karriere einen größeren Sprung nach vorn gemacht hatte als er jemals zu hoffen gewagt hatte.
    Kurz dachte Gerald Morcomb daran, dass die Abstände, in denen dieser Partner hier im Sanatroium auftauchte und seinen Tribut für diese Zusammenarbeit forderte, in der letzten Zeit beunruhigend geringer wurden. Aber er beruhigte sich schnell wieder. So lange ihn keiner mit diesen Vorfällen in Verbindung brachte, war alles in Ordnung.
    »Dr. Morcomb?«
    Das war Anna Leung, die in seinem Vorzimmer saß. Glücklicherweise hatte auch sie eine medizinische Ausbildung und wusste somit genau, wen er im Sinne seiner Reputation gerne behandeln wollte. Das waren nicht nur die Reichen, oh nein, er behandelte durchaus auch arme Leute, die unverschuldet eine Entstellung erlitten hatten und sich eine Schönheitskorrektur nicht leisten konnten. Es war immer gut, sich auch als wohltätig zu zeigen - das brachte gutes Feng Shui, und das half in Hongkong immer. Meist zu mehr Geld.
    »Ja, Anna?«
    »Ihre neue Patientin ist da, Sie erinnern sich? Mrs. Naomi Sutton aus England.«
    »Ah ja.« Gerald Morcomb lächelte freundlich. »Bitten Sie sie herein, Anna.«
    Seine Assistentin brachte Naomi Sutton herein und ging wieder hinaus, um ein Tablett mit Tee zu holen.
    Dr. Morcomb ging auf die relativ junge Mrs. Sutton zu und nahm ihre Hand. »Mrs. Sutton! Ich freue mich, wir hatten ja schon miteinander telefoniert. Sie sind extra aus England gekommen?«
    »Richtig«, sagte Naomi Sutton und begann spürbar aufzutauen. »Ich habe in London von einem Freund - Gilliam Lockhart - gehört, dass Sie der beste sind, Dr. Morcomb.«
    Gerald Morcomb horchte auf. Gilliam Lockhart, der Name war ihm bekannt. Der Theaterschauspieler, der vor drei Monaten hier ein kleines Facelifting hatte machen lassen. Diese junge Frau kannte ihn also…
    »Gilliam Lockhart, o ja, ich erinnere mich«, meinte er lebhaft. »Tragische Geschichte, ich habe gehört, er ist, kaum dass er am Royal Court Theatre den Hamlet gegeben hatte, ins Koma gefallen? Tragische Geschichte. Ich hatte ihn gebeten, noch ein wenig hier zu bleiben und sich in unserem Sanatorium zu entspannen.«
    Naomi nickte traurig und nahm auf dem angebotenen Sessel Platz. »Danke sehr! Ich hatte ihm das auch empfohlen, aber die Schauspielerei war sein Leben, wissen Sie. - Aber deshalb bin ich heute ja auch nicht hier. Ich würde mich gerne selbst unters Messer legen, Dr. Morcomb. Ich denke, es ist Zeit für eine kleine Nasenkorrektur.«
    Morcomb betrachtete die junge Frau aufmerksam. Ihre Nase war eigentlich selbst in seinen Augen optimal. Normalerweise konnte er die Beschwerden und Verbesserungswünsche seiner oft älteren Patientinnen auf den ersten Blick erkennen und nachvollziehen. Doch hier verblüffte ihn der Wunsch Mrs. Suttons. Sie war jung, bestenfalls Anfang Dreißig, und auf keinen Fall war die Nase in ihrem Gesicht das Problem. Wenn ich sie wäre, würde ich mir vielleicht das Kinn korrigieren lassen. Oder auch die Lippen mal etwas fülliger gestalten, aber die Nase?
    Warum war die junge Frau wirklich hier?
    Er betrachtete sie aufmerksam. »Warum möchten Sie das tun, Mrs. Sutton?«
    Sie schien von dieser Frage überrascht zu sein. »Ich… ich bin wie Gilliam Schauspielerin«, sagte sie schließlich und zögerte ein wenig zu lang für Morcombs Geschmack. »Ich bin meist die jugendliche Heldin, ich spiele die Julia, die Hero oder auch die Jeanne d'Arc. Ich muss auch entsprechend aussehen, verstehen Sie? Das erwarten meine Zuschauer und auch die Regisseure und Theater, die mich engagieren. - Und ganz ehrlich, diese Rollen liegen mir auch mehr als die ältlichen wie Maria Stuart oder die Lady Macbeth.«
    »Ich verstehe«, meinte er ohne zu zögern, auch wenn er jetzt überzeugt war, dass sie ihn anlog. »In welche Richtung soll es denn gehen?«
    Naomi Sutton zögerte. »Nun, ich dachte, Sie hätten vielleicht einige Vorschläge, Doktor!«
    »Aber ja. Sie haben ein Porträtfoto von sich greifbar?«, fragte Morcomb freundlich und verschob
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