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0890 - Stygias Plan

0890 - Stygias Plan

Titel: 0890 - Stygias Plan
Autoren: Volker Krämer
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brauchte Ruhe, musste sich erholen, seine Wunden pflegen. Praetoren und Ductoren verfügten über eine enorm hohe Heilkraft ihres eigenen Körpers. Doch alles konnte auch er nicht so einfach wegstecken.
    Abrupt wandte er sich um, gab den Attacken seinen Rücken frei. Er wankte, als er auf den Kokon zu schritt. Nur noch ein paar lange Schritte. Der Durchgang war von dieser Seite aus zwar erheblich schwerer zu durchschreiten als aus dem Inneren des Kokons heraus, aber seine Kraft würde allemal reichen, die Schwachstelle zu überwinden.
    Mit dem schweren Gepäck einer bitteren Niederlage, mit einem von Wunden übersäten Körper und der großen Verwirrung, die sein Bewusstsein nicht mehr loslassen wollte, kehrte der Ductor in seine Welt zurück.
    Er hörte nicht mehr den Schrei, den Professor Zamorra ausstieß. »Jetzt! Lauf los!«
    Er konnte auch nicht sehen, wie die Frau, die während des ganzen Kampfes still und bewegungslos hinter Zamorra gekniet hatte, aufsprang und hinter ihm her sprintete. Sie war dabei so ungestüm, dass sie sogar gegen seinen Rücken prallte, doch auch das entging dem Ductor.
    Im Kokon angekommen, wandte er sich noch einmal um. Sein Maul, das nach wie vor in Trichterform war, schmerzte unerträglich, doch er musste es noch einmal zum Einsatz bringen, ehe er sich um sich selbst kümmern konnte.
    Sein ganzer Körper vibrierte, zitterte vor Schwächung, als er die Klangmagie gegen die Stelle wandte, durch die er gerade gekommen war. Eine dicke Schicht magischer Masse bedeckte den Durchgang. Nur wenige Sekunden, dann würde sie stahlhart sein, undurchdringlich - niemand sollte den Weg in den Kokon antreten können. Nie wieder!
    Kraftlos ließ er sich zu Boden fallen. Seine leeren Augenhöhlen suchten die Umgebung ab. Vier tote Praetoren… ein hoher Preis. Viel zu hoch. Die Wächterin und der Krieger waren entkommen. Die Herrscher - wie würden sie auf diese Dinge reagieren? Der Plan war ins Stocken geraten, ehe er überhaupt hatte initiiert werden konnte. Eine der Knotenwelten war verloren, weil deren Kokon kollabiert war. Hier, im Kokon Armakaths, gab es große Probleme. Das alles lief nicht so, wie die Herrscher es gewollt hatten.
    Vielleicht würden sie ihn für sein erneutes Versagen beim Schutz der weißen Stadt ablösen. Vielleicht sogar töten? Viel hätte nicht gefehlt, dann hätte er sein Leben, sein Dasein, bereits vor dem Kokon verloren. Die Magie der beiden Männer, die sich auf ihn gestürzt hatten, hätte ihn um ein Haar umgebracht.
    So erschöpft er auch war, so deutlich hörte er die Schritte, die sich ihm näherten. Der Ductor konnte sehen, besser als die meisten anderen sogar - er brauchte dazu keine Augäpfel. Doch was er nun sah, wollte er einfach nicht begreifen. Zum Greifen nahe stand die Frau vor ihm, die man ihm aus den Händen heraus entführt hatte - die ehemalige Wächterin, die Vampirfrau, die ihm so viel Ärger eingehandelt hatte.
    »Du? Wie kann das sein? Und-warum? Du wirst hier sterben, denn es gibt nun keinen Weg mehr, auf dem ich dir dein verdammtes Menschblut besorgen kann. Du musst wahnsinnig sein, Weib!« Er wollte nach ihr greifen, doch sein Körper machte da nicht mehr mit. Die Erschöpfung war viel größer, als er geahnt hatte.
    Sabeth bückte sich, damit sie dem Kopf des Ductors näher war. »Ja, ich! Keine Sorge, dich brauche ich sicher nicht mehr, um meinen Durst zu stillen. Die Wurzel wird sich selbst darum kümmern. Du jedoch, du wirst anderen Zeiten entgegengehen, falls du deine Wunden überhaupt überlebst. Deine Herrschaft im Kokon Armakaths ist vorbei, hörst du? Ich bin die Wächterin - ich bestimme, was hier geschieht, und nur die Wurzel allein steht über mir.«
    Der Ductor wollte ihr antworten, doch dann schwieg er lieber. Er wusste, dass die Frau die Wahrheit gesagt hatte. Armakath hatte ihre angestammte Wächterin zurückbekommen. Seine Rolle würde in Zukunft eine andere werden. Die Tage seiner selbstherrlichen Macht waren wohl endgültig Vergangenheit.
    Der Ductor gab sich endlich seiner Erschöpfung hin. Still und unbeweglich lag er zwischen den Leichen seiner Praetoren. Es schien so, als wolle er ihrem Schicksal folgen…
    ***
    Sabeth fühlte sich geleitet.
    Es war, als würde ein anderer ihre Schritte lenken, hin zum Wurzelhaus im Zentrum der Stadt. Der Weg nach unten war für sie wie eine Heimkehr. Ja, sie hatte diesen Schritt zurück in die weiße Stadt in vollem Bewusstsein getan - auch unter der Gefahr, dass sie hier nicht lange
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