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0898 - Praxis des Teufels

0898 - Praxis des Teufels

Titel: 0898 - Praxis des Teufels
Autoren: Susanne Picard
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aber es ist wesentlich billiger, als es beispielsweise in England oder den USA machen zu lassen.«
    »Und man darf dabei nicht vergessen, dass Hongkong ja nun nicht gerade dritte Welt ist«, sagte Zamorra nachdenklich. »Da leben ein paar der reichsten Leute der Welt. Es scheint also wirklich eine gute Klinik zu sein.«
    »Dieses Krankenhaus steckt also dahinter«, meinte Nicole, die immer noch skeptisch war. »Da scheint ein Geist oder ein Dämon umzugehen. - Was ist, Chéri? Wollen wir hinfliegen und uns mal in der ehemaligen Kronkolonie umsehen?«
    »China…«, murmelte Zamorra. »Das letzte Mal, als wir da waren, haben wir uns nicht sehr beliebt gemacht, erinnerst du dich?«
    »Ja, wir waren mit Chin-Li in Nepal und wir wären beinahe verhaftet worden. Aber ich hoffe doch, dass mittlerweile Gras über die Sache gewachsen ist.«
    Zamorra schwieg eine Weile. »Es gibt dort in der Nähe meines Wissens nach keine Regenbogenblumen. Vielleicht sollten wir nach Florida gehen und Rob fragen, ob wir seine Privatmaschine haben können und er für uns über Tendyke Industries ein paar Wege ebnet. Dann sieht man bei uns vielleicht nicht so genau hin.«
    Nicole nickte. »Machen wir es doch so. Ich wollte schon immer mal wieder nach Asien. Und in Hongkong habe ich mich schon lange nicht mehr umgesehen!«
    Zamorra lächelte, als er Nicole so begeistert sah. »Vielleicht haben wir nicht viel Zeit, uns die Stadt anzusehen, Nici. Erst einmal müssen wir rausfinden, wer da schon wieder am Werk ist.«
    Nicole wurde angesichts der besorgten Miene des Professors sofort wieder ernst. »Du befürchtest, dass es etwas mit Stygia und den Kämpfen in der Hölle zu tun hat?«
    Zamorra nickte düster. »Schau dir an, wie viele das schon sind, rund sieben Personen, die Pascal aufgetrieben hat. Und das allein im letzten Jahr! - Diese Klinik ist wahrscheinlich überhaupt nur deshalb noch geöffnet, weil die Patienten in der Klinik selbst nichts passiert ist und deshalb nicht mit ihr in Verbindung gebracht worden sind.«
    »Vielleicht hast du recht«, meinte Nicole nach einer kurzen Pause. »Aber wir sollten nicht so schwarz sehen. Ich denke, wir sehen da Verbindungen, wo es keine gibt.«
    Zamorra nickte entschlossen. »Okay. Lass uns mal packen und nach Florida gehen. Ich rufe noch schnell Rob an und sage ihm Bescheid. - Pascal, ich danke dir für die Mühe!«
    »Nicht der Rede wert!«, grinste Lafitte.
    ***
    Die Sonne schien an diesem Tag hell ins Büro von Dr. Morcomb - etwas, das in Hongkong zu dieser Jahreszeit glücklicherweise öfter der Fall war. Manchmal glaube ich, in diesen paar Monaten bis Ende Dezember sollen alle in dieser Stadt die Sonne tanken, die den Rest des Jahres unter einer Dunstglocke, im Nebel oder im Monsunregen verschwindet. Morcomb stand am Fenster und genoss noch für einen Moment den spektakulären Ausblick auf die Stadtteile Wan Chai und Central mit ihren bekannten Wolkenkratzern.
    Doch, er hatte Glück, dass er ausgerechnet an diese Klinik geraten war - die Hue Wan-Klinik, die sich im Stadtteil Happy Valley befand.
    Gerald Morcomb war gerne Chirurg, er genoss es, die Macht über Leben und Tod zu haben. Und noch mehr, er mochte es, das Leben anderer zu beeinflussen - und dabei war die plastische oder Schönheitschirurgie am erfolgversprechendsten.
    Andere Menschen hätten das vielleicht machtbesessen oder unsympathisch genannt, doch Gerald Morcomb stand zu dem, was er war. Er glaubte, es habe keinen Sinn, etwas zu heucheln.
    Wer zu ihm kam, wollte doch nichts anderes als er selbst - er wollte Macht. Denn Schönheit verlieh Macht, mit der man andere Menschen manipulieren konnte. Gerald Morcomb sprach da aus Erfahrung.
    Und doch war er vor etwas über einem Jahr aus England hierher zurück gekommen, denn er war in Hongkong geboren und aufgewachsen. In Europa, aber auch in den USA, wo er studiert hatte, kam es doch immer wieder auf die Moral an - oder auf das, was die Gesellschaft als solche vorschrieb. Man hatte als plastischer Chirurg zwar immer die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, aber hier in Hongkong lebten die Leute von geliehener Zeit. Erst hatten die Briten, absehbar für alle, den kleinen Stadtstaat 1997 verlassen, nun waren noch einmal 50 Jahre vom chinesischen Mutterland hinzugekommen. In Hongkong versuchte jeder, so schnell so viel Geld wie möglich zu machen. Und eine Schönheitsoperation half dabei ganz enorm. Es ging nicht nur darum, eine schöne Nase zu bekommen, rundere Augen oder einen hübscheren
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