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0891 - Geschenk der Götter

Titel: 0891 - Geschenk der Götter
Autoren: Unbekannt
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das Land. „Der Boden dort zieht uns alle mit magischer Gewalt an. Wir erhielten im Tempel gewisse Zeichen, daß es so sein werde. Ich sage dir, Herrscher, daß irgendwo dort vorn dein Grabmal stehen wird."
    „Mein kleines Grabmal", erwiderte der Pharao und spürte den warmen Windhauch, als sich der prächtige, schattenspendende Wedel über seinem Kopf bewegte.
    In einer breiten Kette schritten nun die Männer aus. Ihre Füße hinterließen gerade Muster in der bisher unberührten Fläche. Jedermann schien von derselben Stimmung erfüllt zu sein wie der Pharao. Niemand sprach. Die Sänfte erreichte den Rand der Fläche. Die geraden Spuren weit vor Chnemu Chufu änderten sich jetzt; unwillkürlich strebten die Männer fast gleichzeitig einem Punkt zu. Chufu versuchte zu berechnen, an welcher Stelle sich die Spuren treffen und schneiden würden. Wieder gab er einen leisen Befehl - die schwankende Sänfte aus Holz, Rohr, ledernen Schnüren und dünnem Gold bewegte sich auf diese Stelle zu.
    Die kurzen schwarzen Schatten der Suchenden bewegten sich schneller über den Sand. Einige Steinbrocken und ein nutzloser Felsen unterbrachen die Fläche. Die Sänfte schwankte nicht einmal, als die Träger hastiger zu laufen begannen.
    Schließlich erreichten alle Personen des Trosses, die ausgeschwärmt waren, fast gleichzeitig jene Stelle, die der Pharao in seinen Gedanken ermittelt hatte. Ein Kreis sandbestäubter und keuchender Männer bildete sich. Er öffnete sich an einer Stelle, um die Sänfte durchzulassen. Eine gespenstische Stille herrschte; nur das Knirschen von Leder und die Atemzüge waren zu hören. Unaufgefordert wichen die Körper der Sänftenträger seitlich aus, kräftige Arme setzten das Gestell weich in den aufgewühlten Sand. „Herr! Der Vorgang, den wir alle miterleben konnten, ist nur durch das Wirken der Götter zu erklären!" sagte der erschöpfte Oberpriester.
    Menketre, der weniger göttergläubig und ein Mann der Praxis war, fügte hinzu: „Der Verkünder der Orakel hat ausnahmsweise recht. Es gibt kein Geländemerkmal, das unseren Gedanken hätte als Festpunkt dienen können."
    Der Pharao stieg aus dem Sitz und ging langsam bis etwa in die Mitte des Kreises. Die einzige Besonderheit der ausgesuchten Fläche bestand darin, daß ein fingergroßes, vom Wind hierher gewehtes Stück Holz im Sand lag. Chufu bückte sich, hob das Holz auf und sagte: „Das ist nur ein unbedeutendes Zeichen. Aber so wie dieses Holz einst ein blühender Strauch war, wird an dieser Stelle mein Grabmal entstehen. Es wird als Pyramide aus dem unfruchtbaren Boden der Wüste hervorwachsen, eine mer für Chnemu Chufu aus der Vierten Dynastie. Hesirä! Gib mir den Stab."
    Sein Oberster Schreiber überreichte ihm einen mannslangen, polierten Holzstab, der an beiden Enden mit einem goldenen Reifen eingefaßt war. „Hier, Herrscher."
    Der Pharao hob seinen sehnigen Arm und rammte den Stab, so tief es mit einer einzigen Bewegung möglich war, in den Boden. Die Spannung löste sich in einem Schrei aus mehr als hundert Kehlen. Die Soldaten schlugen mit den Streitäxten an die ledernen Schilde, die Gruppe der Priester stimmte einen kurzen, liturgischen Gesang an, die Sklaven jubelten und warfen die Arme hoch. Chufu deutete auf den Schreiber, der seine Palette schwenkte. „Schreibe es auf, Hesirä!"
    Hesirä tauchte seinen zerkauten Schilfstengel ein und notierte die Worte des Pharaos auf seiner Schreibplatte, um sie später auf Papyrus niederschreiben zu können. „Im dritten Jahr der Herrschaft suchte und fand der Pharao den Platz für sein Totenmal. Der Pharao und seine Vertrauten reisten weit und lange und wurden von dem Platz durc'h göttliche Zeichen angezogen. Die Götter bestimmten den Platz, und wir gehorchen ihnen.
    Man soll anfangen, eine tiefe Grube für die Fundamente auszuheben. Mein Körper wird verborgen werden in der Tiefe der Pyramide. Baumeister Menketre wird alle Arbeiten überwachen; seine Entwürfe sind mir bekannt.
    Er wird überall im Reich des Oberen und Unteren Nils jede Unterstützung bekommen. Er wird ohne Eile, ohne unnötigen Aufwand an Material, Menschenkraft und Transportmitteln bauen und so das Ziel erreichen, das uns die ewigen Götter des Reiches gewiesen haben. So soll es geschrieben werden, so wird es geschehen."
    Alle Umstehenden murmelten zutiefst ergriffen: „So wird es geschehen!"
    Chufu drehte sich herum und sagte weit weniger feierlich: „Ihr alle, geht nun zurück. Wir haben getan, was
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