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0893 - Der Atem des Bösen

0893 - Der Atem des Bösen

Titel: 0893 - Der Atem des Bösen
Autoren: Adrian Doyle
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war das nicht.
    »Er wirkt ein wenig hilflos«, sagte Nicole leise, während sie Hogarth zu seinem Wagen folgten. »Meinst du nicht auch?«
    Zamorra nickte, schwieg aber. Wie beiläufig strich er über die Stelle, wo sich das Amulett unter dem Hemdstoff abzeichnete. Es verhielt sich völlig neutral, aber Zamorra wusste, dass sich das jeden Moment ändern konnte.
    ***
    Der Vauxhall älteren Baujahrs stoppte auf der dem Fluss zugewandten Seite des Tate Britain, dessen Portikus von Scheinwerfern angestrahlt wurde. Hogarth, Zamorra und Nicole stiegen aus, erklommen die Stufen zwischen den korinthischen Säulen. Oben, vor der Glasfront des Eingangs, trafen sie auf uniformierte Polizisten, die insbesondere den Detective respektvoll grüßten. Er wechselte ein paar Worte mit ihnen und erklärte die Funktion seiner beiden zivilen Begleiter. Währenddessen warf Zamorra einen Blick über die Schulter zur Themse hin, die jenseits der Lichtinsel fast unsichtbar blieb. Nur ein paar Leuchtbojen, die die Wasserstraße markierten, waren verwaschen erkennbar, und von Norden her näherten sich die Positionslichter eines Frachters, dessen tuckernder Motor wie das ferne Klopfen eines unermüdlichen Spechts klang.
    »Kommen Sie bitte?«
    Hogarths Stimme riss Zamorra aus der Versunkenheit seiner Gedanken, die sich unablässig mit dem möglichen Grund des Scotland-Yard-Hilfeersuchens beschäftigten. Bislang ohne Erfolg, da Hogarth nach wie vor mit Fakten geizte.
    Auf der Fahrt hierher hatte er mehrfach betont, dass er den Tatort zunächst für sich selbst sprechen lassen wolle. Zamorra akzeptierte diese Einstellung, da sie für das aufrichtige Interesse der Polizei an seiner unvoreingenommenen Meinung sprach.
    Auch Nicole hatte sich damit abgefunden, noch eine Weile auf die Folter gespannt zu werden. Gemeinsam traten sie in den Empfangs- und Kassenbereich der Galerie.
    Ein Mann eilte ihnen entgegen, und er wirkte schon auf den ersten Blick nicht wie einer von Hogarths Kollegen.
    »Das ist Roy Brunswick«, sagte der Detective, bevor der Direktor in Hörweite war.
    Er begrüßte sie mit der Nervosität eines Mannes, der unversehens eine Leiche in seinem Keller entdeckt hatte und nun weder wollte, dass davon etwas in die Öffentlichkeit drang, noch, dass man ihn - oder eine ihm nahe stehende Person, und sei es nur ein Angestellter - verdächtigte, etwas damit zu tun zu haben.
    »Ist das der Franzose, von dem Sie sprachen?«, fragte Brunswick, nachdem er, ganz Kavalier der alten Schule, zunächst Nicole mit einem hingehauchten Handkuss begrüßt hatte.
    »Ja«, bestätigte Hogarth. »Darf ich vorstellen? Professor Zamorra und seine Assistentin… Freundin…?« Ein wenig geriet er ins Schlingern, und es bereitete sowohl Zamorra, als auch Nicole ein diebisches Vergnügen, ihn nicht zu erlösen, sondern zappeln zu lassen, bis er die Kurve von allein bekam. »Ähm, ja… also, der Professor kennt noch keine Details, deshalb möchte ich ihn direkt in den Saal führen, in dem sich das Opfer befindet.« Er streckte den Arm in die Richtung aus, wo sich ein breiter Korridor hinter dem Kassenbereich öffnete. »Wenn ich bitten darf? Direktor Brunswick begleitet uns sicher…«
    Brunswick nickte eifrig, und die Gruppe setzte sich in Bewegung.
    »Immerhin«, sagte Nicole, »wissen wir jetzt, dass es ein Opfer gibt.«
    »Das war zu erwarten«, nickte Zamorra.
    Was sie kurz darauf zu sehen bekamen… eher nicht. Mehr noch: Es war absolut beispiellos in der an verblüffenden - und oft grausam-erschreckenden - Phänomenen gewiss nicht armen Karriere des Parapsychologen.
    ***
    Zamorra hatte nur Augen für das Geschehnis, dessentwegen Hogarth ihn ohne Zweifel rekrutiert hatte. Und dessen sichtbare Konsequenz sich tief in die Netzhäute aller, die es zu Gesicht bekamen, einzubrennen drohte.
    »Allmächtiger…« Es war Nicole, über deren Lippen das von einem leisen Stöhnen gefolgte Wort rann.
    Zamorra legte ihr die Hand auf den Rücken, schwieg aber, löste sich dann von der Frau, mit der ihn tausend Dinge, nur kein Trauschein, verbanden und trat fast schleppend tiefer in den matt erhellten Ausstellungsraum hinein. Wo sich das Unglaubliche abspielte, immer noch, und einem Nachtwächter der Tate Galerie zum Verhängnis geworden war.
    Der Unglückselige war eines elenden Todes gestorben, teilweise verschmolzen mit einem Bild, das eine Schmiedeszene aus vergangener Zeit zeigte…
    Zamorra merkte, wie Nicole hinter ihm zurückblieb, dafür aber Hogarth an seine
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