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0893 - Der Atem des Bösen

0893 - Der Atem des Bösen

Titel: 0893 - Der Atem des Bösen
Autoren: Adrian Doyle
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trennen.«
    »Lasst mich raten: Geldnöte? Euer gutes Herz für mich und meine Familie, der Ihr ein schönes neues Heim gönnt?«
    »Ihr seid sarkastisch, Grosvenor.«
    »Und Ihr - ein Heuchler, Abt?«
    Für einen Moment schien sich das Gesicht seines Gegenübers noch stärker zu röten. Die Augen quollen leicht hervor. »Ihr seid selbstgefällig, Grosvenor, das könnte Euch zum Verhängnis werden.«
    »Ach ja - spukt es hier etwa?« Grosvenor lachte auf. An der Reaktion des Abts indes erkannte er, dass er einen Volltreffer gelandet hatte. »Das ist nicht euer Ernst! Ein Mann Gottes wie Ihr…«
    »Ich kann Euch nicht zwingen, mich anzuhören«, sagte der Abt und zitierte den Mönch mit der Schriftrolle zu sich.
    Er kam, und Grosvenor, der sich etwas auf seine Menschenkenntnis einbildete, erkannte ungläubig, dass der Mönch zitterte. Er strömte den Gestank von Furcht aus, wie er es selten bei jemandem erlebt hatte - höchstens noch bei Delinquenten, die zum Galgen geführt wurden.
    Hier aber drohte nicht der Tod, allenfalls hatte er es mit dem abergläubischen Gewäsch eines Pfaffen zu tun, der ganz offenkundig auch seine Glaubensbrüder angesteckt hatte.
    »Also gut - wenn Euch etwas auf der Seele brennt«, wandte er sich an den Abt, »redet. Sagt es mir, erleichtert Euer Gewissen. Aber erwartet nicht ernsthaft, dass Ihr mich dazu bringen könnt, einen längst mit Handschlag zwischen uns besiegelten Handel wieder zurückzunehmen! Offenbar bereut Ihr die vorschnelle Einwilligung, aber das ist allein Euer Problem. Ich habe Pläne - große Pläne, die Ihr nicht stören werdet.«
    »Das will ich gar nicht. Ich will Euch nur über die Vorkommnisse in Kenntnis setzen, zu denen es hier kam - und die sich durchaus wiederholen könnten, heftiger womöglich noch als jemals in der Vergangenheit, falls Ihr tatsächlich daran gehen wollt, die Mühle, wie Ihr erklärtet, niederzureißen.«
    »An diesem Vorsatz hat sich nichts geändert. Die Mühle muss weichen - was sollte ich auch mit ihr? Ich brauche den Platz, um das Landgut entstehen zu lassen, über das ich mit Euch sprach.«
    »Ich verstehe.« Der Abt nickte betrübt. »Aber hier geht es nicht immer… mit rechten Dingen zu.«
    »Das habt Ihr bereits angedeutet. Aber ich lasse mich nicht von Geistergeschichten ins Bockshorn jagen.«
    »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
    »Was gesehen? Redet endlich, oder lasst uns unserer Wege gehen. Den Vertrag…« Grosvenor streckte die Hand aus.
    Der Abt zögerte, reichte ihm dann aber das Dokument, das Grosvenor kurz auseinander rollte, Unterschrift und Siegel prüfte und es dann zufrieden wieder schloss.
    »Es kam zu mehreren Vorfällen«, nahm der Abt den Faden wieder auf. »Der schwerwiegendste kostete das Leben eines unserer Brüder.«
    Grosvenor starrte ihn an. »Davon habe ich nie gehört. Wann soll es zu dem Unglück gekommen sein?«
    »Vor fünf Monaten. Und ein Unglück war es wohl, wenngleich ein von höherer Fügung initiierter Mord.«
    Die Wortwahl des Abtes ließ Grosvenor endgültig zu der Überzeugung gelangen, diesen Mann bislang völlig falsch betrachtet zu haben. Was mochte in der Abtei vorgehen, was für Sitten und Gebräuche fernab dessen, was die Kirche normalerweise vertrat, gepflegt werden, wenn dieser Mann hier so spuk- und dämonengläubig war, wie es inzwischen den Anschein hatte? Für einen Pfaffen kam ihm das reichlich obskur und… ja, bedenklich vor.
    »Redet. Was war passiert?«
    Der Abt rieb sich über den hervorstehenden Bauch, als hätte er Hoffnung, ihn dadurch etwas begradigen zu können. »Was jeden Tag in einer Mühle passiert: Das Korn wurde zu Mehl gemahlen, aufgefangen und in Säcke abgefüllt. Alles schien normal. Aber mit einem Mal, so wurde mir berichtet, war das Innere, dieser Raum hier, in purpurfarbenes Licht getaucht. Es hielt eine Weile an, und als es verschwand…«
    »Ja?«
    »… war alles bis dahin gemahlene Getreide schwarz.«
    »Schwarz«, echote Grosvenor und machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. Irgendwie hatte er etwas sehr viel Beeindruckenderes erwartet. Etwas, das ihm das Verhalten des Abtes erklärlicher gemacht hätte.
    »Ja, schwarz. Ich wurde hinzugerufen, prüfte das Mehl und fand es vollkommen verdorben, so wie es mir beschrieben worden war. Daraufhin ordnete ich seine Vernichtung an. Insgesamt fast zwei Dutzend Sack.«
    Grosvenor zuckte die Achseln. »Wie habt Ihr es vernichtet?«, fragte er, um dem offenbar aus Sicht des Abtes gebotenen Interesse
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