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0891 - Geschenk der Götter

Titel: 0891 - Geschenk der Götter
Autoren: Unbekannt
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fandet ihr dieses Geschenk unbekannter Götter?"
    Schiere Ehrfurcht und Begeisterung kamen in das Gesicht des Jungen, als er entgegnete: „Direkt an der Stelle, Herrscher, an der dein Stab im Sand steckte. Diese Nachricht hat inzwischen sicher ganz Ägypten erreicht. Überall standen Menschen am Ufer und winkten."
    Es gab keinen Riegel, keinen Griff und keine Vertiefung. Alle dreizehn Flächen waren vollkommen glatt und zeigten nicht einmal dort, wo sie ineinandergingen, feine Schnittlinien. Ein Rätsel! Der Pharao murmelte: „Dann war es dieses Göttergeschenk, das letztlich die Suche bestimmte und den Ort, an dem es gefunden werden wollte."
    „Mit Sicherheit", fügte Omen-tep-phaser hinzu. „Also bestimme ich", erklärte der Pharao nach kurzer Überlegung, „daß das Geschenk der Götter zunächst dorthin zurückgebracht wird, woher es kommt. Baut nahe den Fundamenten einen Schrein dafür und bewacht den Fund.
    Weiterhin soll er in die Pyramide eingemauert werden, so daß niemand ihn stehlen kann, auch nicht, wenn eine Ewigkeit vergangen sein wird. Dafür wird sich Menketre etwas einfallen lassen. Geht jetzt, nehmt das Geschenk der Götter wieder mit und geht zurück an die Arbeit. Und noch etwas: wenn du die Männer nicht schlägst, werden sie kräftiger rudern. Ich verbiete es dir."
    Der junge Mann wurde aschfahl und würgte hervor: „Ich gehorche, Herrscher!"
    Der Pharao nahm die Antwort ungerührt zur Kenntnis und fuhr dort: „Wann werde ich, wenn ich die Stätte des Bauwerks besuche, etwas mehr sehen als ein großes Loch im Sand?"
    „Wenn der Stern sich abermals erhebt, zur Jahreszeit Achet", sagte Menketre. „In weniger als einem Jahr sollten wir mit dem Fundament soweit sein."
    Vergleichbare Zeitabstände kannten sie alle vom Bau der Kornspeicher, Tempel und Paläste, der Hafenanlagen und der steinernen Straßen. „Dann also wird das kommende Jahr", sagte der Pharao und hoffte in diesem Augenblick, daß er den Zeitpunkt der Fertigstellung erleben würde, „im Zeichen dieses Göttergeschenks stehen. Es führte uns an den Platz, seine Gegenwart beeinflußt die Gedanken der Menschen auf gute Art, und der Fund, von dem wir nur wissen, daß er ein Zeichen ist, wird auch weiterhin das Schicksal bestimmen. Geht und baut weiter, meine Freunde."
    Chnemu Chufu hatte völlig richtig erkannt, daß das Göttergeschenk in der Lage war, die sterblichen Menschen zu beeinflussen. Wie sehr diese Fähigkeit ausgebildet war, sollten er und seine Vertrauten erst später herausfinden.
     
    *
     
    Zuerst wurde Menketre von einer künstlerischen Phase getroffen wie von einem Sonnenstrahl.
    Sein Denken begann sich zu verändern. Er fühlte plötzlich, daß er mehr wußte und kannte, als er bisher gezeigt hatte. An einem warmen Abend, der den Eifer der Grillen in den Feldern zu verdoppeln schien, sagte er zu Assyjah, der langbeinigen Nubierin mit der zedernduftenden Haut: „Ich weiß, daß Ranofer die Pyramide weitaus größer anlegt."
    Assyjah preßte ihre Hüfte gegen ihn und ließ Bier aus einem Krug in den Becher fließen. „Woher weißt du das? Du warst schon vierzig Tage lang nicht bei der Pyramide."
    Er hatte sich in dieser Zeit hier in seinem Atelier beschäftigt. Überraschend war noch immer, wie seine Versuche tatsächlich funktionierten. „Es gibt Boten!" erinnerte er sie.
    Voller plötzlichem Erstaunen merkte der Baumeister, daß sie trotz .der langen Zeit ihrer Beziehung noch immer die einzig wichtige Frau in seiner Nähe geblieben war. Noch vor einem halben Jahr hätte er die Sklavin verschenkt oder getauscht; Assyjah war noch hier. Sie lächelte, als ob sie seine Gedanken erraten hätte, mit blendend weißen Zähnen. „Und du versuchst auch, die Pyramide größer zu machen, als der Pharao es gestattet", sagte sie. „Chnemu Chufu hat keine andere Möglichkeit. Er muß sich dem Willen des Volkes und der Priester beugen.
    Sie verehren ihn abgöttisch, weil er die Stelle des Göttergeschenks gefunden hat."
    Aber nicht nur die Priester und die Bauarbeiter, die freiwillig zusammenströmten, forderten ein strahlenderes und größeres Totenmal. Auch der Baumeister merkte, wie seine Klugheit größer und seine Einfälle zahlreicher wurden. Er kon^ struierte in einem ziemlich großen Modell die Gänge und die Kammer, die einst das Göttergeschenk aufnehmen sollte - und er wußte, daß es keinen Sterblichen geben würde, der in dieses Versteck eindringen konnte.
    Aber noch war das untere Drittel der Pyramide nicht
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