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0890 - Die Vergessenen

0890 - Die Vergessenen

Titel: 0890 - Die Vergessenen
Autoren: Jason Dark
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erreichte in Form von Drillingen auch das Ufer, dessen natürlichen Bewuchs sie mit starken Schritten durchbrachen.
    Über ihnen zog der Himmel ein noch düsteres Kleid an. Er schaute zu wie sie das Trockene erreichten und dort weitergingen. Ihr Weg führte dorthin, wo sie das Fleisch der Menschen rochen. Die nackten, schmutzigen und nassen Horror-Wesen erreichten eine Senke, in der sie verschwanden.
    Sie tauchten auch nicht wieder auf. Nur der Wind strich über die Gräser am anderen Rand der Senke hinweg.
    Die drei Geschöpfe waren verschwunden.
    Völlig weg.
    Der Boden hatte sie geschluckt.
    Und er war es auch, der sich bewegte. In eine bestimmte Richtung hin.
    Genau dort, wo die Menschen lebten…
    ***
    Was war mit dem Boden? Vibrierte und zitterte er tatsächlich? Oder bildete ich mir das nur ein?
    Ich blickte Bill an.
    Der hatte die Stirn gekraust. Für mich ein Zeichen, daß er ähnlich oder ebenso empfand wie ich. Er kam auf mich zu, so daß wir uns fast berührten.
    »John, das ist kein Witz, nicht…?«
    »Ich glaube schon.«
    »Dann spürst du es auch?«
    »Ja.«
    Wir schwiegen, weil wir uns auf das Vibrieren konzentrieren wollten. Dabei blickte ich auch zur Seite. Ich wollte mir die anderen Menschen anschauen, um herauszufinden, ob auch sie dieses Zittern unter den Füßen spürten.
    Wenn ja, dann ließen sie es sich zumindest nicht anmerken. Sie redeten oder aßen weiter. Sie standen an den Ständen und schauten sich die Auslagen an.
    Kam es näher? Wurde es stärker?
    Ich jedenfalls merkte nichts. Ich spürte auch nicht immer die Vibrationen.
    Mal waren sie da, mal verliefen sie sich. Aber eingebildet hatte ich sich mir nicht.
    »Okay,« sagte Bill, »tun wir einfach so, als wäre nichts gewesen. Einverstanden?«
    »Ja.«
    »Du wolltest einen Glühwein ausgeben.«
    »Ich war dabei.«
    »Dann laß dich nicht aufhalten.«
    Wir drängten uns an den Würstchen-Essern vorbei, passierten einen weiteren Stand, an dem Pizza verkauft wurde. Er war von Kindern und Jugendlichen umlagert.
    Der Glühweinstand war kleiner. Hinter einem großen Kessel stand eine dicke, lächelnde Frau in dickem Pullover und Schal. Sie ließ sich von einer jüngeren Person, dem Aussehen nach war es die Tochter, Becher reichen und füllte sie mit ihrem Spezialgetränk.
    Sie vergaß dabei nie zu reden, denn sie lobte den Glühwein über den Klee. »Er ist das beste Getränk zu dieser Jahreszeit. Zum Glück habt Ihr euch diesen Weihnachtsmarkt ausgesucht. Ich hatte Angebote aus Norwich, Cambridge und sogar aus dem fernen London. Aber was habe ich getan? Ich bin zu euch gekommen, und nun enttäuscht mich bitte nicht. Trinkt diesen Glühwein. Das Rezept stammt noch von meiner Großmutter.«
    Sie erntete allgemeines Gelächter, und als ich vor ihr stand, zu ihr hochschaute, wurde ich von ihr als ein fremdes Gesicht erkannt. »Ho, Sie habe ich noch nicht gesehen.«
    »Ich komme aus London.«
    Ihre Augen funkelten. »Tatsächlich?«
    »Ja, denn es hat sich herumgesprochen, welch tollen Glühwein Sie kochen, Madam.«
    Nach dieser Antwort war sie perplex und starrte mich an, als wüßte sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Schließlich entschied sie sich für ein Lachen und sagte: »Eins zu Null für Sie, Mister.«
    »Meinen Sie?«
    »Dafür nehme ich auch zwei Becher.«
    »Wird sofort erledigt.« Der Kessel war noch ziemlich voll. Die Tochter hatte ihr den ersten Becher gereicht, den die dicke Frau in der linken Hand hielt. Mit der rechten hielt sie die Kelle fest und rührte damit in dem großen Topf herum. »Ha«, sagte sie dabei, »Glühwein mit besten Nüssen und Rosinen, das wird Ihnen schmecken!«
    »Denke ich auch.«
    Bill erhielt das erste Glas, ich wartete auf das zweite, das ich entgegennahm.
    Wir traten zur Seite, um den anderen Kunden Platz zu schaffen und probierten zugleich.
    Teufel, das Zeug schmeckte gut! Es rann wie ein heißer Strom durch unsere Kehlen. Die Verkäuferin hatte uns beobachtet. »Na, zuviel versprochen, Mister?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Gut.« Sie grinste breit und berichtete den Einheimischen, daß zwei Männer extra aus London gekommen wären, um ihren wunderbaren Glühwein zu trinken.
    Beide mußten wir lächeln, und auch Bill war von dem Getränk begeistert.
    »Das tut gut«, keuchte er. »Es heizt einem richtig ein.«
    Ich nickte.
    »He, was machst du denn da?« Er hatte es deshalb gefragt, weil ich dastand, die Hand mit dem Becher ausgestreckt hatte und auf die Oberfläche des Glühweins
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