Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0893 - Der Atem des Bösen

0893 - Der Atem des Bösen

Titel: 0893 - Der Atem des Bösen
Autoren: Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
nicht vor Morgengrauen nach Hause oder in ihr Hotel zurückfinden.
    Der Mann und die Frau hingegen hatten andere Vorstellungen von einem perfekten Abend und seinem krönenden Abschluss. Sie wollten schleunigst noch ein wenig Zweisamkeit genießen. Und an Schlaf dachte weiß Gott keiner von beiden.
    Während sie auf das Taxi warteten, das für sie bestellt worden war, nutzten sie die Zeit auf ihre Weise, umarmten und liebkosten sich.
    »Ein wunderschöner Abend. Ich bereue nicht, dass wir gekommen sind. Dein Freund ist charmant, er hat Esprit…«
    »… sieht gut aus«, ergänzte der hochgewachsene Mann im nachtblauen Anzug.
    »Sieht gut aus«, stimmte sie zu. »Und weiß ganz offenbar die Feste so zu feiern, wie sie fallen. Wie alt ist er noch mal geworden?«
    »Zu jung für dich - viel zu unreif«, lachte ihr Begleiter mit den markanten Gesichtszügen. »Du brauchst erfahrene Männer.«
    »Hörte ich da gerade den Plural?« Sie schob ihn sachte von sich. »Männer?«
    »Das war wohl ein Freudscher Versprecher. Die Angst, dir eines Tages nicht mehr genügen zu können«, flachste er gut gelaunt weiter.
    Sie lachte gurrend. Der Schein der Restaurantbeleuchtung spiegelte sich in ihren verschiedenfarbig gesprenkelten Augen, die er so liebte. »So einfach wirst du mich nicht los. Schon gar nicht an einen solchen Jungspund wie diesen… diesen… Jetzt hab ich doch glatt seinen Namen vergessen, obwohl der bestimmt auch sehr schön ist…«
    Wie sie ihn dabei angrinste. Am liebsten hätte er sie zum nahe gelegenen Park verschleppt und dort… Aber das Taxi war bestellt, gewiss schon unterwegs.
    Hätte dich das früher gestört? Verdammt, du wirst wirklich alt, Prof. Unflexibel und unspontan. So wirst du sie nicht mehr lange halten können. Reiß dich gefälligst am Riemen und -
    Für einen Moment war es, als würde sich die gesamte Wirklichkeit um eine nicht genau definierbare Wellenlänge verschieben.
    Das Amulett unter Zamorras Hemd erwärmte sich, strahlte warnende Signale ab, registrierte etwas, das nur ein paar Schritte entfernt… ebenso gut aber auch tausende von Kilometern, auf der anderen Seite des Erdballs, passieren mochte.
    Eine Erschütterung. Ein gewaltiges seismisches Beben - auf paranormaler Ebene. Unfühlbar für jeden Normalsterblichen, nicht aber für…
    »Was ist? Was hast du? Gibt es… Probleme?«
    Die bildhübsche Frau in der hinreißenden Abendgarderobe, zupfte an seinem Jackett.
    Er bemerkte es, überdeutlich sogar, mit einer Schärfe, die einem sonst nur unter größter Konzentration gelingt. Aber er war außerstande, ihr zu antworten. Für eine unbestimmbare Dauer war sein Bewusstsein mit dem unbekannten Ereignis verkettet, erzitterte seine Seele unter dem, was gerade irgendwo passierte und dabei enorme magische Energie freisetzte.
    Dann war es vorbei.
    Merlins Stern kühlte ab. Zamorras Wahrnehmung normalisierte sich wieder. Er wischte sich über das Gesicht, wandte sich Nicole zu. »Möglicherweise«, sagte er - und schilderte ihr, was gerade »über ihn gekommen« war.
    In diesem Moment bog das Taxi um die Kurve.
    Zamorra verabschiedete sich endgültig von der Idee eines amourösen Abenteuers unter freiem Himmel.
    »Es muss nichts Schlimmes bedeuten«, sagte er gegen die eigene Überzeugung. »Tut mir leid.«
    »Leid?«
    »Um den Abend.«
    Sie schüttelte den Kopf und hauchte ihm, während das Black Cab neben ihnen hielt, einen Kuss auf die Wange. »Wieso? Ich habe ihn noch lange nicht aufgegeben. Komm. Bestich den Fahrer. Er soll schnell machen - damit uns nachher umso mehr Zeit für das Wesentliche bleibt…«
    Das klang mehr als vielversprechend.
    Und Zamorra wünschte, er hätte den Kopf frei gehabt. Für sie. Für ihre Liebe.
    Aber da war ein Schatten, und er hielt sich hartnäckig bis ins Barbican , wo sie Quartier bezogen hatten. Und wo sich der Traum einer zärtlich-romantischen Nacht wohl endgültig zerschlug.
    ***
    Vergangenheit, 1736, London
    Die Mühle lag am Ende der Straße. Ihre Flügel waren fest vertäut, knarrten, aber drehten sich nicht, obwohl eine stürmische Brise an dem groben Leinen zerrte, mit dem die Holzkonstruktionen umspannt waren.
    »Brrrr!«
    Der Kutscher zügelte das Pferd und fluchte gotteslästerlich, als der Wagen auf dem schneeglatten Weg ins Schlingern geriet, ausscherte, dabei das Pferd ins Straucheln und fast zu Fall brachte. Im letzten Moment gewann er die Gewalt über die geschlossene Kutsche, auf deren Bock er dick eingemummt saß, wieder. Wenig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher