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0891 - Geschenk der Götter

Titel: 0891 - Geschenk der Götter
Autoren: Unbekannt
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sehen und Zeitverschiebungen vornehmen konnte, bedingte dies zwei Überlegungen.
    Zuerst besaß er jetzt mehr Gewißheit darüber, warum das Objekt ihn psionisch aufgeladen hatte: Aus dem Hyperraum kommende Energie war umgewandelt und in psionischen Signalen abgestrahlt worden.
    Offensichtlich war das der Schaltung des Behälters zuzuschreiben, die vermutlich regelmäßig oder unregelmäßig diesen Vorgang herbeiführte. Aber das Signal hatte keineswegs ihm, sondern den fremden Wesen im Saqueth-Kmh-Helk gegolten-. Also war das Objekt tatsächlich so aufregend wichtig, wie er glaubte.
    Oder noch viel wichtiger. Jedenfalls für die Raumfahrer, die mit dem Raumflugroboter die Erde gesucht und die Pyramide angegriffen hatten.
    Andererseits ließ sich das Objekt manipulieren. Mentale Befehle würden befolgt werden. Weder Duffy noch er wußten, mit welchen Reaktionen das Objekt antworten würde. Das Innere des Fundes war zweifellos mehr als nur ein Meisterwerk der miniaturisierten Schaltungen; es war eine ganz andere Dimension der Technik zwischen Hyperraum und allen übrigen Begriffen. Ein Rätsel für Margor, aber eine Waffe, die zu bedienen er begreifen mußte. Die funkelnden Facetten zogen ihn geradezu magisch an, die Unsicherheit stieß ihn ab.
    Ständig war er hin und her gerissen zwischen der Gier, einen neuen Blick zu tun und der Furcht davor. Margor blinzelte, als ein Sonnenstrahl auf die Facetten fiel und einen Schauer vielfarbiger Reflexe hervorschleuderte. „Ich muß es riskieren!" stieß der Mutant hervor.
    Er beugte sich nach vorn und näherte sein Gesicht dem sphärisch gekrümmten Kristall.
    Die einzelnen Flächen, es schienen Tausende und aber Tausende zu sein, verloren, je näher Margors Augen kamen, den funkelnden Glanz. Sie wurden grau, dann schwarz und stumpf. Er hatte das Gefühl, in einen endlosen Brunnenschacht zu blicken. Ein flüchtiger Gedanke zuckte durch seinen Verstand wie ein Flächenblitz: würde er sehen, wann und von wem der Fund in der Großen Pyramide eingemauert worden war?
    Abermals bewegte sich Margor und versuchte, in diesem physikalisch schwer zu deutenden Anblick etwas zu erkennen oder herauszufinden. Die Schwärze nahm zu. Auf dem Umweg über einen psychosomatischen Effekt spürte Margor unter seinen Fingerspitzen etwas, das sich wie rauher Samt anfühlte. Aber seine Finger schwebten frei in der Luft und streckten sich ebenfalls dem Objekt entgegen.
    Als er nur noch wenige Zentimeter von den verschwundenen Facetten entfernt war, ohne die genaue Distanz wahrzunehmen, geschahen überraschende Dinge.
    Das pulverige Schwarz verschwand.
    Helligkeit blendete auf. Im Licht einer Sonne zeigte sich eine Sandfläche aus Dünen, Rillen und Tälern.
    Windstöße ließen feine Schleier hochsteigen, drehten sie zu Spiralen und zerteilten sie wieder. Eine Spur verlief quer durch den weißen, golden schimmernden Sand. Dann schwebte ein anderes Bild herbei und breitete sich in majestätischem Schweigen aus. Als Boyt Margor die Gestalten sah, ihre seltsame Kleidung identifizierte und zeitlich einordnete, als er die ersten Worte hörte und verstand, wußte er: Sein Wunsch, vage und nicht einmal versprachlicht, war Realität geworden.
    Realität in einer anderen Zeit. Rund sechs Jahrtausende und mehr in der Vergangenheit. Dieses seltsame Zeitauge führte ihm wie in einem farbigen Film ein Geschehen vor, in dessen Mittelpunkt derjenige Mann stand, der die Cheops-Pyramide hatte bauen lassen.
    Margor fühlte sich von einer Welle der Euphorie gepackt. Er begriff, daß es ihm bewußt gelungen war, eine Fähigkeit des Objekts zu manipulieren. Hingerissen, erregt und voller Ehrfurcht vor den Konstrukteuren dieses Zeitauges, aber auch im kalten Bewußtsein seiner Macht sah, hörte und verstand er die Bilder im ungreifbaren Raum vor seinen Augen. Der Pharao Chufu sprach. Die Höflinge und die Baumeister hörten zu. Ihre Gesichter drückten, Erstaunen aus.
    Jede Bewegung, jedes Wort bohrten sich als Eindruck unlöschbar in Margors Gedanken ein wie die Meißel der Steinmetze, die weit im Hintergrund des Bildes arbeiteten. 2. „Nein", sagte der Pharao entschlossen. „Ich will nicht, daß mein Totenmal groß wird. Ich will, daß man mir eine kleine Pyramide errichtet."
    Der oberste Priester schüttelte den Kopf, dann verneigte er sich tief. „So soll es zweifellos geschehen, Stolz des Re", murmelte er. „Auch wenn alle Zeichen uns sagen, daß dein Grabmal dennoch außerordentlich prächtig werden wird."'
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